Eintracht gegen FC Arsenal: Frankfurts Gegner schwächelt - vor allem in der Defensive

Der FC Arsenal vereint viel fußballerische Klasse im Kader, die Ergebnisse aber stimmen damit nicht häufig genug überein.
Wenn Per Mertesacker das Wort ergreift, dann hören ihm die Menschen zu. Der Lange aus Hannover hat viel zu erzählen, von 638 Spielen als Profifußballer, von Titelgewinnen, allen voran dem WM-Triumph, von schönen und schwierigen Zeiten bei seinen Vereinen in Deutschland und England, vom Druck, den das Fußballmetier mit sich bringt, der den einen oder anderen Kicker auch mal in die Knie zwingen kann. Und, und, und. Die Aussagen von Per Mertesacker haben in aller Regel einiges Gewicht.
Erst vor ein paar Tagen wurde der 34-Jährige wieder befragt, zu Themen rund um seinen Arbeitgeber FC Arsenal. Zwischen 2011 und 2018 hatte der ehemalige Verteidiger 156 Mal für den Londoner Verein gegen den Ball getreten, und seitdem er im Sommer des vergangenen Jahres die Kickschuhe in die Ecke geschmissen hat, leitet er die dortige Jugendakademie. Mertesacker fühlt sich wohl in seinem Job, er will die jungen Hochbegabten nicht nur zu guten Spielern entwickeln, sondern auch zu vernünftigen Persönlichkeiten. Und wenn es mal nicht zur großen Karriere reichen sollte, „dann will ich das Leben eines jungen Menschen positiv beeinflussen“.
Arsenal: In den vergangenen Jahren keine Weltklasse
Diese Worte sprach der kluge Blonde gegenüber dem „Guardian“, und wurde anschließend gefragt, wie er denn den Zustand der Premier-League-Mannschaft einschätze. Seine Antwort: „Die Verantwortlichen versuchen, die beste Verbindung zwischen Spielern und Fans aufzubauen, damit jeder das Gefühl hat, dass es der beste Verein ist. Eine echte Kultur, in der alle darauf vertrauen, dass wir wieder Weltklasse sein können.“
Denn davon, von dieser Weltklasse, waren sie bei Arsenal in den vergangenen Jahren ein Stück weit entfernt. Klar, die Gunners, die Kanoniere, sind immer noch ein Verein, der weltweiten Ruhm genießt, der wie in der vergangenen Saison um Titel mitspielen kann – da verlor das Team von Trainer Unai Emery bekanntlich erst im Europa-League-Endspiel gegen den Stadtrivalen FC Chelsea mit 1:4. Die ganz großen Trophäen aber liegen länger zurück. Vergangene Runde wurden die Londoner nur Tabellenfünfter in der Liga, der letzte Meistertitel wurde 2004, vor 15 Jahren, eingefahren.
Eine Abwehr mit Fehlern
Das nagt vor allem am Selbstwertgefühl der Fans, die noch immer die glorreichen Zeiten der Ära Arsène Wenger in den Hinterköpfen tragen, als die Herren Henry, Bergkamp, Vieira und wie diese großartigen Kicker noch so alle hießen, die Liga in Grund und Boden kombinierten, als in der Saison 2003/04 die Meisterschaft ohne Niederlage nach Highbury geholt wurde.
Nach dem Umzug in die riesige 60.000 Zuschauer fassende Arena im Londoner Norden, spätestens aber nach dem Trainerwechsel von Wenger zu Unai Emery verblassen diese Erinnerung von Tag zu Tag mehr. Die Anhänger fremdeln mit ihren Helden. Was den „Guardian“ zur Frage verleitete, ob denn die Bindung zwischen dem Publikum und den hochbezahlter Stars in den vergangenen Jahren verloren gegangen sei. Mertesacker: „Bestimmt. Das konnte man fühlen. Aber es gibt nun eine positivere Energie, um diese Verbindung wieder aufzubauen.“
Im Sommer haben die Verantwortlichen die Mannschaft mit viel Geld umgekrempelt. Knapp 150 Millionen Euro wurden ausgegeben, Angreifer Nicolas Pepe, zuvor in Lille angestellt, ist mit einer Ablöse von 80 Millionen Euro der Rekordeinkauf des Klubs. Zudem wurde der feine Techniker Dani Ceballos von Real Madrid ausgeliehen, kurz vor Ende der Transferperiode noch Abwehrlocke David Luiz vom FC Chelsea. Der nächste Gegner von Eintracht Frankfurt, den die Hessen am Donnerstag (18.55 Uhr/Dazn) im ersten Gruppenspiel der Europa League empfangen, bringt also natürlich eine Menge Qualität mit. Neben den genannten Neuen wären da noch viele Ehemalige, einstige Bundesligaprofis. Bernd Leno im Tor, Sokratis und Sead Kolasinac in der Abwehr, Granit Xhaka im Mittelfeld, natürlich auch Mesut Özil als Freigeist in der Offensive und Pierre-Emerick Aubameyang im Angriff. Gerade der ehemalige Dortmunder befindet sich in Topform, erzielte schon fünf Ligatore, zuletzt am Wochenende zwei gegen den FC Watford.
Arsenal: Eklatante Schwächen in der Defensive
Allerdings: Arsenal kassierte auch zwei Buden nach haarsträubenden Fehlern der abwehrenden Kräfte. Erst patzte Sokratis, dann sein Manndeckerkollege Luiz. Die Defensivschwächen sind seit geraumer Zeit ein großes Thema bei den Londonern. Der Grieche Sokratis ist zwar ein knallharter Zweikämpfer, verfügt aber nur über mäßige Qualitäten im Umgang mit dem Ball. Der Brasilianer Luiz ist dagegen ein hervorragender Techniker, allerdings ein manchmal zu übermütiger, so dass daraus rasch fußballerischer Unsinn entstehen kann. Gegen Watford reichte es am Ende nur zu einem 2:2 – mit Dussel wohlgemerkt, hatte der Tabellenletzte am Ende doch 30 Mal aufs Tor der Gunners geschossen und in der Schlussminute eine glasklare Möglichkeit zum 3:2 vergeben.
Neben den Defensivschwächen läuft es auch im Modus Attacke nicht allzu rund. Die Rädchen, also die Topstars, greifen nicht richtig ineinander. Zudem fehlt der französische Stürmer Alexandre Lacazette gegen die Eintracht wegen einer Knöchelverletzung. All das führt dazu, dass die Londoner in der Liga schon zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison sieben Zähler Rückstand auf Spitzenreiter Liverpool aufweisen, der wichtigste Titel quasi schon futsch ist.