Popp übt Kritik am Fifa-Sponsor

„Visit Saudi“ gilt als möglicher Partner der Frauen-WM in Australien und Neuseeland - manch Spielerin ist davon wenig begeistert.
Zunächst herrschte gute Laune auf der digitalen Pressekonferenz aus dem feudalen Golf-Hotel in Marbella, wo sich Alexandra Popp und Sara Däbritz zur ersten Medienrunde im Trainingslager der deutschen Fußballerinnen eingefunden hatte. Schließlich ist die Mittelfeldspielerin von Olympique Lyon am Mittwoch 28 Jahre alt geworden und berichtete erfreut „von mehreren Geburtstagsständchen“. Auch Kapitänin Popp plauderte eingangs entspannt über die guten Bedingungen an der Costa del Sol, ehe dann nach der Rückkehr am Sonntag das Freundschaftsspiel gegen Schweden in Duisburg am Dienstag (18.15 Uhr/ZDF) ansteht.
Es zeigt sich, dass die deutschen Fußballerinnen auf dem Weg zur WM in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) weiterhin eine breite Unterstützung erfahren. Knapp 16 000 Tickets sind für den ersten Härtetest verkauft, der Popp an ihre Wurzeln zurückführt: Hier entwickelte sich die Torjägerin einst beim FCR 2001 Duisburg unter der heutigen Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg zur Nationalspielerin und bestritt dort auch ihr erstes von 124 Länderspielen. „Mehr Duisburg geht nicht“, scherzte die 31-Jährige.
„Kein optimaler Sponsor für eine Frauen-Weltmeisterschaft“
Ganz und gar nicht zum Lachen war der Stehauffrau bei einem anderen Thema: Offenbar hat Saudi-Arabien so große Geldköder für die Fifa ausgelegt, dass der Weltverband tatsächlich laut englischen Medienberichten erwägt, die Tourismuskampagne „Visit Saudi“ zum Partner der Frauen-WM zu machen. Dass dieses Turnier Werbung für ein Land machen soll, in dem Menschen- und Frauenrechte missachtet werden, ist eigentlich ein schlechter Witz.
Man stehe dem „nicht gerade positiv“ gegenüber, sagte Popp. Die Führungsspielerin vom VfL Wolfsburg führte aus: „Ich glaube, die anderen aus anderen Nationen haben schon viel ausgesprochen, dass das kein optimaler Sponsor für eine Frauen-Weltmeisterschaft ist – für das, wofür wir Frauen auch stehen. Ich bin gespannt, was da am Ende bei herauskommt. Mehr als ein bisschen unseren Senf dazugeben, dass wir es nicht gerade gutheißen, können wir leider auch nicht.“
US-Ikone Alex Morgan findet das Sponsoring bizarr
Offenbar sind auch die Verbände von Australien und Neuseeland wieder einmal überrumpelt worden: Beide haben bereits ein Protestschreiben verfasst. Deutlicher als Alexandra Popp äußerten sich andere Stars. DIe US-Stürmerin Alex Morgan bezeichnete das mögliche WM-Sponsoring durch Saudi-Arabien als „bizarr“.
Dass Fifa-Präsident Gianni Infantino sich nicht ziemt, nun auch bei den Frauenturnieren ohne Skrupel geschäftliche Interessen über alles zu stellen, hat eine neue Dimension. Und eigentlich bräuchte es, sobald sich die Indizien für diesen Deal erhärten, einen geschlossenen Gegenwind aus dem internationalen Frauenfußball.
Kein Equal Pay bei den Prämienverhandlungen
Dass es dort immer noch nicht nur um Geld geht, machte ein anderes Thema deutlich: Auf FR-Nachfrage erklärte Popp, dass sie bei den anstehenden Prämienverhandlungen mit der DFB-Spitze keinesfalls gleiche Summen wie bei den Männer fordern werde. „Das ist ja eine never-ending Story. Wir reden hier nicht von Equal Pay. Davon sind wir jetzt erstmal noch echt weit entfernt. Von daher wird das mit Sicherheit auch kein Thema sein“, versicherte die Wortführerin.
Bei der EM in England hätte es beim Finalsieg pro Spielerin 60.000 Euro gegeben, letztlich kam durch das verlorene Endspiel die Hälfte der Summe zur Auszahlung. Den Männern waren bei der WM in Katar für den Titelfall 400.000 Euro in Aussicht gestellt worden. Wird den Frauen jetzt wenigstens eine sechsstellige Summe geboten? Popp wollte „keine Zahlen irgendwie rausposaunen, wo die Zielsetzung ist“. Man gehe aber in offene Verhandlungen, „um für beide Parteien das herauszuholen, womit wir am Ende glücklich und zufrieden sind.“ Hörte sich danach an, als würde sehr bald eine vernünftige Lösung gefunden, mit der alle gut leben können.