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Krise im Kraichgau

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Von: Thomas Kilchenstein

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Sucht nach einem Weg aus dem Ergebnisloch: Hoffenheims Trainer André Breitenreiter.
Sucht nach einem Weg aus dem Ergebnisloch: Hoffenheims Trainer André Breitenreiter. © dpa

Nach der 2:5-Niederlage beim VfL Bochum wird der beliebte Trainer André Breitenreiter infrage gestellt - zunächst einmal jedoch nur von sich selbst.

Es kommt selten vor, dass in Bedrängnis geratene Trainer sich selbst in Frage stellen und das Thema einer möglichen Entlassung von sich aus aufwerfen. André Beitenreiter ist so einer, er hat nach der in der Höhe peinlichen 2:5-Schlappe der ins Trudeln geratenen TSG Hoffenheim beim VfL Bochum zwar einerseits von „elf Totalausfällen“ gesprochen, andererseits sehr deutlich darauf hingewiesen, wer dafür die sportliche Verantwortung trage, und zwar er selbst. Und er kenne sehr wohl die Mechanismen dieser Branche. Prompt gab es am Sonntag in Zuzenhausen ein Krisengespräch mit dem Coach, Manager Alexander Rosen und der Geschäftsleitung. Womöglich der Anfang vom Ende.

Es spricht sehr für die menschliche Größe Breitenreiters, nicht die seit zehn Spielen sieglose Mannschaft an den Pranger zu stellen (was sie verdient hätte), sondern sich im Gegenteil vor sie zu stellen. Ohnehin wird man im TSG-Umfeld keinen finden, der ein böses Wort über den 49-jährigen Fußballlehrer verlieren würde - weder Spieler, noch Physios oder Entscheidungsträger. Die Krux aber: Die Hoffenheimer gehen sportlich an Krücken, der Sturz nach einer anfänglichen Erfolgsserie von Platz vier auf 14 (mit fünf Punkten Vorsprung auf Rang 17) ist ein tiefer. Und keiner weiß, wie er aufzuhalten ist. Die nächsten Gegner: Leverkusen, Augsburg, Dortmund.

Tatsächlich stecken die Hoffenheimer mitten drin im Abstiegskampf. Das Erschütternde ist die Fehleranalyse des Coachs nach dem 2:5: In puncto Spritzigkeit und Zweikampfverhalten sei der Gegner „haushoch überlegen“ gewesen, man habe sich nicht gewehrt, und Fehler gemacht, „die mit Profifußball wenig zu tun“ haben. Ein Armutszeugnis und in keiner Weise zu akzeptieren.

Manager Rosen kryptisch

Die TSG ist nach dem Niederschlag gegen Bochum an einem Tiefpunkt angekommen. Denn der Klub, am zehnten Spieltag noch auf Champions-League-Kurs, hat ja nicht gegen Bayern, Leipzig oder Dortmund die Hütte voll bekommen, sondern gegen den VfL Bochum, ein Team mit überschaubaren spielerischen und finanziellen Möglichkeiten. Bochum hat mit einer fulminanten Aufholjagd inzwischen punktemäßig mit der TSG gleichgezogen. Am 8. Spieltag hatte Bochum als Tabellenletzter einen einzigen Zähler auf dem Konto, Hoffenheim 14. So wie sich die TSG im Augenblick präsentiert, ist sie ein Kandidat für die zweite Liga.

Manager Rosen, der ein eindeutiges Bekenntnis zu Breitenreiter öffentlich vermied, reagierte auf die Nichtleistung geschockt: „Indiskutabel“ sei der Auftritt an der Castroper Straße gewesen, zürnte er. Allerdings, fand Rosen am Samstag, greife eine Trainerdiskussion zu kurz, das sei ihm „zu einfach“. Womöglich „müssen wir hier mal größere Fragen stellen“, sagte er kryptisch. Er erkenne ein stets wiederkehrendes Muster. Ob Breitenreiter dieses Muster noch wird aufbrechen dürfen, ist offener denn je. kil

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