Pein für Schatzmeister

Die Pandemie kostete die Bundesliga mehr als eine Milliarde Euro. Nur die Profis kassierten weiter. Ein Kommentar.
Der deutsche Profifußball galt ja in der schlimmsten Zeit der Pandemie immer als privilegiert, weil Geisterspiele ausgetragen werden durften, als Hotels, Theater, Kneipen und Clubs noch lange dicht bleiben mussten. Die Wahrheit ist jedoch: Gegenüber der 2020 coronabedingt um 4,6 Prozent geschrumpften und 2021 schon wieder um 2,7 gewachsenen Wirtschaftsleistung deutscher Unternehmen hat es die beiden Bundesligen weitaus ärger getroffen. In Zahlen: Der Gesamtumsatz des deutschen Lizenzfußballs ist binnen zwei Spielzeiten um mehr als eine Milliarde Euro gesunken, alleine vergangene Saison um brachiale 752 Millionen Euro und damit um fast 16 Prozent gegenüber 2018/19, dem letzten fröhlichen Spieljahr ohne Corona.
Am Freitag hat die Deutsche Fußball-Liga (DFL) diese Schockerzahlen veröffentlicht, medial war das ein kluger Schachzug, weil die negativen Schlagzeilen von der WM-Auslosung in Katar überdeckt werden. Nicht zu vergessen: Rechnet man die von der DFL noch nicht erfasste laufende Saison hinzu, kommt sicher noch mal eine halbe Milliarde Euro Einnahmeausfall hinzu. Das sind dann nicht nur Phantomschmerzen, sondern echte Pein für die Schatzmeister der Klubs.
Die haben zwar gegengesteuert, etwa, indem die Tagelöhner aus Sicherheits- und Cateringdiensten um 80 Prozent reduziert wurden. Logisch, die Stadien waren ja weitgehend leer. Die Fettverdiener in kurzen Hosen dagegen kassierten ungezügelt so weiter wie bisher. Ach was, es gab sogar mehr. Tatsächlich stiegen die Personalkosten nämlich um 120,6 Millionen Euro. Damit gelangten 8,3 Prozent mehr Geld in die Taschen derjenigen, die die Taschen sowieso schon voll haben.
Von Gehaltsverzicht war nur zu Beginn der Pandemie die Rede. Danach ruhte still der See. Die Finanz- und Sportvorstände waren es leid, trotz exorbitanter Rückgänge der auf weniger als ein (!) Prozent der Gesamteinnahmen geschrumpften Zuschauererlöse mit renitenten Profis freiwillige Verzichtsmodelle zu verhandeln.
Die neue DFL-Chefin Donata Hopfen muss die Not jetzt moderieren und ist dafür nicht zu beneiden, Vorgänger Christian Seifert hat einen klugen Zeitpunkt zum Abschied gefunden, Hopfen spricht von einer „beispiellosen Zäsur“ nicht nur für den Fußball. Die Managerin kennt sich mit digitaler Zukunftstechnologie gut aus, was sicher nicht schaden kann, um die verzwergte Bundesliga besser aufzustellen. Aber Geld drucken darf sie nicht, und aufsteigen müssen Schalke, Werder und der HSV dann schon selber, um wieder mehr Wumms in die Eliteklasse zu bekommen.