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Rudelbildung in der Fußball-Bundesliga

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Von: Jan Christian Müller

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Alles paletti: Julian Brandt jubelt nach seinem 4:1 mit Sebastien Haller (li.) und Jamie Bynoe-Gittens.
Alles paletti: Julian Brandt jubelt nach seinem 4:1 mit Sebastien Haller (li.) und Jamie Bynoe-Gittens. © dpa

So spannend war es schon lange nicht mehr: Bayern, Dortmund und Union liegen punktgleich an der Tabellenspitze

Erster Bayern, 43 Punkte, Zweiter Borussia Dortmund, 43 Punkte, Dritter Union Berlin 43 Punkte. Dazwischen nur das Torverhältnis: Bayern plus 40, Dortmund plus 17, Union plus 11. „Rudelbildung im Titelrennen“, diagnostiziert der Sportinformationsdienst. Nach 21 Spieltagen sind die Nasenspitzen eng beieinander. So eng ist es seit Einführung der Drei-Punkte-Regel 1995 zu einem so späten Zeitpunkt einer Saison noch nie gewesen.

In der Spielzeit 2011/12 war es nach dem 19. Spieltag mal ähnlich: Die Bayern führten seinerzeit vor dem BVB und Schalke. Und, tja, am Saisonende hatten Jürgen Klopps Borussen seinerzeit acht Zähler Vorsprung vor den von Jupp Heynckes gecoachten Bayern. Heynckes durfte trotzdem bleiben und führte den FC Ruhmreich zurück an die Spitze. Fraglich, ob die aktuellen Bayernbosse so viel Nachsicht auch Julian Nagelsmann gewähren würden.

Nächsten Sonntag empfangen die Bayern um 17.30 Uhr Union, das mit der Nullnummer gegen Schalke 04 den Sprung an die Spitze verpasst hat. Nagelsmann steht dabei zweifellos unter erheblichem Druck. Stresssymptome sind beim 35-Jährigen zuletzt unübersehbar gewesen. Mit seinem multiplen Wutanfall in Mönchengladbach hat er dazu den gesamten Klub unter Druck gesetzt.

Am Montag folgte via „Sport1“ die Replik von Schiedsrichterchef Lutz Michael Fröhlich Richtung des Bayerntrainers. Fröhlich nannte es „abgrundtief respektlos, die Begrifflichkeit „Pack“ zu verwenden“. Er frage sich grundsätzlich: „Wie geht man mit unterschiedlichen Perspektiven und Meinungen um? Und wie geht man mit Entscheidungen um, die nicht den eigenen Erwartungen entsprechen?“ Sein guter Rat an Nagelsmann: „Einfach mal durchatmen, innehalten und nicht immer gleich die öffentliche Bühne nutzen, um sich und seine Perspektive als die einzig richtige darzustellen.“

Edin Terzic macht es richtig

Vielleicht sollte Nagelsmann beizeiten ein Praktikum beim Berliner Kollegen Urs Fischer absolvieren und sich in der Kunst lehren lassen, die eigene Emotionalität zu dimmen. Das gehört zum Rüstzeug von Spitzentrainern mit großem Ego, auch Jürgen Klopp und Thomas Tuchel brauchten ein paar Jahre, ehe sie in der Lage waren, schlechte Laune und Frustsituationen zum eigenen Wohl und dem ihrer Arbeitgeber zu managen.

Dem Dortmunder Edi Terzic ist genau das auch in einer schwierigen Phase gelungen, als er vor der ellenlangen WM- und Winterpause zwei Niederlagen in Wolfsburg und Mönchengladbach kassierte und so mit neun Punkten Rückstand auf die Bayern eine zehnwöchige spielfreie Phase ging. Die neun Zähler haben die Borussen dank des 4:1 (2:0) am Sonntag gegen Hertha BSC nun binnen eines Monats aufgeholt.

Dabei überstanden die Westfalen auch eine Drangphase der Hertha nach dem Anschlusstreffer. Eine Phase, die dem BVB aus dem Jahr 2022 mit einiger Sicherheit den Stecker gezogen hätte. Inzwischen hat auf wundersame Weise Wehrhaftigkeit Wankelmut ersetzt, was sicher auch mit der guten Arbeit von Terzic zu tun hat. Der moderierte die eigentlich schlagzeilenträchigen Versetzungen von Marco Reus und Mats Hummels auf die Ersatzbank souverän - um beiden gegen Hertha wieder Spielpraxis zu gewähren. Die nutzte besonders Kapitän Reus weidlich, spielte stark und belieferte das Pluskonto der Borussia mit einem sehenswerten Freistoßtreffer zum 3:1,

Da war Karim Adeyemi schon lange nicht mehr auf dem Platz. Nach einem eindrucksvollen Tempolauf nach einer halben Stunde, dem er die Vorlage zum 2:0 auf Donyell Malen folgen ließ, brach der 21-Jährige zusammen und fasste sich an den linken Oberschenkel. Spielfortsetzung völlig unmöglich. Am Montag meldet Adeyemi sich via Instagram: „Don´t worry. Soon I´am back.“ (Sorgt euch nicht, werde schnell zurück sein).

Gut für Dortmund: Größtes Pfund war bei den Borussen zuletzt die Ersatzbank. Gegen die Hertha kam der 18-jährige Jamie Bynoe-Gittens. Der Engländer, der schon vergangene Woche nach seiner Einwechslung in Bremen zum 1;0 traf, legte nach atemberaubendem Dribbling prächtig zum 4:1-Schlusspunkt durch Julian Brandt auf. Wieder so ein Juwel beim BVB, dessen positive Unverfrorenheit im Titelkampf noch hilfreich sein dürfte.

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