Nachahmer für Jakub Jankto gesucht

Der mutige tschechische Fußball-Nationalspieler hat sich als homosexuell geoutet - es gibt vier Lob aus der Bundesliga, aber niemanden, der es ihm gleichtut.
Eine Welle der Anteilnahme rollt auch aus Deutschland in Richtung Tschechien. Zumindest in den Sozialen Medien gibt es reichlich Respekt für den mutigen Schritt des tschechischen Nationalspielers Jakub Jankto, noch während der aktiven Zeit seine Homosexualität öffentlich zu machen. Gerade Thomas Hitzlsperger kann sich gar nicht tief genug vor dem 27-Jährigen von Sparta Prag verneigen, der die ansonsten wenig beachtete tschechische Eliteliga zur europäischen Vorzeigeliga macht. „Was für ein Spieler! Was für eine Persönlichkeit!“, schrieb Hitzlsperger, der 2014 als erster prominenter deutscher Profi diesen Schritt wagte. Erst nach der Zeit als Aktiver wohlgemerkt. Dem 40-Jährigen ist bis heute kein aktueller oder ehemaliger Bundesligaspieler gefolgt, was kein Ruhmesblatt für die deutsche Gesellschaft darstellt.
Gerne steht der Profifußball hierzulande für Respekt, Toleranz und Fairplay ein: Das ist gut, aber an diesem Punkt plagt den deutschen Männerfußball ein Problem. Die Frauen sind auf dieser Ebene – und das seit längerem – deutlich fortschrittlicher, weil offener. Insofern kann es nur ein erster Schritt sein, wenn zahlreiche Bundesligisten die Vorbildwirkung des auch bei EM 2021 spielenden Jankto feiern. Die Welt sei bunt, der Fußball sei bunt, sagte der Trainer des FC Bayern, Julian Nagelsmann in Paris, der Stadt der Liebe. Borussia Dortmund schrieb zu Janktos Video auf Twitter: „Respekt und Danke, Jakub! Fußball ist für alle da.“ Solche Botschaften, gerne mit Regenbogenfahne unterlegt, verbreiteten auch der FSV Mainz 05 („Gut gesagt, Jakub. Liebe = Liebe“) oder Eintracht Frankfurt („Liebe hat keine Grenzen“).
Nur sollte es bei der Zustimmung in der virtuellen Welt nicht bleiben. Was in Tschechien möglich ist, sollte auch in Deutschland mehr als einen Nachahmer finden. Es müsste genügend Klubverantwortliche, Trainer und Spieler geben, die genau wissen, wer unter ihnen homosexuell ist, der sich aber bislang nur im kleinen Kreis geoutet hat. Wie wäre es, wenn 36 Lizenzvereine sich diesbezüglich hinter den Kulissen mal abstimmen, gemeinsam mit DFL und DFB dann eine konzertierte Aktion planen – und irgendwann, vielleicht sogar erst zum Ende der Saison, benennen alle 36 Erst- und Zweitligisten einen Funktionär, Fußballer oder Betreuer, der sich als homosexuell zu erkennen gibt. Ein gemeinschaftliches Outing, in der Kommunikation unterstützt von den Vereinen und Verbänden, hätte den sehr angenehmen Nebeneffekt, dass sich die Öffentlichkeit nicht auf den einen stürzt. So wie jetzt gefühlt auch halb Fußball-Deutschland auf Jakub Jankto.