Jagen und gejagt werden

Das Frauenteam von Eintracht Frankfurt ist zum Liga-Restart in Meppen gefordert - in der Vorbereitung haben sie gezeigt, dass sie mit Primus VfL Wolfsburg mithalten können
Es beginnt mit dem Ende. Denn das erste Pflichtspiel des Jahres beschließt für die Fußballerinnen von Eintracht Frankfurt die Hinrunde in der Bundesliga. Mit einem Sieg beim Tabellensiebten SV Meppen am Sonntag (16 Uhr) würden die Hessinnen nicht nur ihren eigenen Top-drei-Platz untermauern, sondern mit dann 26 Punkten erstmals auch eine bessere erste Hälfte vorweisen können als ihr Vorgängerverein 1. FFC vor neun Jahren. „Und der“, sagt Eintracht-Trainer Niko Arnautis mit Blick auf den viermaligen Champions-League-Sieger und siebenmaligen deutschen Meister, „war damals noch eine ganz andere Nummer.“
Der nationale Titel sollte dem bislang ungeschlagenen VfL Wolfsburg in dieser Saison nicht mehr zu nehmen sein; zumindest die Teilnahme an der Königsklasse, die für die drei besten Teams der Abschlusstabelle reserviert ist, ist aber nach der Premiere im vergangenen Jahr das erklärte Ziel der SGE. Dafür wurde während der Vorbereitung in den vergangenen Wochen intensiv trainiert und auch ein neues System eingeübt. „Doppelsechs statt Raute“, erklärt Arnautis, was die Flexibilität erhöhe, selbst wenn gar nicht sicher sei, ob dieses 4-2-3-1 in der Liga zum Einsatz kommen wird. Bei den Testspielen wurde es erfolgreich ausprobiert, zuletzt beim 2:0 über den Klassenkonkurrenten Bayer Leverkusen. Der Triumph, der die Eintracht-Spielerinnen mit einem guten Gefühl den Re-Start angehen lässt, bedeutete das dritte Testsieg nacheinander nach dem 4:1 gegen den niederländischen Erstligisten PSV Eindhoven und dem 3:2 über die Wölfinnen während des Trainingslagers in Portugal.
Dem dominierenden Team im eigenen Land ein Schnippchen zu schlagen, „ist für den Kopf eine super Sache“, sagt Arnautis. In der Liga waren die Frankfurterinnen im jüngsten Vergleich noch mit 0:5 untergegangen. „Jetzt haben die Spielerinnen gesehen, dass sie an einem guten Tag auch gegen so ein Team etwas Positives herausholen können, wenn sie konzentriert, entschlossen und mutig auftreten.“ In sportlicher Hinsicht wird aber wohl niemand das Ergebnis überbewerten in einer Partie, in der der VfL fast seine komplette Formation in der zweiten Halbzeit durchgewechselt hatte.
Sowieso sehen sich die Frankfurterinnen weniger als Jägerinnen als als Gejagte. Denn dort, wo sie gerade stehen, würden auch die Verfolger SC Freiburg und TSG Hoffenheim sich gerne platzieren. „Ich denke, nach drei Spielen werden wir sehen, welche Rolle wir in der Rückrunde einnehmen“, sagt Arnautis. Nach dem Auftakt im Emsland folgen eine Woche später die Reise zum Zweiten Bayern München und nach der daran anschließenden Länderspielpause der erste Heimauftritt gegen die Breisgauerinnen am 3. März. Es geht damit gegen die beiden Klubs, zwischen denen die Adlerträgerinnen derzeit stehen.
Auf Verstärkungen wurde, anders als in den vergangenen beiden Jahren, während der Winterpause verzichtet. Auch, wie Arnautis als sportlich Verantwortlicher sagt, weil er seinem Kader vertraue und wichtige Größen wie Camilla Küver und Virginia Kirchberger nach ihren schweren Knieverletzungen auf gutem Weg zu alter Form sind. Hinter den Kulissen werde aber schon an der Auswahl für die nächste Spielzeit gewerkelt. In wenigen Wochen, schätzt der Coach, „werden wir diese zu einer hohen Prozentzahl vollständig haben“.