Offenbacher Kickers sammeln Geld ein

Fußball-Regionalligist geht mit einem Anteilsverkauf in die Zukunft, weil jedes Jahr 1,5 Millionen Euro fehlen.
Ernste Töne, aber auch gute Signale sendeten die Verantwortlichen der Offenbacher Kickers bei ihrer Mitgliederversammlung aus. OFC-Geschäftsführer Matthias Georg gab im VIP-Raum des Stadions am Bieberer Berg unter großem Beifall die Vertragsverlängerung mit Jayson Breitenbach bekannt. Auch die Nachwuchstalente Roko Mrvelj und Damian Balic werden Profiverträge für die Saisons 2023/24 erhalten.
Präsident Joachim Wagner blickte in seiner Eröffnungsrede zurück und räumte ein: „Ich habe in den knapp vier Jahren viel gelernt.“ Vor allem eines: „Ich werde nie mehr einen Drei-Jahres-Plan aufstellen. Ich habe Kalender einfach weggeworfen.“ Ziel müsse es vielmehr sein für Kickers Offenbach: „Wir müssen raus aus der Regionalliga und jedes Jahr versuchen, aufzusteigen. Aber lasst es uns mit Geduld zusammen angehen.“ Dazu aber werde der OFC, im Speziellen die für den Regionalligabetrieb zuständige Profi GmbH, auch in Zukunft Geld benötigen. Geld, das sie über die üblichen Einnahmen nicht alleine generieren kann. Laut Wagners Rechnung würden dem OFC mit seinen regelmäßigen Einnahmen abzüglich aller Kosten ohne Ausgaben für Spieler, Trainer und Staff höchstens eine Million Euro zur Verfügung stehen, die er für einen Kader zur Verfügung hätte. „Damit würden wir um einen Mittelfeldplatz oder gegen den Abstieg spielen“, so Wagner.
Um wettbewerbsfähig zu sein, müsse der OFC daher in der Lage sein, mindestens 2,5 Millionen Euro zur Verfügung zu haben. In der Saison 2021/22 waren es sogar 3,5 Millionen Euro. „Wir werden jedes Jahr eine bis 1,5 Millionen Euro mehr ausgeben, als wir haben“, so Wagner.
Und für diese fehlende Summe ist der Verein eben auf Gesellschafter, Investoren und Sponsoren angewiesen. Das machten auch die Zahlen deutlich, die GmbH-Geschäftsführer Matthias Georg präsentierte. Demnach hat der OFC zum 30. Juni 2022 ein strukturelles Minus von rund 1,048 Millionen Euro ausgewiesen. Das wurde zum einen durch eine Rate der Corona-Hilfen, aber auch durch ein Darlehen in Höhe von 600 000 Euro ausgeglichen, das von den Kickers-Freunden gewährt wurde.
Die Einnahmen aus dem Anteilsverkauf, dem die 332 Mitglieder mit klarer Mehrheit zustimmten, sollen nach Wagners Worten weitgehend für den Etat der kommenden Saison eingesetzt werden. 695 000 Euro wird der Verkauf einbringen. Laut des OFC-Bosses habe das Bündnis Kickers als eine von zwei Investorengesellschaften zugesichert, dass die vier Prozent durch die Kickers Freunde GmbH, der unter anderem das Präsidium angehört, übernommen werden.
Wagner hatte in seiner Eröffnungsrede mit emotionalen Worten um die Zustimmung zum Verkauf der Anteile und zur strukturellen Erweiterung von Verwaltungsrat und Aufsichtsrat geworben. Er begründete dies vor allem mit dem Wunsch, sich „breiter aufzustellen“. Die Mitglieder folgten diesem Ansinnen und stimmten den Anträgen jeweils mit großer Mehrheit, entlasteten Präsidium und Verwaltungsrat.
Das Gremium des eingetragenen Vereins (e.V.) wird demnach von elf auf zwölf Personen erweitert und für drei Jahre gewählt. Ausgeschieden sind Jürgen Weber, Jürgen Bauer, Dirk Lünzer und Uwe Zeiler. Neu hinzu gewählt wurden die Offenbacher Bürgermeisterin Sabine Groß, Nadine Cron, Katja Nubert, Joachim Hannappel und Oliver Old.
Wagner kündigte zudem an, den Aufsichtsrat zu vergrößern. In Christian Peters und Torsten Möller, der zum Vizepräsident gewählt wurde, rücken zwei Unternehmer, die mit ihren Firmen den OFC seit langem als Sponsoren unterstützen, in den Aufsichtsrat. Was all diese Maßnahmen bedeuten, machte Schatzmeister Thomas Zahn deutlich: „Wir stehen sehr viel stabiler da als vor vier Jahren.“