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„Spieler werden komplett kaputt gemacht“: Goretzka platzt wegen Bayern-Kritik der Kragen

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Von: Christoph Klaucke

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Leon Goretzka wehrt sich gegen die kritische Berichterstattung beim FC Bayern. Der Mittelfeldspieler hält ein flammendes Plädoyer für seine Mitspieler.

München – Dem FC Bayern München ist in der Krise mit dem 2:0 gegen Hertha BSC ein Befreiungsschlag gelungen. Und nicht nur das: Mit dem ersten Sieg nach vier Spielen holten sich die Münchner die Tabellenführung von Borussia Dortmund zurück. Trotzdem haben die vergangenen Wochen Spuren hinterlassen – das machte Leon Goretzka nach der Partie in einem emotionalen Interview deutlich.

Leon Goretzka
Geboren:6. Februar 1995 (Alter 28 Jahre), Bochum
Beim FC Bayern seit:Juli 2018
Vertrag bis:30.06.2026
Marktwert:65 Millionen Euro

Note 6 für Goretzka: Bayern-Star gelbvorbelastet zur Halbzeit ausgewechselt

Goretzka erlebte einen Sonntagnachmittag zum Vergessen. Der zuletzt formschwache und in der Kritik stehende Mittelfeldspieler wurde gegen die Hertha von Trainer Thomas Tuchel schon zur Pause für Leroy Sané ausgewechselt. Zu allem Überfluss kassierte der 28-Jährige in der ersten Halbzeit seine fünfte Gelbe Karte und fehlt am kommenden Samstag in Bremen gesperrt (zur tz-Einzelkritik).

„Er hat gesagt, es sei ein taktischer Wechsel, weil er auf der linken Acht Leroy (Sané, Anm. d. Red.) haben wollte, um Läufe in die Tiefe zu machen. Ich war eigentlich zufrieden mit meiner Leistung“, erklärte Goretzka nach dem Spiel in der Mixed Zone das Gespräch mit Tuchel über seine frühe Auswechslung: „Es ist natürlich extrem ärgerlich, dass ich die Gelbe Karte bekommen habe, für mich war das nicht mal ein Foul. Ich habe mich extrem darüber geärgert, weil es auch meine Fünfte war und ich noch ohne die Fünfte durch die Saison kommen wollte.“ Neben seiner eigenen Leistung kam Goretzka aber auch auf die Unruhe rund um den FC Bayern zu sprechen.

Leon Goretzka wehrt sich gegen die Kritik am FC Bayern.
Leon Goretzka wehrt sich gegen die Kritik am FC Bayern. © Sascha Walther/Imago

„Spieler werden komplett kaputt gemacht“: Goretzka geht Bayern-Krise nah

Neben der Mannschaft muss sich auch die Führung viel Kritik gefallen lassen, in der Aufsichtsratssitzung am 22. Mai wird über die Zukunft von Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic entschieden. „Von der Aufsichtsratssitzung wusste ich persönlich jetzt nichts, aber insgesamt ist natürlich extrem viel Lärm im Verein“, echauffierte sich der gebürtige Bochumer, um dann zum Rundumschlag gegen die kritische Berichterstattung über seine Teamkollegen auszuholen.

„Spieler werden komplett kaputt gemacht, medial. Helfen tut es mit Sicherheit nicht“, sagte Goretzka, dem wegen der anhaltenden Kritik der Kragen platzte. Er meinte jedoch, die Mechanismen des Geschäfts mittlerweile zu kennen: „Dafür sind wir aber alle lange genug dabei, um zu wissen, dass das dazu gehört, von daher haben wir unsere Aufgaben und Antworten auf dem Platz zu geben.“ Besonders Serge Gnabry und Leroy Sané hatten in der Vergangenheit in der Öffentlichkeit keinen leichten Stand.

Goretzka freut sich für Bayern-Sorgenkind Gnabry

„Dass Serge ein Tor gemacht hat, tut ihm mit Sicherheit extrem gut. Dann wird man sich von Sieg zu Sieg wieder mehr Sicherheit holen, denke ich“, sagte Goretzka über Gnabry, der mit seinem ersten Bundesligator seit Februar den Bann gegen die Hertha gebrochen hatte. „Irgendwann verkrampft man ein bisschen und versucht es zu erzwingen. Gegen so eine tief stehende Mannschaft ist es nicht einfach Tore zu schießen, aber wir haben es geschafft“, gab sich Goretzka erleichtert, der allerdings auch zugab, dass einige Spieler mit schlechten Leistungen selbst für die Kritik verantwortlich sind.

„Ja, das stimmt“, meinte der Bayern-Star, um im selben Atemzug auf eine teils ungleiche Berichterstattung hinzuweisen: „Der ein oder andere hat in den letzten Wochen mehr abbekommen. Die Antworten geben wir auf dem Platz, anders bringt es sowieso nichts, das haben wir mittlerweile alle gelernt. Wir müssen einfach zusehen, dass wir unsere Leistung auf den Platz bringen.“

Goretzka missfällt Kritik an Bayern-Mitspielern – auch medialer Druck auf Schiedsrichter nimmt zu

Das haben die Bayern gegen die Hertha über weite Strecken geschafft. Eine gute Leistung lieferte auch Patrick Ittrich ab, obwohl oder gerade weil der Schiedsrichter dem FC Bayern einen Elfmeter verweigerte. Der Schiri-Ärger hielt sich im Gegensatz zum BVB-Spiel in Grenzen, Schiedsrichter Sascha Stegemann sieht sich grässlichen Drohungen ausgesetzt und war im Sport1-Doppelpass sogar auf Polizeischutz angewiesen.

„Ich glaube, wir sind alle gut beraten, nicht zu viel zu reden, weil wir uns auch nicht mit Ruhm bekleckert haben, was das betrifft. Ich kann mir vorstellen, dass viel Kritik auf uns alle einprallt“, sagte Salihamdizic angesprochen auf Goretzkas Aussagen. Die Vorgabe des Sportvorstands: „Wir sind aber alle gut beraten, selbstkritisch zu sein, Kritik anzunehmen. Jeder muss damit umgehen können in diesem Verein, wo wir nicht unsere Saisonziele erreicht haben. Wir wollen einfach die nächsten Spiele gewinnen, gute Leistungen bringen und auf dem Platz zeigen, wie gut wir sind.“ (ck)

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