Götterdämmerung bei PSG

Paris ist eine kleinere Marke als seine Stars. Nach dem erneuten Aus in der Champions League stellt sich nun die Frage: Was macht der Emir? Ein Kommentar.
Im Hause Al-Thani in Katar dürfte am Mittwoch beim späten Fernsehabend so manche Dattel in der Kehle festgesteckt und der Tee auf die Untertasse geschwappt sein. Was war das denn? Da nimmt der FC Bayern München, ein Nebeninvestment, eine kleine Buhlschaft des Emirs, den großen Stolz und Besitz Paris Saint-Germain aus dem wichtigsten Vereinswettbewerb des Fußballs. Das passt nicht ins Bild einer wirtschaftlich und hierarchisch ausgerichteten Gesellschaft. PSG ist – um es in der Sprache von Qatar Airways zu erklären – First Class, Bayern Economy (allenfalls mit privilegiertem Sitz in der Notausgangsreihe mit mehr Beinfreiheit). Oder man kann auch so fragen: Schlägt unscheinbare Ärmel-Werbung den weithin sichtbaren Schriftzug auf der Brust?
So wie einst Real Madrid
Die Zuwendungen aus Katar sind das Element, das die Bayern und Paris Saint-Germain – in unterschiedlichen Dimensionen – verbindet. Vielleicht haben die Investoren vom Persischen Golf deswegen genau auf dieses Achtelfinal-Betriebsduell in der Champions League geschaut und ziehen ihre Schlüsse daraus. Nämlich, dass Prominenz und individueller Glanz nicht das Hauptkriterium sein können, wenn man einen Kader baut, der erfolgreich sein soll. Die Personalplanung der Münchner ist auch nicht perfekt, aber unterm Strich so gut, dass keine Position eine Baustelle wäre und es zu ihr nicht noch eine Alternative gäbe – und es wird der Grundsatz gelebt, dass kein Akteur größer sein darf als der Verein. PSG dagegen ist eine kleinere Marke als seine miteinander konkurrierenden Stars und hat – in einer Zeit, in der tiefgehende Datensätze Entscheidungshilfe bei Verpflichtungen sind – eine Truppe, die nach oberflächlicher Durchsicht der Scorerlisten zusammengestellt wurde. Vergleichbar mit Real Madrid, als die Königlichen sich die Offensivnamen der Welt zusammenkauften, aber hinten den Laden voll bekamen und von 2003 an elfmal in Folge nicht ins europäische Finale kamen.
PSG hat Messi und Mbappé, die beiden besten Spieler der Welt, die gerade erst – wie von Katar gewünscht – die WM geprägt haben. Aber beide jeweils als zentraler Bestandteil eines funktionierenden Teams. Interessant, wie Katar nun reagiert: Mit konzeptioneller Umkehr? Mit weiterer Aufrüstung – Lewandowski, Benzema und Kane holen, damit es nie wieder ein torloses Spiel gibt? Oder es übernimmt einen anderen Klub. Diese Liga in England soll ganz interessant sein.