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Nagelsmann besteht die Nagelprobe

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Von: Manuel Bonke

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Freud und Leid: Lionel Messi ärgert sich, Benjamin Pavard und Yann Sommer freuen sich.
Freud und Leid: Lionel Messi ärgert sich, Benjamin Pavard und Yann Sommer freuen sich. © dpa

Der 1:0-Sieg in Paris nimmt den Bayern und ihrem Trainer Julian Nagelsmann vorerst den ganz großen Druck - auch dank kluger Personalentscheidungen.

Auf dem Platz lief alles smooth. Auf dem Rückweg dann zunächst nicht mehr: Die Computerstörung bei der Lufthansa hat auch den FC Bayern eingebremst. Die Rückreise der Münchner vom Champions-League-Sieg bei Paris Saint-Germain verzögerte sich am Mittwoch, weil es zunächst Probleme beim Check-In der Delegation des deutschen -Rekordmeisters gab. Erst deutlich später als geplant konnte das Team um Trainer Julian Nagelsmann seine Plätze im Charterflieger einnehmen. Mit etwas mehr als einer Stunde Verspätung konnte die Maschine dann in Richtung München abheben.

Nagelsmanns Nagelprobe war am Abend zuvor gut gegangen Teil eins gegen den französischen Meister hat der FCB-Coach erledigt. Die Stadt der Liebe – gepaart mit dem 1:0-Sieg – brachte die romantische Ader von Oliver Kahn (53) zum Vorschein. „Einen schöneren Valentinstag hatte ich noch nie“, tat der Vorstandschef einen Tag nach dem Achtelfinal-Hinspielerfolg kund und fügte an: „Wir haben uns mit einer starken Mannschaftsleistung eine gute Ausgangslage fürs Rückspiel geschaffen. Kompliment an das Team und den Staff, die alle Störgeräusche ausgeblendet und die Antwort auf dem Platz gegeben haben.“

Eine Anspielung auf die Unruhen rund um Nagelsmann, dessen Verhältnis zur Mannschaft zuletzt genauer beleuchtet worden war. Vor allem wegen der Posse um Kapitän Manuel Neuer, aber auch aufgrund seines offensiven Verhaltens im Rahmen des Spiels gegen den VfL Bochum. Der Druck vor dem ersten K.o.-Duell gegen PSG war entsprechend groß – und Nagelsmann lieferte. Seine Taktik mit Dreierkette, mutigen Personalentscheidungen (Startelf ohne Müller) und sinnvollen Wechseln ging auf.

Sehr zur Freude von Sportvorstand Hasan Salihamidzic, der sich in den Katakomben des Prinzenparks demonstrativ vor seinen Trainer stellte. „Von außen wird viel reingetragen. Aber Mannschaft und Trainer funktionieren sehr gut. Wir haben wirklich eine sehr, sehr gute Stimmung“, sagte Salihamidzic und erklärte sichtlich angesäuert: „Der Trainer wird ständig infrage gestellt, obwohl er gar nicht infrage gestellt werden kann. Das finde ich komisch!“

Fürs Erste hat Nagelsmann also Ruhe, doch in drei Wochen steht das Rückspiel in München an. Zwar rühmte Kahn die Leistung der Mannschaft in seiner kurzen Bankettrede als „klug“ und „clever“, schärfte allerdings die Sinne für das Duell am 8. März: „Spiele auf diesem Niveau werden nicht im Hinspiel entschieden.“ Zumal PSG dann wahrscheinlich mit einem entscheidenden Trumpf in die Münchner Arena kommt: 90 Minuten Kylian Mbappé (24).

Dem Superstar reichte am Dienstag eine gute halbe Stunde, um das Pariser Spiel spürbar zu beleben. „In der zweiten Halbzeit hat man gesehen, was dieser Ausnahmespieler auslöst, nicht nur beim Publikum, sondern auch in der Mannschaft. Dann hat Paris wieder dran geglaubt“, warnte Kahn. Oder um es mit den Worten von Bayern-Patron Uli Hoeneß (71) auszudrücken, der das Bankett von einer weißen Ledercouch aus verfolgte: „Das waren zwei Mannschaften von Paris, eine ohne und eine mit Mbappé.“ Nagelsmann wählte für den Auftritt des Überschallangreifers den Begriff „Game Changer“.

Die Bayern wollen auf die aktuell größte Attraktion im Weltfußball vorbereitet sein. „Wir sind nach dem Sieg auf jeden Fall besser dran als Paris. Aber es ist nicht so, dass wir die Beine hochlegen können. Das ist, glaube ich, selbsterklärend“, sagte Nagelsmann nach der Partie und gab einen kurzen Einblick in seine Gedankenspiele: „Wir müssen im Rückspiel so die letzten 20 Minuten wegnehmen, die Idee ein bisschen anpassen, dass wir nicht so eine halb-halb Position haben – entweder viel Druck oder gar kein Druck.“ Und mit Druck kennt er sich aus…

Druck hat auch Torwart Yann Sommer als Vertreter von Neuer. Der Schweizer hält diesen Druck offenbar stand. Es lief die 74. Minute, als sich Mbappé auf der linken Seite durchsetzte und mit einem Affenzahn auf Sommer zulief. Der 34-Jährige blieb lange stehen, der Winkel wurde dadurch immer spitzer und als der Superstar zum Schuss ansetzte, machte Sommer seinen Oberkörper so lang wie nur irgendwie möglich, drehte den Kopf etwas zur Seite und parierte den Ball mit einem Weltklassereflex per Kopf. „Das zeichnet einen Torwart bei Bayern München aus, dass du nicht so viel zu tun bekommst, aber wenn du gebraucht wirst, da bist“, schwärmte Bayern-Vorstandschef Oliver Kahn, selbst ein absoluter Weltklassetorhüter. Hasan Salihamidzic stimmte gerne mit ein: „Von der ersten Minute an hat Yann gespielt, als ob er schon länger da wäre.“ Manuel Neuer wird es gesehen und vernommen haben.

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