1. Startseite
  2. Sport
  3. Fußball

Joshua Kimmich hat Corona

Erstellt:

Von: Jan Christian Müller

Kommentare

Au Backe: Joshua Kimmich hat sich mit dem Virus infiziert. Foto: dpa
Au Backe: Joshua Kimmich hat sich mit dem Virus infiziert. © dpa

Der Impfskeptiker des FC Bayern wird positiv getestet, ist laut Bundestrainer Hansi Flick aber auch bereit, sich impfen zu lassen.

Noch am Mittwochnachmittag hatte der aus London zugeschaltete Bundestrainer Hansi Flick in einer Medienrunde erleichtert erklärt, dass er mit seinem wichtigsten Mittelfeldspieler Joshua Kimmich geredet hätte. Nach einem „sehr guten Gespräch“ sei er optimistisch: „Ich denke, dass es bei Jo in die Richtung geht, dass er sich impfen lässt.“ Nachdem das auch Serge Gnabry und Jamal Musiala inzwischen getan hätten, sei er auch im Fall Kimmich zuversichtlich. Ihm, Flick, könne die Entscheidung, bei seiner Kadernominierung auf ungeimpfte, noch nicht an Covid-19 erkrankte Spieler zu verzichten, hoffentlich abgenommen werden: „Ich kann jetzt auf Zeit spielen. Bis zum nächsten Länderspiel im März wird sich vieles verändert haben.“

Es hatte sich im Fall Kimmich dann schon tagesaktuell etwas sehr Wesentliches verändert. Denn der Impfskeptiker hat sich, wie sein Verein Bayern München am Abend bestätigte, mit dem Coronavirus angesteckt - und mit ihm der ebenfalls ungeimpfte Teamkollege Eric Maxim Choupo-Moting. Das passte in die Wahrnehmung von Flick: „Die Zahlen, die wir in Deutschland haben, sind erschreckend.“

Kimmich hatte wegen des Kontakts mit infizierten Personen zuletzt die Spiele gegen Liechtenstein, in Armenien, in Augsburg (1:2) und in Kiew (2:1) nicht bestreiten können, sondern sich in häusliche Quarantäne begeben müssen. Offenbar sehr zu Recht, es wird nun eine längere Isolation folgen, die beiden Spielern auch das Spitzenspiel bei Borussia Dortmund am 4. Dezember kosten könnte. Kimmich wäre dann bis zu vier Wochen lang nicht einsatzfähig. Danach folgt ein halbes Jahr, das er - wie auch Choupo-Moting - auch als Ungeimpfter im Zustand eines Genesenen wieder mit mehr Freiheiten erleben werden kann. Einer Nominierung für die Länderspiele Ende März steht nichts mehr im Wege.

Flicks Strategie des Abwartens dürfte also erst einmal aufgehen. Der Bundestrainer weilt seit Samstag mit seinem Trainerteam in England und hat dort zur Weiterbildung und zur Beobachtung seiner Nationalspieler die Spiele Manchester City gegen FC Everton (3:0), FC Liverpool gegen Arsenal (4:0) und Chelsea gegen Juventus Turin (4:0) verfolgt. Besonders freute er sich über den Treffer des eingewechselten Timo Werner in der Nachspielzeit nach dessen mehrwöchiger Verletzungspause.

Flick hat den Weg nach Katar und darüber hinaus zur EM 2024 im eigenen Land mit dem Claim „Back on top“ versehen. Mitte Dezember reist er gemeinsam mit Manager Oliver Bierhoff zur Inspektion der Gegebenheiten vor Ort ins Wüstenemirat. Anders als noch bei der WM 2018 in Russland, als Bierhoff und der damalige Bundestrainer Joachim Löw alle hochsensiblen Antworten auf politischen Fragen komplett auf den Ex-Präsidenten Reinhard Grindel abwälzten, weiß der DFB-Direktor Bierhoff diesmal, dass er mit Blick auf Katar um eine Positionierung nicht herum kommt. „Mit dem Thema werden wir uns auseinandersetzen müssen.“ Er persönlich habe das auch schon getan und Gespräche mit Human Rights Watch und Amnesty International geführt. Bierhoff will nun herausfinden, „was die Mannschaft will“. Ein Boykott komme nicht in Frage: „Wir wollen diesem Turnier eine Chance geben. Wir hören von einer steigenden Begeisterung in der gesamten arabischen Welt.“

Fortbildung in Sachen Katar

Auch Flick will sich weiterbilden. Der Bundestrainer hat vergangene Woche bei einer Wanderung hoch auf der Streif in Kitzbühel im Rahmen der sogenannten „Leadership Days“ mit 23 Sportchefs aus der Ersten und Zweiten Fußball-Bundesliga den Sportlichen Leiter von Zweitliga-Tabellenführer Darmstadt 98 kennengelernt. Carsten Wehlmann war von 2007 bis 2009 als Organisationschef für die international unbedeutende, auch im eigenen Land kaum wahrgenommene Qatar Stars League zuständig und kennt also die Verhältnisse vor Ort besser als der 2020 und 2021 nur zweimal kurz mit den Bayern im Doha weilende Bundestrainer. Flick will sich alsbald mit Wehlmann auf einen Kaffee treffen, was unschwer zu organisieren sein sollte. Sein Wohnort Bammental befindet sich nur 82 Kilometer von Darmstadt entfernt.

Sportlich sieht Flick seine Mannschaft derzeit „nicht als Benchmark“. Dafür war sie in den vergangenen Jahren schlicht zu schlecht. Die „Tradition der Erfolge“ aus fernerer Vergangenheit verpflichte aber zu anspruchsvollen Zielen, wie von Bierhoff vorgegeben. Konkret: mindestens das Halbfinale bei der WM in Katar.

Auch interessant

Kommentare