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Fritz Keller keilt gegen Rainer Koch

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Von: Jan Christian Müller

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Mögen sich nicht: Fritz Keller (rechts) und Ranier Koch.
Mögen sich nicht: Fritz Keller (rechts) und Ranier Koch. © AFP

„Ekelhaft im Umgang mit Mitarbeitern“, „Selbstbedienungsladen“, „Seilschaften“: Ex-Präsident des DFB beschreibt tiefe Abgründe im Verband

Zwei Reporter der „Sportbild“ und der „Welt“ haben den im Mai zurückgetretenen ehemaligen DFB-Präsidenten Fritz Keller in dessen Büro in der Weinkellerei in Oberbergen zum Interview besucht. Herausgekommen ist eine Generalabrechnung mit dem Verband, die vor allem den Schatzmeister Stephan Osnabrügge und noch mehr den Interimspräsidenten Rainer Koch trifft. Zudem lässt Keller in dem fünfseitigen Gespräch durchblicken, dass er den Favoriten der Amateurverbände als neuen DFB-Chef, Bernd Neuendorf aus Bonn, für weniger tauglich fürs hohe Amt hält als den Vertreter des Profilagers, Ex-Schalke-04-Finanzchef Peter Peters. „Ich glaube, dass Peters bei einer geheimen Wahl gute Chancen hätte.“

Keller zeichnete ein Bild tiefer Abgründe im DFB: „ekelhaft im Umgang mit Mitarbeitern“, „Selbstbedienungsladen“, „Seilschaften“. Im Zusammenhang mit Ex-Generalsekretär Friedrich Curtius und Finanzchef Osnabrügge sprach er von fehlenden „fachlichen und menschlichen Qualifikationen“. Er selbst habe nach seinem Ausscheiden „rührende Briefe und Geschenke bekommen“.

Besonders heftig attackierte Keller seinen ehemaligen Vize Koch. Der Bayer sei jemand, dem „jeglicher moralischer Kompass abgeht, der seit Jahren seine Intrigen schmiedet, Menschen innerhalb und außerhalb des DFB mit seinen Seilschaften massiv unter Druck“ setze. Er sei „fest davon überzeugt“, dass Koch „die Schmutzkampagnen gegen Vorgänger von mir und gegen mich über den vom DFB bezahlten Medienberater Kurt Diekmann mindestens mitinitiiert hat“, so der 64-Jährige.

Keller hatte nach nur 20 Monaten als DFB-Präsident seinen Rücktritt einreichen müssen, nachdem er Koch in einer Sitzung mit dem Nazi-Blutrichter Roland Freisler verglichen hatte. „Diese Entgleisung, die mir rausgerutscht ist, verzeihe ich mir selber nicht.“ Er habe mehrfach versucht, sich bei Koch zu entschuldigen, „aber keine Antwort bekommen“.

Konkret fordert Keller, dass der Bayer Koch sich zurückzieht: „Einer mit Anstand würde bei einer solchen Außendarstellung den Süddeutschen und den Bayerischen Fußball-Verband nicht weiter belasten wollen.“ Ein künftiger Präsident könne „nur erfolgreich sein, wenn Koch weg ist“. Es werde „Zeit, dass das ein Ende hat“. Koch treibe „schon lange seine Machtspielchen beim DFB, er verteilt Pöstchen, die mit Aufwandsentschädigungen verbunden sind“.

Koch wollte sich auf FR-Anfrage nicht auf Kellers Fundamentalkritik einlassen. Das tat sein Stellvertreter im Bayerischen Verband, Reinhold Baier: „Fritz Keller erhebt den Zeigefinger und spricht von Moral, obwohl er selbst im Umgang mit anderen Menschen schon wiederholt jedwede Manieren vergessen und sich im Ton vergriffen hat? Vielleicht hilft ihm sein Rundumschlag, über das eigene, selbst verschuldete Scheitern besser hinwegzukommen.“ Und weiter: „Kluge Menschen sollten sich nicht mit dieser halt- und substanzlosen Polemik, sondern ausschließlich mit Fakten auseinandersetzen. Rainer Koch tut gut daran, an der Spitze des DFB auch weiter ruhig und besonnen für den deutschen Fußball zu arbeiten und auf die längst zu durchschauenden Angriffe dieser Kampagne nicht einzugehen.“

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