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Der Krisenklassiker

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Von: Jan Christian Müller

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Alte Bekannte: HSV-Spieler Filip Kostic (l.)  und Fin Bartels.
Alte Bekannte: HSV-Spieler Filip Kostic (l.) und Fin Bartels. © dpa

Erfolgsentwöhnte Klubs im Kellerduell: Das Pflichtdate des HSV mit Werder Bremen hat Potenzial zum Gruseltreff.

Die Deutsche Fußball-Liga müht sich, dem Bezahlfernsehen die interessantesten Spiele des Wochenendes auf den Samstagabend, 18.30 Uhr, zu legen. Wer weit mehr als 800 Millionen Euro pro Saison für die Pay-TV-Rechte zahlt, soll auch entsprechend mit gutem Fußball honoriert werden. Nun ja, guter Fußball ist heute Abend im Hamburger Volksparkstadion nicht unbedingt zu erwarten, wenn der seit vier Spielen torlose Hamburger SV auf den in dieser Saison noch sieglosen SV Werder Bremen trifft. Aber das Pflichtdate als Gruseltreff der beiden Traditionsklubs aus dem hohen Norden ist dennoch das Topspiel des Wochenendes. Gerade weil die beiden erfolgsentwöhnten Klubs mal wieder im Tabellenkeller festsitzen und seit Jahren ebenso verzweifelt wie erfolglos strampeln, um wieder eine hochangesehene Bundesliga-Adresse zu werden. Der Krisenklassiker elektrisiert die Fans auf beiden Seiten. 

Mit einer doppelten Jubiläumsfeier will der HSV das 107. Nordderby nicht zum Notderby verkommen lassen. Am Freitag beging der Verein seinen 130. Geburtstag, am Samstag soll gegen Werder der 500. Heimsieg folgen. „Der Geburtstag ist ja schon sicher, den 500. Sieg streben wir an. Das wäre dann eine runde Sache“, betonte HSV-Trainer Markus Gisdol, „wir setzen alles daran, nach diesem Spiel neun Punkte zu haben.“

Dann würde am Volkspark vorerst Ruhe einkehren. Und bei Werder? Aufsichtsratschef Marco Bode, ein souveräner Mann, der nicht zu sprunghaftem Handeln neigt, sprach dem jungen Coach Alexander Nouri das Vertrauen aus. „Wir schauen intern, wie die Leistung und die Entwicklung des Teams ist. Und wir halten da mit dem Trainer alle zusammen.“ In Bremen gehört es zum guten Ton, dass die beiden Ex-Profis Bode und Sportchef Frank Baumann Kontinuität nicht nur predigen, sondern auch leben. 

Auch bei einer Niederlage muss Nouri, dessen Zwischenbilanz im Punkteschnitt schwächer ist als die des überforderten Vorgängers Viktor Skripnik, keine persönlichen Konsequenzen fürchten. „Es geht um drei Punkte. Gelingt es, freuen wir uns. Wenn nicht, versuchen wir es im nächsten Spiel“, gibt sich Baumann betont gelassen. Aber mancher Werder-Fan fragt sich bang: Wofür steht mein Verein im Herbst 2017? Nouri hat die traditionell löchrige Defensive auf Kosten der jahrzehntelang Werder-typischen offensiven Durchschlagskraft verdichtet, Ein Augenschmaus ist das derzeit ganz bestimmt nicht. 

Hoffnungsträger Hunt

Das verbindet Werder mit dem HSV. Gisdol forderte alle Beteiligten in Hamburg auf, trotz der jüngsten Erfolglosserie „nicht in Panik zu verfallen“. Auf die Frage, ob jetzt Aufschwung oder Krise folge, reagierte er leicht gereizt: „Bleibt doch mal cool und lasst uns normal weiterarbeiten!“ Auch die seit 360 Minuten anhaltende Torflaute werde rasch enden, glaubt der Coach. „Ich bin mir sicher, dass wir unsere Einschussmöglichkeiten bald wieder nutzen werden.

Denn es gab hier auch schon Phasen, in denen wir uns keine Torchancen herausgespielt haben. Das war zuletzt anders.“ Eine recht exklusive Sichtweise, am vergangenen Samstag in Leverkusen war ein bemitleidenswerter HSV mit einem 0:3 noch allerbestens bedient,  Hoffnungsträger ist heute ausgerechnet der Ex-Bremer Aaron Hunt, der nach auskuriertem Muskelfaserriss ins Team zurückkehren könnte. Hunt und Albin Ekdal seien „gute Optionen für das Wochenende“, befand Gisdol. Bei Werder kann Nouri wieder auf seinen Kapitän Zlatko Junuzovic setzen. Dafür ist der Abwehrchef Lamine Sané wegen seiner hartnäckigen Kniebeschwerden mal wieder fraglich.  (mit dpa/sid)

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