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Höchste Zeit für einen neuen Vertrag

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Von: Frank Hellmann

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Immer unter Volldampf: Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg gibt die Richtung an.
Immer unter Volldampf: Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg gibt die Richtung an. © IMAGO/osnapix

Noch immer ist der Vertrag mit Bundestrainerin Voss-Tecklenburg nicht verlängert, was im WM-Jahr ein bisschen verwundert

Es ist mittlerweile gutes Ritual, dass Martina Voss-Tecklenburg sich für vier Tage im Schwarzwald verschließt. Gemeinsam mit dem Trainerteam der deutschen Fußballerinnen kamen auch Kai Krüger aus der Stabsstelle Sport beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), die Teampsychologin Birgit Prinz oder die Teammanagerin Maika Fischer dazu, um übers nächste Großereignis zu sprechen: Die WM in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) wird wegen der Zeitverschiebung und der Entfernungen zu einer besonderen Herausforderung. Ungeachtet der Reisestrapazen „freuen wir uns auf eine WM in zwei Ländern, die richtig Lust auf dieses Turnier haben“, versicherte die Bundestrainerin.

Ihr Vertrag läuft allerdings nur bis Sommer, weshalb es eigentlich höchste Zeit wäre, dass der Verband eine Einigung mit einer Trainerin herbeiführt, die auf vielen Ebenen als Sympathieträgerin wahrgenommen wird. „Es wird sicherlich nicht so sein, dass wir einen Vertrag erst nach der WM verlängern“, sagte die 55-Jährige am Mittwoch in einer digitalen Medienrunde aus ihrem Wohnort in Straelen. „Wir sind in Gesprächen, alles gut.“ Auch nach den Umwälzungen in der Direktion von Oliver Bierhoff hat sie für sich Joti Chatzialexiou als wichtigsten Ansprechpartner ausgemacht, „ich hoffe, dass das so bleibt.“ Der Sportliche Leiter hatte sich vor der EM in England nicht gescheut, auch unbequeme Wahrheiten anzubringen, um Korrekturen einzuleiten. Vom kritischen Austausch haben letztlich ja alle Seiten profitiert. Verwunderlich ist schon, dass der Vertrag mit der Bundestrainerin noch nicht verlängert worden ist. Geht es ums Geld? Oder eher um die Laufzeit?

Die hatte ihren persönlichen Wunsch hinterlegt, bis zur WM 2027 bleiben zu wollen, für die sich der DFB gemeinsam mit Belgien und den Niederlanden bewirbt. Vorerst aber gilt der Fokus der nächsten WM. Auf die Reise nach Down Under hoffen auch Dzsenifer Marozsan nach ihrem Kreuzbandriss und Melanie Leupolz nach ihrer Schwangerschaft.

Marozsan wartet noch ab

Dass die beiden früheren Führungsspielerinnen noch nicht zum Kader gehören, der bald ins Trainingslager nach Marbella (14. bis 19. Februar) aufbricht, hat ganz unterschiedliche Gründe. Die bei Olympique Lyon angestellte Marozsan sollte eigentlich jetzt dazukommen, sagte Voss-Tecklenburg: „Sie möchte aber gerne noch andere Trainingsinhalte und Schwerpunkte setzen.“ Die für den FC Chelsea spielende Leupolz habe ihr wortwörtlich gesagt: „Die Füße machen noch nicht, was der Kopf will.“

Beide sind also auch beim Freundschaftsspiel gegen Schweden (21. Februar) nicht dabei. Dass für diesen Klassiker bereits mehr als 14 000 Karten in Voss-Tecklenburgs Heimatstadt Duisburg verkauft sind, belegt einmal mehr das gestiegene Interesse an den DFB-Frauen. Auf den Rängen gehe aber noch mehr, sagte die Bundestrainerin und scherzte: „Das ist der Karnevalsdienstag. Von daher sollen die doch alle vom Rosenmontagszug durchmachen und dann im Stadion Stimmung machen.“

Eher ruhig hat es ihr Ensemble dann bei der WM, wo man sich 100 Kilometer nördlich von Sydney in dem kleinen Örtchen Wyong ein Quartier gesucht hat, das ähnlich weit abgelegen liegt wie das kritisierte Männer-Domizil in Katar. Bedenken, der Verband begehe geschlechterübergreifend denselben Fehler, entkräftete Voss-Tecklenburg. Zum einen sei in den von der Fifa offerierten Großstadtquartieren schlicht zu viel Trubel und die Trainingsplätze oft zu weit weg, zum anderen könne ein kleiner Flughafen in Newcastle für die Charterflüge nach Melbourne oder Brisbane genutzt werden.

Unabhängig davon: Die Gruppe mit Marokko, Kolumbien und Südkorea muss ein Vize-Europameister überstehen. Um sich für die Schwergewichte in der K.o.-Runde zu wappnen, sind einige hochkarätige Tests geplant. Eines wird ein Freundschaftsspiel gegen Brasilien sein, die auch ohne Superstar Marta die Copa América 2022 gewonnen haben. Wegen der erstmaligen Austragung des „Women’s Finalissima“ – gegen Europameister England am 6. April in Wembley – befinden sich die Südamerikarinnen ohnehin in Europa.

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