Messi und Ronaldo: Zwei Altmeister in WM-Form

Lionel Messi erzielt ersten Fünferpack für Argentinien, Cristiano Ronaldo trifft doppelt für Portugal.
Das Bewundernswerte an Cristiano Ronaldo, der ja auch durchaus einige zweifelhafte Seiten hat: Er ist Fußballer durch und durch. Das zeigte er im zweiten Spiel der Nations League mal wieder eindrucksvoll, nachdem ihm zuvor im ersten für Portugals Startelf noch der Ex-Frankfurter und Jetzt-Leipziger André Silva vorgezogen worden war: Ronaldo drehte auf, spielte alles in Grund und Boden, führte Portugal zu einem 4:0 gegen die Schweiz, einem überhaupt nicht selbstverständlichen Resultat. Cristiano Ronaldo ist also noch so bodenständig, dass die uralte Trainerpsychologie bei ihm verfängt: ihn einfach reizen, unter Druck setzen, zur Reaktion zwingen.
Am Tag, als Ronaldo der Schweiz zwei Treffer einschenkte, setzte ein anderen Ballkünstler noch einen obendrauf: Lionel Messi traf für Argentinien gleich fünfmal. Okay, es war nur gegen Estland, ist aber trotzdem bemerkenswert, weil man für eine solche Vielzahl an Toren eben eine gewisse Wegstrecke zurücklegen muss und die Laufleistungen Messis sonst ja eher dem Kilometer-Pensum von Torhütern entsprechen.
Immer noch nicht satt
Es war der erste Fünferpack des Zauberflohs im Trikot der Albiceleste. Was auch noch auffällt nach der Leo-Messi-Gala: Vor ein paar Jahren noch hatte er, der Mann von Paris Saint-Germain, im Frust darüber, dass ihm mit der Nationalmannschaft kein Titelgewinn gelang, seinen Rücktritt aus selbiger erklärt. Er überlegte es sich dann doch noch anders und konnte 2021 die südamerikanische Kontinentalmeisterschaft holen, die Copa. Auch der Vergleich mit dem Europameister Italien ging vorige Woche klar an Argentinien, das auf einmal ein sehr aussichtsreicher Titelanwärter für die Weltmeisterschaft in Katar zu sein scheint.
Die WM 2022 findet ein knappes halbes Jahr später statt, als das im normalen Turnus der Fall wäre. Im höheren Alter ist es daher ganz natürlich, dass man sich auch fragen mag: Muss das noch sein? Dem wunderbaren italienischen Abwehrhaudegen Giorgio Chiellini mit seinen 37 Lenzen wurde die Entscheidung darüber, ob er Katar noch dranhängt, durch das Versagen seiner Mitspieler abgenommen, doch Ronaldo und Messi sind qualifiziert – und äußerst motiviert: Das WM-Jahr ist eine gute Gelegenheit, dem aufmüpfigen Kollegen Robert Lewandowski, der ja gerade ein Vereinstheater in München veranstaltet, den Goldenen Ball doch wieder abzunehmen, außerdem hängt man an einer Nationalmannschaft, wenn man ihr so lange angehört. Ronaldo (37) erstrahlte bei der EM 2004, Messi (34) stellte sich bei der WM 2006 in Deutschland vor.
Katar bekam die Weltmeisterschaft mit zwölf Jahren Vorlauf zugesprochen, als Cristiano Ronaldo und Lionel Messi schon längst Weltstars dieses Sports waren. Sie sind es 2022 immer noch, vielleicht nicht mehr das Nonplusultra der globalen Fußballwelt, aber immer noch deutlich besser als so viele andere. Die jüngsten Länderspieltreffer sind nur ein weitere Beweis für diese Einschätzung.
