DFL-Spitze um Eintracht-Vorstand Hellmann äußert sich erstmals zum Investoren-Einstieg
Auf der DFL-Pressekonferenz gab Eintracht-Vorstand Axel Hellmann Neuigkeiten zum Investorenprozess bekannt. Es geht um zwei Milliarden Euro.
Axel Hellmann sah ein bisschen übernächtigt aus nach dem Pokaltriumph in Stuttgart, und außerdem kämpft der Vorstand von Eintracht Frankfurt, der in Personalunion bis zum 30. September auch Interimsboss der Deutschen Fußball-Liga ist, mit Heuschnupfen. Also trug der 51-Jährige die schwerwiegenden Entwicklungen im deutschen Profifußball am Donnerstag in der Frankfurter DFL-Zentrale mit belegter Stimme vor. An seiner Seite: Oliver Leki vom SC Freiburg, der gemeinsam mit Hellmann den Investorenprozess vorantreibt, der der Ersten und Zweiten Fußball-Bundesliga noch in diesem Jahr eine Sofortzahlung von zwei Milliarden Euro aufs Konto spülen soll.
DFL-Spitze zum Investoren-Einstieg: Bundesliga soll nicht in „Außenseiterrolle“ geraten
Bisher hatten sich weder Hellmann noch Leki öffentlich konkret zu den Planungen geäußert. Das taten sie nun umfänglich. Hellmann hält einen Vertrag mit einem strategischen Partner für zukunftsweisend. Er sagt: „Was die Personalaufwendungen angeht, hat die Bundesliga Stück für Stück den Anschluss verloren.“ Und er fügt hinzu: „Wir sind der Ansicht, dass die Bundesliga national und international ihr Potenzial nicht ausgeschöpft hat.“ Außerdem fürchtet er, „dass ohne Investitionen in die Zukunft die Medieneinnahmen sogar zurückgehen würden“ und somit „die Bundesliga in eine Außenseiterrolle geriete“. Denn die triste Wahrheit ist ja: National und international sind die TV- und Streamingerlöse bereits spürbar um rund 250 Millionen Euro pro Saison geschrumpft.
Deshalb sollen die 26 Lizenzklubs sich am 24. Mai bei einer Außerordentlichen Mitgliederversammlung mit einer überwältigen Mehrheit dafür entschieden, 12,5 Prozent ihrer derzeit rund 1,25 Milliarden Euro teuren jährlichen TV- und Streamingerlöse über 20 Jahre hinweg an eine Private Equity-Gesellschaft zu übertragen. Vier von ursprünglich sechs Investment-Firmen sind noch im Rennen.

Deutsche Fußball-Liga erhofft sich durch Investoren-Einstieg zwei Milliarden Euro
Die zwei Milliarden Euro zu erwartenden Einnahmen sollen dann wie folgt verteilt werden:
- 900 Millionen dafür, dass die Klubs in ihre Digitalisierung und Nachwuchsleistungszentren investieren oder Schulden abbauen.
- 750 Millionen für den Aufbau einer Bundesliga-Streamingplattform, die die Spiele zunächst weltweit selbst vertreibt, später auch als möglicher Konkurrent zu Sky und DAZN national.
- 300 Millionen, um Spieler zu kaufen oder Gehälter zu erhöhen.
Ursprünglich war in Erwägung gezogen worden, einen 30-Jahres-Vertrag im Gegenwert von drei Milliarden Euro zu schließen und für Ablösen und Gehälter mehr als eine Milliarde Euro zur Verfügung zu stellen. Das wurde in teils „hitzigen Diskussionen“ (Leki) verworfen. „Wir werden den Markt nicht fluten mit Geld für die Kader“, so der Freiburger Vorstand.
Großklubs profitieren wohl: Investitionen sollen nach altem Schlüssel verteilt werden
Wahr ist aber auch: Jene 900 Millionen Euro, welche die Klubs vor allem für Zukunftsinvestitionen in Digitalprodukte nutzen sollen, benötigen Topvereine wie Bayern München und Borussia Dortmund sicher weniger als kleine Zweitligisten, die insgesamt so viele Angestellte haben wie die Bayern alleine in deren Medien- und Social Media-Abteilung. Ergo: Klubs, die ohnehin schon weit entwickelt sind und keine Schulden haben, können auch diesen größten Batzen Kapital in ihre Kader stecken.
Das viele frische Geld soll nach dem aktuellen Schlüssel der beiden Bundesligen verteilt werden. Das heißt: Die Bayern als Erster der ersten Liga bekommen mehr als das Zehnfache des aktuell Letzten in der TV-Tabelle der zweiten Liga, dem 1. FC Magdeburg. „Es herrschen extrem unterschiedliche Lebenswirklichkeiten bei den Klubs, es ist ein Riesen-Spannungsfeld“, räumt Leki ein.
Vier Investoren im Rennen: Am 24. Mai fällt die Entscheidung über den Geldgeber
Sollte dennoch am 24. Mai mindestens eine Zwei-Drittel-Mehrheit für das große Geschäft stimmen, würde das DFL-Präsidium um Hellmann, Leki und den Dortmunder Hans-Joachim Watzke aus den vier verbliebenen Bewerbern einen aussuchen. Der soll dann Mitte Juli in einer erneuten außerordentlichen Mitgliederversammlung das Plazet erhalten. Man wolle darauf achten, so Leki, dass der neue Partner neben Geld auch Erfahrung in Zukunftsfragen der Digitalisierung habe. Dem Luxemburger Investor CVC Capital Partners könnte das zum Vorteil gereichen. CVC ist bereits in der spanischen und französischen Liga unterwegs und gehört auch zu den Bietern um die Bundesliga.
In Richtung der skeptischen Fanszenen äußerte sich Hellmann, er könne deren „Ur-Angst, es würde etwas von der Fan- und Lebenskultur genommen“, gut verstehen, könne aber versichern, die Spieltagsplanung verbleibe bei der DFL. Der Investor habe darauf keinen Einfluss: „Das wird in den Verträgen sichergestellt.“
In zwei Gesprächsrunden am 12. und 15. Mai sollen die Bundesligaklubs ein weiteres Mal über den komplexen Prozess intensiv informiert werden. Wenn sie abnicken, wird die DFL eine Media Co. GmbH KG aA gründen und das Businessmodell abschließen.