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Gianni Infantino: FIFA-Präsident vor Katar-WM unter Druck

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Von: Christoph Klaucke

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Gianni Infantino ist seit 2016 FIFA-Präsident.
Gianni Infantino ist seit 2016 FIFA-Präsident. © Ennio Leanza/dpa

Gianni Infantino stand lange Zeit in der zweiten Reihe, seit dem Jahr 2016 ist er FIFA-Präsident. Vom Gehilfen zum mächtigsten Mann im Weltfußball.

Zürich - Gianni Infantino gilt als mächtigster Funktionär im Fußball. Der Schweizer steht seit dem 26. Februar 2016 als FIFA-Präsident an der Spitze des Weltverbandes. Der gelernte Jurist wollte nach seinem Amtsantritt den von Skandalen erschütterten Verband eigentlich reformieren, muss sich in den letzten Jahren aber selbst wachsender Kritik erwehren. Allen voran sein Umgang mit der umstrittenen WM 2022 in Katar wird dem 52-Jährigen negativ ausgelegt.

Gianni Infantino: Herkunft und Karriere bei der UEFA

Giovanni Vincenzo Infantino wurde als Sohn italienischer Einwanderer am 23. März 1970 in Brig im Schweizer Kanton Wallis geboren. Italienisch, Deutsch und Französisch sind seine Muttersprachen, darüber hinaus beherrscht er die Sprachen Englisch, Spanisch, Portugiesisch und Arabisch. Infantino studierte Rechtswissenschaft an der Universität Freiburg und arbeitete anschließend als Rechtsanwalt. Nach dem Studium war er an der Universität Neuenburg Berater verschiedener nationaler und internationaler Fußballgremien.

Im August 2000 wechselte Infantino zum Europäischen Fußballverband. Bei der UEFA war der gebürtige Walliser in verschiedenen Positionen tätig, darunter ab Januar 2004 die Leitung der Rechts- und Klublizenzierungsabteilung. Im Oktober 2009 stieg er zum Generalsekretär unter dem ehemaligen UEFA-Präsidenten Michel Platini auf. Infantino wurde vor allem als Zeremonienmeister bei der Auslosung für die Champions League einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.

NameGianni Infantino
Geboren23. März 1970, Brig, Schweiz
EhepartnerinLeena Al Ashqar
KinderShania Serena Infantino, Sabrina Infantino, Dhalia Nora Infantino, Alessia Infantino
ElternMaria Minolfi, Vincenzo Infantino

Gianni Infantino: Aufstieg zum FIFA-Präsident

Infantino wurde am 26. Februar 2016 zum neunten FIFA-Präsidenten gewählt. Sein Vorgänger Sepp Blatter, der von 1998 bis 2015 das Amt ausgeübt hatte, war durch eine Sperre wegen eines Ermittlungsverfahrens der FIFA-Ethikkommission zum Rücktritt gezwungen. Eigentlich war Infantino nur Ersatzkandidat für Platini, doch auch der Franzose wurde gesperrt.

Infantino setzte sich bei der Wahl gegen Scheich Salman bin Ibrahim Al Chalifa durch. Der Schweizer erreichte im ersten Wahlgang 88 Stimmen, im zweiten Wahlgang erlangte er mit 115 von 207 Stimmen der Mitgliedsverbände die absolute Mehrheit und wurde zum FIFA-Präsidenten gewählt. In dieser Funktion stellte der Schweizer die Durchführung der folgenden Projekte in Aussicht:

Aufgrund massiver Kritik an untreuem Verhalten und Bestechungsvorwürfen gegen verschiedene FIFA-Funktionäre machte es sich Infantino zur Aufgabe, die Strukturen des Verbandes zu optimieren. Unter anderem begrenzte er die Amtszeit des FIFA-Präsidenten auf maximal zwölf Jahre.

Darüber hinaus setzte er folgende Änderungen durch:

Gianni Infantino: Kritik und Skandale in der FIFA

Kurz nach Amtsantritt initiierte Infantino einen Beschluss, dass der Rat bis zum kommenden Jahr alle Mitglieder der Audit- und Compliance-Kommission, der Disziplinar- und Ethikkommission und der neuen Governance-Kommission selbst bestimmen und entlassen kann. In der Folge trat der Chef der Audit- und Compliance-Kommission Domenico Scala aus Protest zurück, da er sich nicht mehr in der Lage sah, seine Aufgaben mit der erforderlichen Unabhängigkeit zu erfüllen. Aus Kreisen der FIFA war offenbar von mangelndem Reformwillen des neuen Präsidenten zu hören. Infantino bestritt die Anschuldigungen jedoch.

Im März 2018 geriet Infantino durch sein Vorhaben, einen Milliardendeal mit geheimen Absprachen über den Verkauf von Fußballveranstaltungen durchzuführen, erneut in die Kritik. Council-Mitglieder gingen davon aus, dass der Schweizer mit diesem Manöver versuchte, die Vergabe der WM 2026 zu manipulieren. Im Juli 2020 eröffnete die Schweizer Staatsanwaltschaft wegen Amtsmissbrauch, Begünstigung sowie Verletzung des Amtsgeheimnisses ein Strafverfahren gegen Infantino. Es besteht der Verdacht, dass er sich mit dem gegen ihn ermittelnden Schweizer Bundesanwalt und einem befreundeten Oberstaatsanwalt getroffen habe, um diese zu beeinflussen.

Gianni Infantino: Privates und Vermögen

Infantino ist mit Leena Al Ashqar verheiratet. Seine Frau stammt aus dem Libanon, bei dessen Fußballverband sie als stellvertretende Generalsekretärin tätig war. Infantino und Al Ashqar haben vier Töchter und den Lebensmittelpunkt der Familie Medienberichten zufolge seit Oktober 2021 nach Katar verlegt, was im Vorfeld der WM 2022 sehr kritisch gesehen wurde. Katar werden Menschrechtsverletzungen und Diskriminierungen vorgeworfen.

Infantinos Vermögen beläuft sich Schätzungen zufolge auf rund 20 Millionen Euro. Laut dem Vermögen Magazin kam der Schweizer bereits im Jahr 2019 auf ein jährliches Einkommen von 2,7 Millionen Euro. Die Summe setzt sich demnach aus einem festen FIFA-Gehalt von 1,8 Mio. Euro und einer Bonuszahlung in Höhe von 950.000 Euro zusammen. (ck)

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