Millionen gegen die Angst

Der FSV Mainz 05 hat im Winterschlussverkauf zugegriffen, um den Kader breiter aufzustellen. Nach der Niederlage gegen Borussia Dortmund steigt der Druck fürs Heimspiel gegen Bochum.
Es hatte sogar wütende Fußtritte gegen die wirklich völlig unschuldige Mauer im Übergang zum Spielerausgang gegeben, als der ungemütliche Mainzer Abend ein für die Nullfünfer unschönes Ende nahm. Auf einmal jubelte die schwarz-gelben Protagonisten, während die rot gewandten Akteure nicht wussten, wohin mit ihrem Frust.
Der Schweizer WM-Teilnehmer und Mainzer Führungsspieler Silvan Widmer kleidete die unglückliche 1:2-Niederlage des FSV Mainz 05 gegen Borussia Dortmund in treffende Sätze: „Der Fußball ist unberechenbar. Wenn eine Mannschaft es nicht verdient hat heute zu verlieren, dann war das Mainz.“ Nach Ende der Hinrunde sind die Rheinhessen nunmehr Zwölfter, 20 Punkte, gerade noch solide Mittelklasse.
Allein: Eine Heimniederlage zum Rückrundenstart gegen den VfL Bochum (Samstag 15.30 Uhr) würde die Alarmglocken klingeln lassen; zumal damit zu rechnen ist, dass der VfB Stuttgart unter Bruno Labbadia oder vielleicht auch Hertha BSC mit dem Ur-Mainzer Sandro Schwarz noch eine Serie hinlegen. „Verlieren verboten“ hat daher Sportdirektor Martin Schmidt als Direktive gegen den Vorjahresaufsteiger aus dem Revier ausgegeben. Erst dann dürfe man an das DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den FC Bayern (Mittwoch, 20.45 Uhr) denken. Der Schweizer Tausendsassa hatte in den letzten Tagen einiges zu tun, denn die Rheinhessen haben für ihre Verhältnisse durchaus kostspielige Transfers im Winterschlussverkauf getätigt.
Der für rund 2,5 Millionen Euro geholte Norweger Andreas Hanche-Olsen, 26, aus Belgien von KAA Gent als Wunschspieler von Trainer Bo Svensson geholt, legte gegen den BVB ein durchwachsenes Debüt in der Dreierkette hin. Dafür saßen beispielsweise mit Stefan Bell, Alexander Hack und Maxim Leitsch drei Verteidiger auf der Bank, die in der Hinrunde oft zum Stammpersonal zählten. Und wenn der Konkurrenzkampf hinten schon angeheizt wird, dann auch vorne: Die erst am Dienstag vollzogene Verpflichtung von Sturmtank Ludovic Ajorque hat aufhorchen lassen. Rund sechs Millionen Euro soll der im Sommer von mehreren Bundesligisten vergeblich umgarnte Torjäger des französischen Erstligisten Racing Straßburg gekostet haben.
Ajorque deutet Stärken an
Ordentlich Geld für einen 28-Jährigen, der mit stolzen 1,96 Meter Körpergröße und kantiger Statur auffällt. „Er bringt als Anspielstation eine Wucht mit: So ein Spieler hat uns gefehlt“, sagte Svensson, der zwar gerne mit dem immer noch verletzten Jonathan Burkhardt und Karim Onisiwo auf schnelles Umschaltspiel setzt, aber wenn die Mainzer mal Druck erzeugen wollten, fehlt oft ein solcher Abnehmer in vorderster Linie.
Ajorque deutete nach seiner Einwechselung zumindest Torgefährlichkeit an. Gar nicht glücklich lief der Einstand eines dritten Debütanten. Der erst in der 89. Minute gebrachte Brajan Gruda verlor vor dem 1:2 in der Nachspielzeit prompt die Orientierung, was dem aus der eigenen Jugend aufgerückten 18-Jährigen aber Svensson verzieh: „Er war nur kurz im Spiel, so etwas passiert.“
Der Mainzer Coach, der nebenbei bereits seine elfte (!) Gelbe Karte als Bundesligatrainer sah, hatte mit der Einwechslung des Eigengewächses ein weit weniger glückliches Händchen als Kollege Edin Terzic, der Giovanni Reyna und Sebastien Haller von der Bank brachte, die im Duett den Mainzer Schockmoment besorgten.