Hertha BSC macht mit 777 Partners Kasse

US-Investor 777 gibt 100 Millionen Euro für klammen Ex-Big-City-Klub aus Berlin.
Am Ende, nach einer Dreiviertelstunde Pressekonferenz, nahm sich Joshua Wander die Stöpsel für die Übersetzung aus den Ohren und stellte fest: „Hertha BSC hat alle Chancen, dass das hier ein erfolgreiches Investment wird.“ Der Mann aus Miami/Florida ist Boss der von ihm und einem Partner 2015 gegründeten Beteiligungsfirma 777, die jetzt bei dem Fußball-Bundesligisten einsteigt.
Präsident Kay Bernstein sprach von einem „sehr, sehr guten Tag für Hertha BSC“. Ein sehr guter Tag auch, „um das Label Big City Club ein für allemal zu beerdigen“. Bernstein erwähnte „den Größenwahn der vergangenen Jahre“ und erinnerte daran, „wie viel Geld wir hier verbrannt haben“.
Josh Wander hockte mit Käppi, Jacket, Hemd und Krawatte neben Bernstein, sprach von einem „grandiosen Moment“, hier sitzen zu dürfen und einen Klub mit einer solch „tiefen Historie“ zu unterstützen. Es würde eine langfristige Zusammenarbeit angestrebt, Ziel sei es, in Zukunft Geld mit dem Engagement zu verdienen. „Fußballklubs sind in der Vergangenheit wie Vereine geführt worden und nicht wie Business.“ Das aber sei notwendig, um langfristig sportlichen und finanziellen Erfolg zu gewährleisten.
Die Hertha braucht die neuerliche Finanzspritze dringend. Frisches Geld wird zum Abbau der Verschuldung benötigt und ist ein zentraler Baustein der Lizenzierung, für welche die mit 90 Millionen Euro in der Kreide stehenden Berliner kommende Woche die Unterlagen bei der DFL einreichen müssen.
Es wurden keine Angaben gemacht, wie viel Geld Vor-Investor Lars Windhorst für den Verkauf seiner 64,7 Prozent-Anteile an der Hertha von 777 erhielt. Windhorst hatte dafür 374 Millionen Euro bezahlt und dürfte dem Vernehmen nach lediglich etwa ein Drittel dieser Summe von 777 bezahlt bekommen haben. Hinzu kommen nun für die klamme Hertha neuerliche 100 Millionen Euro. Der Anteil von 777 an der Hertha-Profiabteilung wird im Gegenzug wohl auf 75 Prozent aufgestockt, der Stimmanteil bleibt aber laut der 50+1-Regel unter 50 Prozent. Wander versprach: „Wir erkennen die Kultur des Fußballs in Deutschland an und werden ein zuverlässiger Partner sein.“
Zur 777-Fußballgruppe gehören sechs weitere Klubs, nämlich der Vorortverein Red Star Paris, die Erstligisten FC Sevilla, Standard Lüttich, Vasco da Gama (Brasilien), Melbourne Victory und der italienische Zweitligist CFC Genua. Bernsteins Hoffnung: „Wir wollen von der Expertise unseres neuen Partners profitieren.“ Der Präsident erläuterte, 777 sei auch in der Winter-Transferperiode (und somit bei der Trennung von Ex-Geschäftsführer Fredi Bobic) schon eingebunden gewesen. Konkret offenbar Johannes Spors. Der Heidelberger, der schon für die TSG Hoffenheim und RB Leipzig tätig war, ist Sporting Director der 777-Fußballgruppe.
Hertha-Finanzchef Thomas Herrich ließ keinen Zweifel, dass das Invest von 777 nicht direkt in Spielergehälter oder Ablösen fließt, ganz im Gegenteil: „Wir müssen weiter an die Personalkosten ran.“