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Onisiwo verschafft Mainz 05 Luft

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Von: Jan Christian Müller

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Mit Megaphon: Karim Onisiwo bei den Fans.
Mit Megaphon: Karim Onisiwo bei den Fans. © dpa

Der Matchwinner beim verdienten 5:2-Sieg gegen Bochum profitiert auch vom neuen Mitspieler Ludovic Ajorque

Seit sechs Jahren spielt Karim Onisiwo für Mainz 05. Der Mehrwert in den meisten seiner 185 Spiele für die Rheinhessen wurde nicht an Toren gemessen. Sondern am Lücken reißen für die Mitspieler und dafür, sich besonders aktiv an der Balljagd zu beteiligen. Der Österreicher Onisiwo galt nicht zu Unrecht oft auch als Chancentod. Viel Aufwand, wenig Ertrag.

Am Samstag nach dem 5:2 (3:0)-Sieg gegen den VfL Bochum feierten die schon in verfrühter Fastnachtsstimmung befindlichen 05-Fans den 30-Jährigen, der auf ihre Tribüne geklettert war, ausgiebig. Hinterher kam ein breit lächelnder Onisiwo mit einem der Spielbälle in den Bauch der Arena geschlurft. Den wollte er sich sichern, denn noch nie in seiner Profikarriere hatte der Offensivmann drei Tore in einem Spiel geschafft. „Das“, berichtete er ebenso glückselig wie ehrlich, „kommt bei mir nicht so oft vor.“ Ein ganz blitzsauberer Hattrick war es nicht, denn ein Treffer gelang ihm vor der Pause, zwei erst danach.

Aber das soll die Leistung nicht schmälern, denn auch an den beiden weiteren Mainzer Toren durch den Koreaner Jae-sung Lee und den Schweizer Silvan Widmer war der wuchtige Stürmer aktiv beteiligt. Die Vorstellung war auch deshalb bemerkenswert, weil Onisiwo wegen eines schmerzhaften Ödems im Zeh zwei Monate lang nicht voll trainiert hatte. „Karim müsste eigentlich müde sein“, befand Sportdirektor Martin Schmidt nach der Englischen Woche ein wenig überrascht. Die enge Taktung wird beibehalten: Mittwochabend gastiert der FC Bayern im DFB-Pokal in Mainz.

Der etwas ins Trudeln geratene Branchenführer darf sich auf einen Gegner einstellen, dessen Struktur sich sichtbar verändert hat. Gegen lange völlig indisponierte Bochumer spielte der vorige Woche für rund sechs Millionen Euro verpflichtete Ludovig Ajorque erstmals von Beginn an. Der in der Nähe des Stade de France im Pariser Vorort Saint Denis geborene Franzose ist fast zwei Meter groß. Ein klassischer Zielspieler, der mit dem Rücken zum Tor Bälle behaupten und mit Kopf und Fuß weiterleiten kann. Das gelang dem Hünen zwar nicht immer, aber immer öfter.

Sturmpartner Onisiwo profitiert von dieser neuen Versuchsanordnung. Er kann nun um den neuen Mitspieler herum spielen und mehr mit Anlauf aus der Tiefe des Raums kommen, denn er ist nun nicht mehr die natürliche, ist nicht mehr erste Anspielstation in der Spitze. Den Job erledigt jetzt Ludovig Ajorque. „Das tut mir gut“, befand Oisiwo. „Das hat gut gepasst“, analysierte auch Cheftrainer Bo Svensson.

Unerwartete Spannung

Der Däne war Mitte der zweiten Halbzeit noch etwas ins Zittern geraten, als die bis dahin chancenlosen Bochumer binnen zwei Minuten plötzlich und unerwartet zwei Tore erzielten, beide unter tätiger Mithilfe des Ex-Mainzers Pierre Kunde Malong, den der VfL in der Winterpause von Olympiakos Piräus ausgeliehen hat. Fast wäre Keven Schlotterbeck sogar noch der Anschlusstreffer um 3:4 gelungen, aber dann machte Onisiwo mit einem Vollspannstoß in den Winkel zum 5:2 die letzten Bochumer Hoffnungen zunichte.

Die Nullfünfer haben damit nach zuvor sechs Partien ohne Sieg (Martin Schmidt: „Waren etwas im Winterschlaf“) dafür gesorgt, dass sie vorerst nicht in den Abstiegsstrudel geraten. Am Mittwoch im Pokal gegen die Bayern werden dann auch mal wieder mehr als bloß 23 000 Zuschauende in die Arena kommen, die gegen Bochum da waren. „Dann“ sagte Matchwinner Onisiwo mit grimmiger Entschlossenheit, „müssen wir noch mehr zeigen als heute.“

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