Koan Kahn und ganz viel Uli Hoeneß

Dass Patron Uli Hoeneß öffentlichkeitswirksam beim Bayern-Training auftaucht, ist kein gutes Zeichen für den wankenden Vorstandschef Oliver Kahn.
Uli H., 71, Ex-Fußballer, Ex-Manager, Ex-Wurstfabrikant, Ex-Knacki, ist wieder da, nicht mehr als graue Eminenz vom Tegernsee, als Strippen ziehender Schattenspieler, sondern für alle sichtbar, bestens ausgeleuchtet an der Säbener Straße zu München und angestrahlt auf dem Trainingsplatz des FC Bayern vom ihm verfallenen Fußballlehrer Thomas Tuchel („Er ist der FC Bayern“).
Das fotografisch festgehaltene Gespräch zwischen Tuchel und Hoeneß, der derzeit offiziell „nur“ Ehrenpräsident und Mitglied des achtköpfigen Aufsichtsrats beim deutschen Branchenführer ist, ist eines mit Symbolkraft, das nichts Gutes verheißt für Oliver Kahn. Für jenen Mann also, der sich in seinem vormaligen Torwartleben einen Ruf mit Eiern aus Titan erwarb, die ihm, dem heutigen Vorstandschef, in diesen Tagen - um im Bild unangenehmer Männlichkeit zu bleiben - so ziemlich genommen werden. Wohlgemerkt: Höchstpersönlich vom Patron Uli Hoeneß , der sich wieder intensiv einmischt ins Tagesgeschäft.
Am 22. Mai trifft sich der Münchner Aufsichtsrat, um über die Zukunft des wackelnden Kahn zu entscheiden, und auch die Personalie des Sportchefs Hasan Salihamidzic zumindest zu besprechen. Dass es gerade mit Kahn ein Weiter geben wird, ist zwar theoretisch möglich, praktisch aber unwahrscheinlich. Ein derartiger Machtverlust wie ihn der 53-Jährige zuletzt durch externe und vor allem interne Kritik hinnehmen musste, ist in einem machtvollen Konstrukt wie dem FC Bayern keine zukunftsträchtige Basis für erfolgreiche Arbeit.
Längst wird ein Nachfolger gesucht für den einstigen Lehrling von Kalle Rummenigge, was gar nicht mal mehr überraschend auch prompt bis zu den Münchner Medien durchgestochen wurde. Der bajuwarische Maulwurf, offenbar ein fleißiges Geschöpf, dass tief gräbt und äußerst auskunftsfreudig daherkommt.
Hellmanns zackiger Korb
Jedenfalls: Der ehemalige Ligachef Christian Seifert winkte dankend ab für den Posten als Bayern-Boss, weil er lieber Sport streamen lassen möchte. Auch Eintracht-Vorstandssprecher Axel Hellmann tat es ihm gleich, beendete den Münchner Flirtversuch mit einem zackigen Korb, weil er lieber in Frankfurt bleiben möchte. Ob nun bei der Eintracht oder der DFL sei mal dahingestellt. Hauptsache Hessen halt.
Nur am Rande: Was würde eigentlich bei der Deutschen Fußball-Liga passieren, sollte Hellmann auch ihr demnächst absagen? Weitere Kandidaten für den Bundesliga-Chefposten sind nicht bekannt.
Die visionären Macher Seifert und Hellmann sind Leute, die nie selbst Profifußball gespielt haben, geschweige denn beim FC Bayern, die das Mia-san-mia sicher nicht im Herzen tragen und daher eine erstaunliche Abkehr vom bisherigen Bayern-Leitbild bedeutet hätten. Der FCB fischt neuerdings in fremden Gewässern, wohlwissend, dass sein eigenes kaum mehr gewichtige Brocken zu Tage fördern würde. Loddas, Effes oder Diddis vielleicht, auch Schweinis oder Lahms, doch so alles in allem: mutmaßlich eher kein Chefpotenzial für den Moment.
Die Zeit drängt beim FC Bayern, in dreieinhalb Wochen sollte ein Kahn-Nachfolger auserkoren sein, um diesen abzulösen. Im besten Fall schneller. Uli Hoeneß weiß das und hat den schwankenden Dampfer kurzerhand selbst übernommen, was sicher nichts Gutes verheißt für den bisherigen Kapitän: Oli K. aus Karlsruhe, der mit den Eiern. Sie wissen schon.