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Loris Karius
Kalt genießen
- vonThomas Kilchensteinschließen
Der Ersatztorhüter von Union Berlin, Loris Karius, hält den Kasten gegen Gladbach dicht. Der FR-Volltreffer des Spielstages.
Der großflächig tätowierte Torwart Loris Karius von Union Berlin hat sich alle Zeit der Welt genommen, er wusste ja, ohne ihn, den Mann mit dem Alleinstellungsmerkmal, würden sie nicht weitermachen in der Alten Försterei. Also hat er sich in aller Ruhe die Stutzen hochgezogen, das Trikot mit der Nummer 20 gerichtet, er ist in Fußballschuhe geschlüpft, in seine Handschuhe, und irgendwann ist er endlich in schwarzen Strumpfhosen von der Tribüne runter auf den Platz gelaufen.
Aufgewärmt hat er sich nicht, „als Torhüter läufst du dich ja nicht warm“, hat er gesagt, normalerweise sitzt einer wie er auf der Bank und guckt zu. Diesmal aber musste der 27-Jährige ran, zum ersten Mal in der Bundesliga seit Mai 2016. Andreas Luthe war nach einem Zusammenprall mit dem eigenen Verteidiger Robin Knoche, zuvor Schütze des 1:0, und Gladbachs Marcus Thuram mit Schwindelgefühlen ausgewechselt worden. 20 Minuten durfte Karius das 1:1 verteidigen, einen schwierigen Ball musste er halten. Dann sagte er: „Ich sehe mich klar im Tor.“
Bislang ist der leicht extrovertierte Schwabe mit Glamour-Faktor in Berlin nur dadurch aufgefallen, dass TV-Reporter Jörg Dahlmann wegen eines flapsigen Macho-Spruchs über Karius-Freundin Sophia Thomalla vorzeitig in die Rente geschickt wurde, und dass er bei Union nicht den dicken Max raushängen lässt, was allenthalben lobend erwähnt wird. Er habe nicht für Unruhe gesorgt, sagte Trainer Urs Fischer, obwohl der sehr Selbstbewusste nicht über den Status eines Ersatztorwarts hinaus gekommen ist.
Zweieinhalb Jahre ist es her, dass Karius nach einem Check von Sergio Ramos, bei dem er, wie es hinterher hieß, eine Gehirnerschütterung erlitten hatte, nicht sein Tor verlassen hat: Es war das Champions-League-Finale, und Karius legte sich damals für den FC Liverpool quer. Im Endspiel gegen Real Madrid ließ er beim 1:3 aber zwei absurd lächerliche Bälle durch, so dass ihn Förderer Jürgen Klopp alsbald zu Besiktas Istanbul verlieh. Klopp hat stets große Stücke auf Karius gehalten, der vor seinem Wechsel 2016 auf die Insel fünf Jahre bei Mainz 05 spielte. Ironie am Rande: Kommenden Samstag gastiert Union in Mainz. Karius wird sich wieder warm anziehen.