Mainz 05 zeigt zwei Gesichter

Verdienter Auswärtssieg bei Hertha BSC, aber Bo Svensson sieht überflüssigerweise bereits seine siebte Gelbe Karte, Christian Heidel ärgert sich mächtig über Schiri Patrick Ittrich.
Es gibt gute und schlechte Nachrichten von Mainz 05. Die gute: Die Rheinhessen haben überzeugend und vollkommen verdient 2:1 (1:1) bei Hertha BSC gewonnen und somit ihren erst dritten Auswärtssieg der Saison errungen, „der erste seit einer halben Ewigkeit“, wie Abwehrrecke und Siegtorschütze Stefan Bell erleichtert anmerkte. Die schlechte Nachricht: Trainer Bo Svensson hat nach einer wiederum überflüssigen und offenbar in Ton und Gestik unangemessen Nörgelei seine siebte Gelbe Karte in dieser Spielzeit eingehandelt. Eine indiskutable Bilanz.
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Diesmal meckerte der 05-Chefcoach über die Entscheidung von Schiedsrichter Patrick Ittrich, nach Videobeweis in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit Strafstoß für die Gastgeber zu geben. Den verwandelte Davie Selke zum 1:1. Der Mainzer Kapitän Moussa Niakathé hatte zuvor dem Berliner Dedryck Boyata mit seinem Fuß an der Hacke getroffen. So sehr man diesen Entscheid auch diskutieren mag - Ittrich hatte in der Review Zone nach bestem Wissen und Gewissen entschieden. Was brachte es also, sich deshalb eine erneute Verwarnung einzuhandeln? Es besteht beim eigentlich ja klugen Mainzer Trainer dringender Lernbedarf. Sein nunmehr multiples schlechtes Benehmen ist ein Ärgernis.
Überragender Anton Stach
Dafür war die Mainzer Auswärtsleistung diesmal alles anderes als ein Ärgernis. Die Mannschaft agierte vor der beachtlichen Kulisse von 71 000 unter Anführung des überragenden Nationalspielers Anton Stach sehr stabil und widerstandsfähig und traf durch Silvan Widmer (25.) und Stefan Bell (81.). Sie war viel mehr am Ball, viel besser in den Zweikämpfen, hatte bessere Abstände - und hätte doch am Ende noch das 2:2 kassieren können.
Denn da traf erst der gerade eingewechselte Luca Wollschläger mit seiner ersten Ballberührung in der 89. Minute den Pfosten. In der Nachspielzeit köpfte dann Selke den vermeintlichen Ausgleich. Zuvor hatte der Mittelstürmer allerdings den Mainzer Linksverteidiger Aaron Martin leicht geschubst. Der Spanier nahm das gerne an und hob spektakulär ab. Ittrich gab Freistoß, was sicher keine klare Fehlentscheidung war. Und was auch deshalb kein Fall für den Videoassistenten war, weil Ittrich schon gepfiffen hatte, als der Ball noch gar nicht im Tor war.
Selke reagierte auch nach der Partie mit Unverständnis, sein Chef Fredi Bobic aber reagierte einsichtig: „Ich habe Patrick Ittrich für seine Leistung in einem schwer zu leitenden Spiel gelobt.“ Und er rüffelte Selke milde: „Du darfst nicht mit beiden Händen schieben.“ Ittrich sah es genauso: „Selke hat sich mit seinem Stoßen einen Vorteil verschafft. Deshalb war es die richtige Entscheidung.“ Eine nachvollziehbare Erklärung, der Selke nicht folgen konnte.
Ein deutlich erhöhter Grad an Aufregung über den Unparteiischen herrschte hinterher auch bei den Mainzern. Was daran lag, dass Stefan Bell in der zweiten Halbzeit bei einem Luftduell ziemlich arg von einem Berliner m Ellbogen getroffen wurde und zu Boden sank. Bell musste behandelt werden, Schiri Ittrich nutzte die Zeit, um sich vor dem Bildschirm ein Urteil zu bilden. Zur allgemeinen Überraschung: kein Strafstoß. Der Mainzer Sportvorstand Christian Heidel reagierte entsprechend irritiert: Es sei ihm „ein völliges Rätsel, wie der Schiri da keinen Elfmeter geben kann, obwohl er an den Bildschirm geschickt wird und ganz deutlich sieht, dass Bell den Ellbogen.ins Gesicht gerammt bekommt. Seit wann ist das erlaubt? Das war erneut eine glasklare Fehlentscheidung. Wenn man an der Ferse berührt wird, gibt´s Elfer. Wer soll das verstehen?“