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Rückenwind aus Russland

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Von: Andreas Morbach

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Und noch ein Trikot: Gladbach-Präsident Rolf Königs mit einem Geschenk für Papst Franziskus bei der Audienz gestern.
Und noch ein Trikot: Gladbach-Präsident Rolf Königs mit einem Geschenk für Papst Franziskus bei der Audienz gestern. © dpa

Zwei Confed-Cup-Helden sollen den Gladbacher Fohlen Beine machen.

Zwei Jahre am Niederrhein hat Lars Stindl mittlerweile hinter sich – Zeit genug, um nun ein schleichendes Übel beim Fohlen-Klub auszumachen. „Es ist schon so, dass wir hier wieder eine gewisse Konstanz und Gier entwickeln müssen“, sagte der 28-Jährige, als er, frisch erholt vom Urlaub, erstmals wieder am Borussia-Park aufkreuzte. In seiner Abwesenheit hatte Cheftrainer Dieter Hecking nach einer dürftigen Serie von Testspielen das fehlende Sieger-Gen in seiner Mannschaft moniert. Während Stindl die eingeforderten Ingredienzen für den geplanten Aufschwung zuvor an anderer Stelle schon mal zusammengemischt hatte. 

Beim Confed-Cup gelang Gladbachs Kapitän viel Gutes, unter anderem der Treffer zum 1:0-Sieg über Chile im Finale. Mit Bundestrainer Joachim Löw habe er in Russland lange Gespräche über Fußball geführt, berichtete Stindl, als er Ende Juli wieder ins Mannschaftstraining bei der Borussia einstieg. Zusammen mit Matthias Ginter, dem neuen Kollegen, der sich beim Turnier der Kontinentalsieger ebenfalls recht erfolgreich einbrachte. 

Um den Verteidiger buhlte Borussia-Sportdirektor Max Eberl schon seit Jahren, nun war er mit seinen Bemühungen erfolgreich. Von der schwarz-gelben ging’s für Ginter zur grün-weiß-schwarzen Borussia – ein kleiner Abstieg, den der 23-Jährige aber pflichtschuldig umkurvt. „Mag sein, dass man in Dortmund noch etwas mehr im Fokus steht“, sagt er. „Aber Gladbach ist genauso ein Topklub.“ In der Vorsaison schipperte dieser Topklub nach zwei Jahren in der Champions League allerdings nur auf Platz neun ein. Das naheliegende Ziel für die neue Spielzeit lautet: Besser werden. „Außerdem wollen wir im Pokal eine Runde weiterkommen als zuletzt, nämlich ins Finale“, betont Eberl. 

Im nationalen Cup wartet am 11. August zunächst zu Regionalligist Rot-Weiss Essen als Herausforderer, zum Ligaauftakt kommt neun Tage später Erzrivale Köln zu Besuch. Ein reizvoller Einstieg – auch für Ginter, dessen Verpflichtung ein zentraler Mosaikstein in den Gladbacher Plänen war. Die 17 Millionen Euro Ablöse für den Weltmeister von 2014 bedeuten Vereinsrekord.

Aber schließlich muss die Borussia auch die Rückkehr von Leihspieler Andreas Christensen (21) zum FC Chelsea auffangen. Der hochbegabte Innenverteidiger aus Dänemark entwickelte sich in seinen zwei Jahren beim Rautenklub derart gut, dass Chelsea nun wieder den Finger hob. „Jetzt ist er fünf Schritte weiter als andere junge Abwehrspieler, die bei Chelsea geblieben sind“, wirbt Eberl für das Gladbacher Modell – dem Thorgan Hazard (24) nach wie vor angehört. 

Klubs wie Arsenal oder Monaco ließ der jüngere Bruder von Chelsea-Star Eden Hazard zuletzt abblitzen. Der Vater einer vierjährigen Tochter schätzt die Nähe von Mönchengladbach zu seiner Heimat – und die üppigen Einsatzzeiten in der Bundesliga. Läuft außerdem in der Qualifikation alles glatt, spielt Hazard mit Belgien im nächsten Sommer auf der WM-Bühne vor. Internationale Offerten wird er dann neuerlich prüfen. 

Zurück nach Russland will in zehn Monaten auch Lars Stindl. Und die Chancen des stürmischen Taktgebers auf einen Platz im Nationalteam sind beim Confed-Cup erkennbar gestiegen. Bundestrainer Löw lobt Stindls Raffinesse, Intelligenz und seinen exzellenten Orientierungssinn auf dem Platz. Der Spieler selbst bekundet: „Ich will den Schwung aus der DFB-Elf mit in die Bundesligasaison nehmen.“ 

Audienz beim Papst

Seinen Vertrag bei der Borussia hat der verheiratete Familienvater erst Mitte Mai bis 2021 verlängert. Er könne sich gut vorstellen, dass dies sein letzter Verein sei, erklärte Stindl bei seiner Ankunft in Gladbach vor zwei Jahren. Diese Überlegungen hat er inzwischen um eine kleine Liebäugelei mit einem späten Karriereende in China erweitert. Noch aber ist der Ferne Osten Zukunftsmusik. Denn in den nächsten Monaten geht es für ihn erst mal darum, die Fohlenelf wieder richtig ans Laufen zu bringen – und das Interesse von Joachim Löw an seinen Fähigkeiten auch ohne Auftritte im Europapokal am Lodern zu halten. 

Dazu brauchen der ambitionierte Kapitän und die Borussia, die unter anderem Zwölf-Millionen-Mann Denis Zakaria (aus Bern) und Freiburgs Mittelfeldspieler Vincenzo Grifo zu sich gelotst hat, nach Ansicht von Sportchef Eberl vor allem eines: Ein gesundes Offensivtrio mit Stindl, Hazard und dem genialen Schleicher Raffael. Schaden kann es allerdings auch nichts, wenn Stindls Confed-Cup-Gefährte Matthias Ginter die Abwehrzentrale mit Jannik Vestergaard fortan genauso zuverlässig bildet wie das in der Vorsaison das Dänen-Duo Vestergaard und Christensen getan hat.

Und dann gab es gestern noch den Segen von ganz weit oben: die Gladbacher waren zu einer Privataudienz beim Papst, die bei allen Beteiligten großen Eindruck hinterließ. „Wenn man den Jungs in die Augen geschaut hat, waren sie ergriffen, da ihnen bewusst war, welche Persönlichkeit vor ihnen steht,“ sagte Trainer Dieter Hecking. (mit kna)

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