„Verstehe nicht, warum einige von Ihnen so gemein sind“: Infantino klagt über Kritik
Ohne Gegenkandidat wurde Gianni Infantino beim 73. FIFA-Kongress als Präsident wiedergewählt. Im Nachgang der Wahl teilte er gegen seine Kritiker aus.
Kigali – Gianni Infantino, wiedergewählter Präsident der FIFA, scheut nur selten die große Bühne. Dennoch versuchte er, sich während des FIFA-Kongresses in Ruanda in Bescheidenheit und betonte im Zuge der Veranstaltung vorsichtshalber: „Normalerweise mag ich es nicht, über mich selbst zu sprechen, aber manchmal muss man das vielleicht ein bisschen machen“.
Zeit dafür fand er etwa in seiner Dankesrede, nachdem die Delegierten den 52-Jährigen in der BK Arena zu Kigali per Akklamation für vier weitere Jahre im Amt bestätigen. Gegenkandidaten gab es ebenso wenig wie Wortbeiträge von Delegierten. In jener Rede gab sich Infantino zunächst versöhnlich und dankte sowohl den vielen, die ihn lieben, als auch „den wenigen“, die ihn hassen. Besonders heute würde er sie alle lieben.
Einen weiteren Hinweis auf seine Person erlaubte Infantino sich zudem mit Hinweis auf seine selbstlose Arbeitsweise: „Alles, was ich als Präsident mache, tue ich für alle von euch. Ich werde darin weitermachen, der FIFA und dem Fußball in aller Welt zu dienen“.
FIFA (Fédération Internationale de Football Association) |
Gründung: 21. Mai 1904 in Paris |
Präsident: Gianni Infantino |
Sitz: Zürich |
Mitglieder: 211 nationale Fußballverbände |
„Verstehe nicht, warum einige von Ihnen so gemein sind“: Infantino klagt über Kritik
Jedoch blieb es nicht nur bei den versöhnlichen Worten. Wissend um die fehlende Unterstützung der Verbände von Norwegen, Schweden und auch der des DFB ergänzt Infantino: „Wenn ich lese, ‚er hat Unterstützung von ein paar armen Ländern aus anderen Kontinenten‘. Dann ist das einfach falsch“, so der Schweizer, der sich sicher ist „die überwältigende Mehrheit“ habe das Gefühl, dass er einen guten Job mache – „auch in Europa.“
Eine weitere Abrechnung machte Infantino mit der Medienwelt und beklagte im Rahmen der Pressekonferenz eine mangelnde Fairness im Umgang mit seiner Person. „Ich verstehe nicht, warum einige von Ihnen so gemein sind“, stellte der Schweizer die Anschuldigung in den Raum und erklärte mit Nachdruck: „Ich arbeite hart. Wir stehlen nicht, wir profitieren nicht.“

Die „ständigen Attacken“ auf die FIFA und ihren Präsidenten seien für ihn nicht nachvollziehbar. Auch wenn man ihn nicht „mögen“ oder „lieben“ müssen, verlangt Infantino eine Kritikkultur auf Basis von Fakten. Schließlich habe er hart dafür gearbeitet, um dahin zu kommen, wo er jetzt ist.
FIFA-Präsident Infantino: Machterhalt nach Tradition seiner Vorgänger
Seit Februar 2016 bekleidet Gianni Infantino das Amt des FIFA-Präsidenten als Nachfolger von Sepp Blatter, der nach seinem Rücktritt für weitere Amtsausführungen im Weltfußball gesperrt wurde. Infantino genießt großen Rückhalt in vielen Verbänden der verschiedenen Konföderationen, allen voran in Afrika.
Dies wird unter anderem dadurch begünstigt, dass Infantino dem alten Geschäftsmantra von Sepp Blatter und Joao Havelange folgt, in dem Vermarktungsrechte, allen voran denen der Männer-Weltmeisterschaft, zu viel Geld gemacht werden und unter den Verbänden aufgeteilt werden.
FIFA-Präsident Infantino: Neue Rekorderlöse durch die WM 2026
Weiter profitieren die FIFA-Präsidenten, die sich durch Geldgeschenke und eine eigenwillige Praxis in der Vergabe von Weltmeisterschaften die Gunst der Verbände sichern, dass in Abstimmungsverfahren alle 211 Nationalverbände das gleiche Stimmengewicht haben.
Bei der Vergabe der WM 2026 wurde Infantino beschuldigt, versucht zu haben, durch eine Verfahrensänderung aktiv zum Vorteil der USA, Kanada und Mexiko und zum Nachteil von Bewerberland Marokko einzugreifen. Kürzlich wurde der Modus für die WM 2026 geändert. Die Anzahl der Teilnehmer erhöht sich von 32 auf 48, die der Spiele von bisher 64 auf 104. Jedes Spiel mehr bedeutet eine Aufwertung des Produkts Fußball-WM, was dem Fifa-Präsidenten noch mehr Geld zum Verteilen bescheren wird. (nki)