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Kein Grund für Hochmut

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Von: Jan Christian Müller

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Lachen, bis der Arzt dann leider doch nicht kommt: Fifa-Präsident Gianni Infantino mit Scheich al Thani in Doha.
Lachen, bis der Arzt dann leider doch nicht kommt: Fifa-Präsident Gianni Infantino mit Scheich al Thani in Doha. © AFP

Die Lose bescheren Deutschland eine gar nicht mal so einfache Gruppe, Fifa-Boss Gianni Infantino schämt sich seiner plumpen Angeberei nicht.

Die gut sortierte ARD hat aus Anlass der WM-Auslosung im fernen Doha ein paar Szenen der Demontage zusammengeschnitten. Spanien gegen Deutschland aus dem November 2020: 0:6. Der Anfang vom Ende des Joachim Löw, dessen Mannschaft schon 2008 im EM-Finale und 2010 im WM-Halbfinale von den Spanien ein Stoppschild gesetzt wurde.

Nun also wieder dieser schwer verdauliche Brocken - zwei Jahre nach der Schmach von Sevilla als zweiter deutscher Gegner bei der Weltmeisterschaft in Katar. Vom Gruppensieg sollte hierzulande also besser niemand ausgehen. Dazu zum Auftakt Japan mit dem Frankfurter Daichi Kamada und zum Vorrundenabschluss wahrscheinlich Costa Rica mit dem Klassekeeper Keylor Navas. Machbar, aber beileibe kein Selbstläufer für das von Hansi Flick bisher gut stabilisierte deutsche Team. Ausscheiden verboten. Aber dass ein Aus ausgeschlossen ist, dachten sie alle (und wir alle) ja auch 2018 mit den Gruppengegnern Mexiko, Schweden und Südkorea. Löws Weltmeister wurde ruhmlos Vorrundenletzter.

Der Hochmut wird sich nicht wiederholen, das steht mal fest. Und: Die Herberge am Rande der Wüste im äußersten Norden von Katar wird sich mutmaßlich größerer Beliebtheit erfreuen als weiland jenes post-sowjetische Gästehaus in der Vorstadtwüste Moskaus (Gruselwort: Watutinki). Im Zulal Wellness Resort, 110 Kilometer von der Hauptstadt Doha entfernt, werden sie aber weniger zur Ruhe kommen als dereinst im legendären Campo Bahia an der brasilianischen Atlantikküste. Denn bei dieser verkürzten Winter-WM sind die Pausen im Schnitt zwei Tage kürzer. Es geht Schlag auf Schlag.

Schön, bei der Zeremonie im Doha Exhibition and Convention Center den vor allem in Frankfurt unvergessenen Jahrhunderttorschützen Jay-Jay Okocha noch ganz gut beieinander zu sehen. Unschön, dem unerträglichen Angeber Gianni Infantino zuzuhören bei seiner neuerliche Auflage der Infantino-Doku „Fremdschämen für Fortgeschrittene“, als der Fifa-Boss im Stakkato davon faselt, die WM-Endrunde werde „die größte Show der Erde“, Katar mit seiner „Hoheit“, dem großen Emir Hamad bin Chalifa al-Thani, „die beste WM aller Zeiten“ erleben. Denn, na klar: „Die Welt wird vereint sein in Katar.“ Und dabei noch fröhlich gegen Kriege und Konflikte anfeiern. Man wundert sich leider nicht mal mehr, dass ihm selber dabei nicht übel wird,

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