Lukas und die Kindereien

Leverkusens Torwart Lukas Hradecky ist richtig sauer - über Monacos Spieler und deren Verhalten. Dabei hätte er allen Grund, auch sauer auf sich selbst zu sein.
Der Leverkusener Torwart Lukas Hradecky ist ein Mann klarer Worte, keiner, der diplomatisch herumredet. Als Neu-Trainer Xabi Alonso im Winter kühn davon sprach, Bayer wolle das Feld Richtung internationaler Startplätze von hinten aufrollen, mahnte er, erst mal genug Abstand zu den Abstiegsplätzen gewinnen zu müssen. Jetzt, nach einem schwer erklärlichen 2:3 gegen Monaco, nahm er sich die Jugend vor, die keinen Respekt mehr zeige, die neue Generation könne sich nicht benehmen. „Jeder denkt, er hat einen größeren Schwanz als der andere“, motzte der Torhüter, „kindisch“ sei das Ganze. Lukas Hradecky ist 33 Jahre alt, er meinte das Gerangel nach Schlusspfiff, als sich bald 20 Spieler und Betreuer zofften und gegenseitig beschimpften. Um was es im Detail ging, blieb im Dunkeln. Auch weil Hradecky darüber die Auskunft verweigerte.
Der Mann war sauer, keine Frage, richtig sauer. Und natürlich nicht allein wegen der Schulhofrauferei am Ende, viel mehr über den Schiedsrichter und in einer späteren stillen Stunde sicherlich auch über sich. Denn sonderlich gut sah der schlaksige Torwart mit Spitznamen „Spinne“ beim 0:1 nicht aus, er bugsierte sich die Kugel selbst ins Tor. Und reklamierte lautstark Foul, wofür er Zustimmung bekommen dürfte. Tatsächlich bedrängte ihn Monacos Breel Embolo massiv, Hradecky, der den zurückgespielten Ball parallel und umständlich zum eigenen Tor führt, spürt einen Schubser, gerät ins Stolpern, befördert den Ball in Slapstick-Manier ins Tor. Das roch sehr nach Foul, ein Kontakt von Embolo war allemal im Spiel, umgekehrt wäre womöglich Strafstoß gepfiffen worden.
Aber Hradecky, mit dem Ball am Fuß - andere Torwartgeneration - nicht der sicherste, hätte sich erst gar nicht in solch eine brenzlige Situation bringen dürfen, hätte den gegnerischen Angreifer nicht die Möglichkeit geben dürfen, ihn zu attackieren. Das war ja förmlich eine Einladung, der Ball rollt zwei, drei Meter vor dem leeren Tor.
Andererseits: Ohne den Schubser wäre Hradecky diese Peinlichkeit erspart geblieben, eine erneute Peinlichkeit. Ihm sind in den letzten Jahren eine ganze Menge solcher Ungeschicklichkeiten unterlaufen, da hat er sich den Ball selbst ins Netz gepatscht, mal den Gegner angespielt, der dankbar ins Tor geschossen hat, Pleiten. Pech, Pannen und Handspiele außerhalb des Strafraums zogen sich zuletzt einige durch Hradeckys Torwartleben, dumme Fehler, Eseleien.
Das ist deshalb ungewöhnlich, weil der Finne in seiner dreijährigen Frankfurter Zeit praktisch fehlerlos agierte, oft genug „legendärisch“, wie er mal sagte. Da gehörte er freilich fast noch der jungen Generation an.