Trotz Hype und Rekorden in Deutschland: Chaos um TV-Vergabe der Frauen-WM 2023
Die TV-Rechte der Frauen-WM 2023 sind immer noch nicht vergeben. Dabei befindet sich der Hype aktuell auf einem Rekord-Hoch in Deutschland.
München ‒ Der gewünschte Effekt der EM 2022 in England ist eingetreten. Durch das Erreichen des Endspiels in Wembley hat der deutsche Frauen-Fußball viel Aufmerksamkeit und Hype gewinnen können. Die Spiele der Bundesliga werden vermehrt und prominenter übertragen. Das wirkt sich vor allem auf die Fan-Kultur aus: In Köln wurde zuletzt der Zuschauer-Rekord für ein Ligaspiel gebrochen, 38.365 Fans strömten zum Spiel zwischen dem 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt in das Müngersdorfer Stadion.
Frauen-WM 2023 Australien/Neuseeland | |
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Anzahl Nationen: | 32 |
Städte: | Sydney, Brisbane, Auckland, Perth, Hamilton, Wellington, Melbourne, Adelaide, Dunedin |
Titel-Verteidigerinnen: | USA |
Frauen-Fußball bricht Rekorde - trotzdem keine TV-Einigung
Am gleichen Wochenende brachen auch die Fans des VfL Wolfsburg mit 22.617 Fans beim Hinspiel des Champions-League-Halbfinals gegen den FC Arsenal einen vereinsinternen Rekord. Das Interesse am deutschen Frauen-Fußball scheint also immer größer zu werden. „Man merkt diesen ‚Boom‘ auf allen Ebenen. Am Campus, wo viel mehr Zuschauer zu unseren Spielen kommen, wo viel mehr Interesse an uns ist“, erklärte Bayerns Sportdirektorin Bianca Rech jüngst dem Münchner Merkur.
Umso kurioser, dass die Vergabe der WM 2023 weiterhin nicht geklärt ist. Das Turnier soll zwischen vom 20. Juli bis zum 20. August in Australien und Neuseeland stattfinden. Durch die Zeitverschiebung finden die Spiele der Gruppenphase in Deutschland teilweise am frühen Morgen statt. Das sei für Rech jedoch kein Grund, diesem wichtigen Turnier nicht die Aufmerksamkeit zu schenken, die es verdient. „Bei einer Männer-WM würde es das nicht geben, niemals. Obwohl es da auch oft keine sonderlich zuschauerfreundlichen Anstoßzeiten gibt“, so die 42-Jährige.

Den „wahren Wert anerkennen“: Fordert die FIFA zu viel Geld?
Die FIFA würde einen Preis aufrufen, der sich an den Erfolgen aus den Vorjahren orientiert. Der Weltverband kritisierte laut dem SID, es hätte bislang keine Angebote gegeben, „die das größte Frauenfußballturnier der Welt in seinem wahren Wert anerkennen“. Da es jedoch mehrere Länder gibt, die die Rechtevergabe noch nicht geklärt haben, scheint die FIFA den Preis für die Übertragungsrechte sehr hoch angesetzt zu haben.
Rech wirbt dennoch für den nötigen Mut, das Turnier trotz aller Schwierigkeiten in Deutschland zu übertragen: „Die Leute wollen es sehen! Und diesem Interesse, diesem Bedarf muss man doch gerecht werden. Wir sind in einer Zeit, in der nicht mehr darüber diskutiert werden muss, ob eine Frauenfußball-WM gezeigt werden muss oder nicht.“ Sie glaube daran, dass der jeweilige Sender es am Ende nicht bereuen werde und „am Ende damit deutlich mehr gewinnt als verliert.“
Fast 18 Millionen Zuschauer:innen sahen Finale der EM 2022 im TV
Die Zahlen geben der Sportdirektorin recht: Mit einer Einschaltquote von durchschnittlich 17,9 Millionen Menschen in der ARD war das EM-Endspiel zwischen Deutschland und England die meistgesehene Sportsendung des Jahres 2022. Sollte das DFB-Team bei der WM eine ähnlich erfolgreiche Runde spielen, würden sich die Fans sicher nicht von den Sendezeiten abhalten lassen. Das Finale findet schließlich an einem Samstag um 10.00 Uhr statt. (ta)