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Rückendeckung für Rouven Schröder

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Von: Jan Christian Müller

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Hat keine leichte Zeit in Mainz: Manager Rouven Schröder. © Markus Herkert/Jan Huebner

Der Vorstand von Mainz 05 steht nach der turbulenten vergangenen Woche trotzdem fest zum Sportchef.

Die vergangenen Tage haben Rouven Schröder zugesetzt. Manche Kritik, die der Sportvorstand von Mainz 05 zuletzt im Zuge des bundesweit Aufsehen erregenden Spielerstreiks lesen musste, empfand der 44-Jährige als „unter der Gürtellinie“ platziert. Schröder geriet zum ersten Mal in seiner Managerkarriere ernsthaft unter medialen Druck. Denn dass der verblichene Vorzeigeverein Mainz 05 nun als Chaosklub wahrgenommen wird, hat er mit zu verantworten. Zu viel ist schiefgelaufen. Worcaholic Schröder ist gerade das einzige bekannte Gesicht eines durch Suspendierung eines Stürmers, Streit um Gehälter, Streik des ganzen Teams, Rauswurf des Trainers und zwei Auftaktniederlagen gerupften Fußball-Bundesligisten auf dem vorletzten Tabellenplatz. Der einst hartnäckige Defensivspieler reagiert verbal offensiv: „Ich bin ein Kämpfer, der sich alles hart erarbeiten musste. Ich bin überzeugt, dass ich das Ruder rumreißen kann.“

Am Mittwoch setzten sich nun zwei Männer öffentlich mit ans Ruder, um den gemeinsamen Kurs in einem schlingernden Boot zu dokumentieren. Klubchef Stefan Hofmann und Finanzboss Jan Lehmann luden Medienvertreter in den Businessbereich der Mainzer Fußballarena. Eigentlich war Mainz 05 immer ein Verein, der selbst dann noch Nestwärme ausstrahlte, wenn es rumpelte. So soll es wieder werden. Mainz 05 soll wieder Mainz 05 sein. Das hat Hofmann zur Chefsache erklärt,

Der Fall Adam Szalai hat gezeigt, dass auch die Nullfünfer der Kälte des Profigeschäfts nicht widerstehen. Das ist ehrlicherweise nicht neu. Nur ein Beispiel: Unter Führung von Manager-Idol Christian Heidel gab es mal noch viel heftigeren Knatsch: Ex-Keeper Heinz Müller ging bis vor Bundesarbeitsgericht, nachdem er vom damaligen Trainer Thomas Tuchel in die zweite Mannschaft verbannt worden war.

Das für den 8. Oktober auf Betreiben von Szalai anberaumte Treffen vorm Mainzer Arbeitsgericht will Klubchef Hofmann tunlichst vermeiden: „Wir sind nicht an einem Rechtsstreit interessiert und nehmen Gespräche mit Szalais Management auf, um die Situation zu befrieden.“ Ob es dabei zur (wohl teuren) Trennung kommt oder ob der Ungar zurück in den Kreis der Profis kehrt, ließ Hofmann offen. So viel stehe aber fest: „Wir haben einen Vermögenswert Adam Szalai, den wir nicht neun Monate lang Runden drehen lassen.“

Zudem bestätigte der Vorstandsboss, dass Szalai einer der Hauptkritiker gewesen sei, als den Profis kürzlich mitgeteilt wurde, dass sie ihren 15-prozentigen Anteil an der Gehaltskürzung für die Monate April, Mai und Juni nicht zurückerhalten werden. Der Ärger darüber, Unzufriedenheit mit dem Trainer Achim Beierlorzer sowie die Suspendierung von Szalai hatten schließlich zum wilden Trainingsstreik in der vergangenen Woche geführt. Hofmann kündigte nach mehreren Gesprächen mit dem Mannschaftsrat eine öffentliche Demutsadresse des Teams an, das „komplett überzogen“ habe. Selbstkritisch ergänzte der Vereinsvorsitzende, es bestehe „erhöhter Bedarf, die Spieler kommunikativ besser mitzunehmen“.

Diese Notwendigkeit will Hofmann ausdrücklich nicht als Kritik am Sportvorstand verstanden wissen. „Rouven Schröder steht von morgens um sechs bis abends um neun unter Strom für Mainz 05 und marschiert.“ Es sei an der Zeit, ihn mehr zu entlasten. „Andere Vereine sind da besser aufgestellt.“ Die Zusammenarbeit mit Schröder sei „sehr wertschätzend“. Ergo: „Wir glauben, dass er für Mainz 05 ein sehr guter Sportvorstand ist.“

Er selbst, so Hofmann, messe sich nun daran, ob es ihm gelänge, den „Scherbenhaufen zusammenzukehren“ und dafür zu sorgen, „dass Ruhe einkehrt“. Es gäbe ohnehin schon genügend Verlierer „in dieser Geschichte“, die den Verein weit über die Profiabteilung hinaus „in seinen Grundfesten erschüttert“ habe. Die negativen Auswirkungen seien „immens“. Den Spielern werde offenbar jetzt erst klar, „was sie da angerichtet haben“. Dabei sei es doch „alternativlos“ gewesen, dass die Profis als Spitzenverdiener ihren Anteil zur finanziellen Entlastung der Corona-Einnahmeausfälle beitragen.

Mainz 05 werden laut Finanzchef Lehmann in dieser Saison rund 15 Millionen Euro Umsatz fehlen. Im Gegensatz zu einigen anderen Klubs sehen die Rheinhessen von erneuten Gehaltsverzichtverhandlungen ab. Es bleibt also beim ohnehin bescheidenen Bruttobeitrag sämtlicher rund 30 Profis von rund einer Million Euro zur Krisenbewältigung. Traurig genug, dass dieser geringe Verzicht zu einer Arbeitsniederlegung beitrug.

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