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Die Gladbacher Jungspunde

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Von: Frank Hellmann

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Fohlen I: Michael Cuisance.
Fohlen I: Michael Cuisance. © rtr

Denis Zakaria und Michael Cuisance sind die Fohlen-Zukunft.

Zwei Spieltage sind im Fußball-Jahr 2018  absolviert, da verbietet sich eigentlich ein vorschnelles Fazit. Aber ein Trend ist bei Borussia Mönchengladbach zu erkennen: jungen Spielern Verantwortung zu übertragen. Zuletzt bot Trainer Dieter Hecking beim 1. FC Köln (1:2) und gegen den FC Augsburg (2:0) die jüngste Doppel-Sechs der Liga auf: Denis Zakaria (21 Jahre) und Michael Cuisance (18). Das Tandem dürfte auch im Frankfurter Stadtwald wieder auflaufen, um den nächsten gemeinsamen Lackmustest zu bestehen. Überhaupt sind ein halbes Dutzend Akteure aus der Startelf nicht älter als 24 Jahre, aber das Vertrauen auf einer der strategisch wichtigsten Positionen gleich zwei Jungspunden zu übertragen, zeugt von zweierlei. Zum einen vom Jugendstil im Fohlenstall. Zum anderen von der Qualität dieser Talente. „Wir setzen auf diesen Weg mit jungen Spielerin. Er ist für Borussia alternativlos“, erklärt Sportdirektor Max Eberl. „Es können natürlich Spiele kommen, in denen ihnen Fehler unterlaufen, aber sie werden daran wachsen und noch besser werden.“ Eberl hatte offenbar vorausgeahnt, dass diese beide Neuerwerbungen so einschlagen würden, dass niemand mehr dem Abgang von Mahmoud Dahoud (zu Borussia Dortmund) nachtrauert. Denn der von Young Boys Bern verpflichtete Zakaria, Schweizer Nationalspieler, und der von AS Nancy gekommene Cuisance, französischer U19-Nationalspieler, bilden ein Gespann der doppelten Hoffnung. Weil sie Draufgängertum mit Dynamik, Spielverständnis mit Technik und nicht zuletzt Risikobereitschaft mit Klasse paaren. Die Fohlen der Zukunft.

Gerade Cuisance weckt mit seinen überraschenden Aktionen enorme Phantasien. „Mika hat geniale Momente. Er ist ein brillanter Fußballer.“, erklärt Eberl. Bei Zakaria fallen andere Attribute ins Auge, die der Manager im Sommer 2016 erkannte, als er sich wegen der anstehenden Champions-League-Playoffs den Gegner Bern sehr genau ansah: „Er ist hart, dynamisch, ein Balleroberer, stark im Zweikampf.“ Keine Frage: Kaum ein Erstligist hat mehr Entwicklungsmöglichkeiten im zentralen defensiven Mittelfeld, zumal Weltmeister Christoph Kramer noch nach seiner Verletzungspause zurückkommt. Aber vorerst tragen der immerhin rund zehn Millionen Euro Ablöse teure Zakaria und das 250 000-Euro-Schnäppchen Cuisance – für den nur eine Ausbildungsentschädigung fällig wurde – die Verantwortung. Der etwas erfahrenere Zakaria, in Genf geboren und in der Servette-Talentschmiede ausgebildet, ist derjenige, der mit großem Aktionsradius besticht, der seine enorme Körperlichkeit einbringt. Einer, auf den auch der FC Liverpool im vergangenen Sommer ein Auge geworfen hatte. „Borussia ist der perfekte Klub für mich. Hier wird stark auf junge Spieler gesetzt“, sagte Zakaria bei seiner Vorstellung am Niederrhein. Tatsächlich hat er 21 von 22 möglichen Pflichtspielen bestritten und ein Tor erzielt und zwei vorbereitet.

Pfiffe sind vergessen

Bei Cuisance sind es inzwischen 14 Einsätze in Liga und Pokal, aber Stammspieler ist er im Grunde erst mit dem Hinrundenkehraus gegen den HSV (3:1), als bei ihm Licht und Schatten in loser Folge wechselten. Auch seinetwegen setzte es damals einige Pfiffe, weswegen Eberl verbal danach die Wände hochging. Mittlerweile weiß der Fan im Borussia-Park: Hier spielt vermutlich das nächste Toptalent, das irgendwann vielleicht für eine große Summe geködert wird. Der in Straßburg geborene Cuisance war eigentlich als Perspektivspieler für die U23 vorgesehen, doch dann trat er in der Vorbereitung auf „wie ein 23-Jähriger“, wie Hecking erzählte. Ein Instinktfußballer, der seinen Weg im Nachbarland machen wollte. Auch, weil sein Weg in der Heimat nicht immer einfach war. Kaum trat er im Kindesalter Racing Straßburg beigetreten, wurde der Klub in die Fünftklassigkeit versetzt und löste seine Akademie auf. Cuisance musste einen Umweg über den SC Schiltigheim nahe der deutschen Grenze nehmen, ehe er in Nancy wieder professionelle Bedingungen vorfand. Im Mai 2016 bestritt er bereits die U17-EM als Stammspieler und hatte sich bei Scouts in halb Europa einen Namen gemacht. Manchester City schien lange das Rennen zu machen, ehe ihm der Wechsel nach Mönchengladbach sinnvoller erschien. Schon heute lässt sich sagen: Verkehrt war der (Zwischen-)Schritt sicher nicht.

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