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Klub-WM in Saudi-Arabien: Die Wüste lebt

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Von: Jan Christian Müller

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Fifa-Präsident Gianni Infantino.
Fifa-Präsident Gianni Infantino. © dpa

Bei einer Klub-WM sind nur sieben Teams dabei, der globale Output noch überschaubar. Aber Saudi-Arabiens Pläne zu unterschätzen, wäre naiv. Ein Kommentar.

Es konnte nicht überraschen: Die Fifa hat die Klub-Weltmeisterschaft im Dezember 2023 nach Saudi-Arabien vergeben. Dorthin also, wo Menschenrechte mit Füßen getreten werden, und leider auch immer öfter der Ball gegen Bares. Geld gegen Moral: Spanien und Italien tragen ihre vom Herrscherhaus aus Riad gepamperten Supercups in Saudi-Arabien aus, die Bayern spielten 2015 dort, im Premier-League-Klub Newcastle United stecken Abermillionen Petrodollars. Cristiano Ronaldo hat sich für ein absurd hohes Phantasiegehalt kaufen lassen, Lionel Messi fungiert gut bezahlt als Werbefigur für die Autokratie, in der Oppositionelle bei Bedarf per Exekution mundtot gemacht werden.

Die Asienmeisterschaft 2027 wurde nach Saudi-Arabien vergeben, für die der Frauen 2026 hat man sich beworben, auch die Männer-WM 2030 will das Riesenreich gemeinsam mit Griechenland und Ägypten austragen - oder, wie schon gemunkelt wird, am liebsten sogar alleine. Denn was das winzige Katar kann, können die Saudis natürlich erst recht. Gar kein Zweifel.

Nun könnte man argumentieren: Bei einer Klub-WM sind nur sieben Teams dabei, der globale Output noch überschaubar, ehe der Wettbewerb ab 2025 auf 32 Teams ausgebeult wird. Aber Saudi-Arabiens Pläne zu unterschätzen, wäre naiv. Denn die Strategie des Emirats, sich mit großem Sport noch viel größeres Ansehen zu verschaffen, ist augenscheinlich. Weitere Beispiele gefällig? Bitteschön: die mit aberwitzig viel Kapital installierte Zirkusnummer Saudi Golf League, die Formel 1, die Asien-Winterspiele 2029 Indoor im Kunstschnee, ein mit 80 Millionen Dollar dotierter Schwergewichts-Boxkampf im vergangenen Sommer. Hinzu kommen massive Investments in E-Sports. Die Despoten sind umtriebig. Klugerweise hat man jüngst eine Frauenfußballliga und Mädchenfußball aus der Taufe gehoben, eine saudische Schiedsrichterin hat es wie von Geisterhand gesteuert schon auf die Fifa-Liste geschafft. Die Wüste lebt - und der Sport läuft brav bei Fuß.

Amnesty International kommentierte die Vergabe der Klub-WM mit Abscheu: Die Fifa habe „wieder einmal die grausame Menschenrechtsbilanz Saudi-Arabiens missachtet“. Fifa-Präsident Gianni Infantino ficht das nicht an. Er weiß die Fußballwelt hinter sich. Der Schweizer befindet sich auf dem Gipfel seiner Macht, am 16, März in Kigali/Ruanda wird er wiedergewählt. Gerade hat er beeindruckende Zahlen präsentiert: Die Fifa kann ihre Einnahmen von 7,6 Milliarden Dollar für den Zeitraum von 2019 bis 2022 auf elf Milliarden von 2023 bis 2026 steigern. Ohne die Dynamik, die vom Persischen Golf ausgeht, wäre das schwerlich vorstellbar.

Die Vergabe der Klub-WM nach Saudi-Arabien haben die Mitglieder des Fifa-Councils einstimmig gefällt. Der Deutsche Fußball-Bund ist nach dem Rückzug von Peter Peters im Januar und vor der möglichen Benennung von Präsident Bernd Neuendorf im April dort gerade ohne Stimme. Und ohne Rückhalt in der Fifa sowieso. Seit kurzem gibt es ein neues Regierungsmitglied: Yasser Al Misehal. Der Mann kommt aus Saudi-Arabien.

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