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Nachfolger-Gerüchte beim FC Bayern? Kahn wird im Interview deutlich

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Von: Philipp Kessler, Manuel Bonke

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Oliver Kahn spricht im Interview über die aktuelle Krise des FC Bayern, sein Verhältnis zu Ehrenpräsident Uli Hoeneß und dessen Trainingsbesuch.

München - Dem FC Bayern München droht nach einem Jahrzehnt die erste Saison ohne Titel – und CEO Oliver Kahn steht deswegen massiv in der Kritik. Im Interview bezieht der Münchner Vorstandschef nun Stellung. Ein Gespräch über Macht, Mentalität & Meisterschaft.

Oliver Kahn
Geburtsdatum und -ort:15. Juni 1969 in Karlsruhe
Als Spieler aktiv für:Karlsruher SC, FC Bayern München
Aktuelle Position:Vorstandsvorsitzender des FC Bayern München
Vorstandsvorsitzender beim FC Bayern seit:Juli 2021

Herr Kahn, der FC Bayern hat es nach der Niederlage in Mainz nicht mehr selbst in der Hand, die deutsche Meisterschaft zu gewinnen. Es droht die erste titellose Saison nach elf Jahren – unter Ihrer Regie als Vorstandsvorsitzender.

Es sind noch fünf Spieltage und wir haben einen Punkt Rückstand. Natürlich wollen wir auch dieses Jahr Deutscher Meister werden – und wir werden es auch noch schaffen. Es gab auch früher immer mal schwierige Situationen, aus denen sich der FC Bayern immer befreit hat und gestärkt daraus hervorgegangen ist. Entscheidend ist, dass sich die Führung nie aus der Ruhe hat bringen lassen, und das wird auch diesmal so sein. Dafür steht der FC Bayern, und dafür stehe ich auch persönlich. Mit all meiner Leidenschaft.

Wie gehen Sie mit der Kritik an Ihrer Person um?

Mit Kritik kann ich umgehen, solange sie nicht persönlich wird. In der heutigen Zeit, in der für viele nur die Geschwindigkeit zählt, bleiben Fakten gerne mal auf der Strecke.

Was meinen Sie damit?

Wir hatten schon vor der WM immer wieder große Leistungsschwankungen. Nach der WM hat sich dieser Trend verstärkt. Irgendwann kamen wir an den Punkt, an dem wir reagieren mussten. Thomas Tuchel sagte nach dem Spiel in Mainz, dass unsere Spieler den Eindruck machen, bereits über 80 Spiele absolviert zu haben. Ein erfahrener Trainer wie er kann damit umgehen – aber auch er kann nicht alles sofort von heute auf morgen verändern.

Bayern-Boss Oliver Kahn spricht im tz-Interview Klartext.
Bayern-Boss Oliver Kahn spricht im tz-Interview Klartext. © Frank Hoermann/Sven Simon/Imago

Kahn lobt Hoeneß für dessen geballte Faust

Hat der Klub das Mia san mia aufgegeben?

Mia san mia bedeutet, auch in Krisenzeiten zu kämpfen, alles für den FC Bayern zu geben und weiterhin den Erfolg nicht aus den Augen zu verlieren. Fokus ist in solchen Zeiten alles. Und das gilt es jetzt auch vorzuleben. Der Erfolg wird wieder kommen, schneller als vielleicht der ein oder andere denkt. Wer mich kennt, weiß: Ich habe die totale Identifikation mit diesem Verein und seinen Werten. Das habe ich als Spieler verkörpert und das lebe ich heute.

Es wird bereits über Ihren Nachfolger spekuliert, am 22. Mai müssen Sie sich in der Allianz Arena vor dem Aufsichtsrat verantworten. Was macht das mit Ihnen?

Schauen Sie, rund um den FC Bayern wird jeden Tag viel erzählt. Am 22. Mai findet die turnusmäßige Sitzung des Aufsichtsrats statt, wie jedes Jahr am Ende der Saison. Dort werden selbstverständlich alle aktuellen Themen gemeinsam besprochen. Ich konzentriere mich zu 100 Prozent auf meine Arbeit. Und das heißt jetzt: Wie können wir Deutscher Meister werden? Alles andere interessiert mich nicht. Der FC Bayern ist für mich nicht irgendein Job, sondern eine Herzenssache. Das gilt nicht nur für Momente, in denen die Sonne scheint. Ich kämpfe für den FC Bayern. Das habe ich schon als Torwart 14 Jahre lang gemacht, das mache ich jetzt und das werde ich auch noch in Zukunft tun. Davon können Sie ausgehen.

Wie ist Ihr Verhältnis zu Uli Hoeneß, dessen Trainingsbesuch bei Thomas Tuchel mit geballter Faust alle gesehen haben?

Ich arbeite mit Herbert Hainer und dem Aufsichtsrat vertrauensvoll und kollegial zusammen – und das gilt auch für meine Zusammenarbeit mit Uli Hoeneß. Es war eine starke Geste von Uli, auf dem Trainingsplatz die Faust zu zeigen. Eine klare Geste: Wir zeigen es allen!

Kahn geht unbeirrt seinen Bayern-Weg: „Da knirscht es auch mal hier und da“

Kritiker sagen, es sei beim FC Bayern nicht mehr alles so wie früher.

Wie gesagt: Mit Kritik setze ich mich gerne auseinander, solange sie nicht persönlich wird. Ich weiß aber eines: Der Verein ist wirtschaftlich ein Gigant und kerngesund. Und dazu trägt jeder hier beim FC Bayern seinen Teil bei. Man hat mich geholt, damit wir uns für die Herausforderungen der Zukunft aufstellen. Und ja, da knirscht es auch mal hier und da. Aber wir gehen diesen Weg, weil er notwendig ist.

Wie geht es mit dem FC Bayern weiter, welche Schlüsse ziehen Sie für die neue Saison?

Wir konzentrieren uns jetzt voll auf diese Saison, auf den Gewinn der Deutschen Meisterschaft. Ich habe gerade einen Kommentar von einem Fan gehört, der sagte: „Oh bitte, das ganze Drumherum interessiert mich gar nicht... ich will einfach guten Fußball sehen und Freude am FC Bayern haben!“ Und genau das ist jetzt unsere wichtigste Aufgabe. Wir waren viel zu lange inkonstant und brauchen endlich wieder Siege und Konstanz.

Reicht es aus, einen Mittelstürmer zu verpflichten, damit der Kader wieder um alle Titel mitspielen kann? Oder braucht es einen größeren Umbruch?

Wir werden die richtigen Antworten finden. Das können auch große Investitionen sein. Aber auch hier gilt: Trotz der schwierigen Situation keine Schnellschüsse. Und zunächst einmal volle Konzentration auf das Meisterschaftsfinale.

Interview: Manuel Bonke, Philipp Kessler

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