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Niko Kovac und Max Kruse: Pol und Gegenpol

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Von: Thomas Kilchenstein

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Nicht bundesligareif: Gegen Leipzig spielte Max Kruse erstmals 90 Minuten durch - und war im Anschluss mit sich und allen anderen unzufrieden.
Nicht bundesligareif: Gegen Leipzig spielte Max Kruse erstmals 90 Minuten durch - und war im Anschluss mit sich und allen anderen unzufrieden. © dpa

Wolfsburgs Trainer Niko Kovac und Wolfsburgs Stürmer Max Kruse sind wie Feuer und Wasser. Kein Wunder, dass es mit den beiden nicht so recht klappen will. Ein Kommentar.

Wer Niko Kovac holt, weiß, was er bekommt: einen fleißig bis zur Akribie und darüber hinaus arbeitenden Trainer, dem der Ruf eines Disziplinfanatikers vorauseilt, der vieles, wenn nicht alles, vorgibt, der kontrolliert, antreibt, fordert, oft genug nervt, dessen Spieler bis in die letzte Muskelfaser austrainiert sind. Der Mann kennt kein Pardon, man frage nach bei Thomas Müller oder Alex Meier, Namen spielen beim Kroaten kein Rolle.

Wer Max Kruse holt, weiß, was er bekommt: einen bisweilen brillanten Spieler, der den Unterschied ausmacht, einen, der das Gespür für Raum und Zeit hat, instinktiv vieles richtig macht am Ball, weil er das Spiel versteht. Und er bekommt einen Freigeist, einen Individualisten, der sein eigenes Ding macht, sich nie den Mund verbieten lässt, oft aneckt - und nicht immer der mustergültige Vorzeigeprofi ist.

Ungeschickterweise sind beide, Pol und Gegenpol, beim selben Arbeitgeber angestellt, beim VfL Wolfsburg, und das dies nicht passt, nicht passen kann, ist offensichtlich. Sie sind ja wie Feuer und Wasser. Bislang ist der mittlerweile 34-Jährige in Wolfsburg nur sporadisch zum Einsatz gekommen, am Samstag, beim 0:2 in Leipzig, erstmals über die volle Distanz, und aufgefallen ist das Entfant terrible, weil er zwei farblich unterschiedliche Fußballschuhe trug - und hernach in selten öffentlich gehörter Deutlichkeit seinem Team an diesem Tag die „Bundesligareife“ absprach, „von A bis Z“, sich eingenommen.

Es gehören nicht viele seherische Fähigkeiten dazu, zu behaupten, das Verhältnis zwischen Trainer und Spieler sei angespannt. Beide können nicht miteinander, Kruse ist genervt vom autoritären Kovac, der einen anderen Fußball spielen lässt als Kruse spielen kann. Kovac ist nicht in der Lage, einem eigenwilligen Profi seine genialischen Momente zu geben, die nicht auf niedrigen CK-Werten und Laktattests fußen. Ein Kruse braucht Freiräume, ja auch Pausen, um seinen Fußball zu spielen, ein Kovac ist nicht gewillt, ihm diese Freiheiten zu gewähren. Da kann der sehr ehrgeizige Ex-Frankfurt- und Bayern-Trainer nicht über seinen Schatten springen.

Insofern stehen die Zeichen auf Trennung, selbst wenn Geschäftsführer Jörg Schmadtke vom Gegenteil ausgeht. Das Problem ist ja: Ein unzufriedener Max Kruse ist vom Typ her keiner, der sich brav und vor allem still in den Trainingsbetrieb zurückziehen würde. Er macht seinem Missmut Luft, so wie am Samstag. „Wir hätten auch vier oder fünf Stück kriegen können“, als Team sei man ebenfalls nicht aufgetreten. Das ist auch eine kaum verhohlene Kritik am Trainer. Und eine Provokation. Warum wohl?

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