Finale der deutschen Trainer

In Paris ist das fünfte Mal in Folge ein deutscher Fußballlehrer am Endspiel der Champions League beteiligt. Das spricht auch für die Trainerausbildung – die gerade komplett auf links gedreht wurde.
Die Inszenierung für ein Fußballspiel könnte größer kaum sein. Ein Finale in der Champions League wird mittlerweile nur noch übertroffen von Endspielen bei EM oder WM. Was Marken wie der FC Liverpool oder Real Madrid mit ihren Weltauswahlen anbieten, ist Sport auf allerhöchstem Niveau. Entsprechend komplex die Anforderungen an deren Trainer. In Paris ist das fünfte Mal in Folge ein deutscher Fußballlehrer am Finale beteiligt, das erfüllt auch den Bundestrainer mit Stolz.
Gerade erst bekundete Hansi Flick, wie happy er sein, „dass wir in Deutschland so gute Trainer haben.“ Ein Grund, so der 57-Jährige, läge in der „super Trainerausbildung“ hierzulande. Er selbst hat 2020 mit dem FC Bayern den Henkelpott geholt. Ein Jahr zuvor war Jürgen Klopp der strahlende Sieger, der mit dem FC Liverpool seine Finalniederlage 2018 gegen Real Madrid nach den tollpatschigen Aussetzern seines Torwart Loris Karius tilgte. Selbiges schaffte auch Thomas Tuchel: 2020 noch mit Paris St. Germain unterlegen, jubelte er im vergangenen Jahr mit dem FC Chelsea – nach einer taktischen Meisterleistung gegen den von Pep Guardiola im entscheidenden Moment mal wieder fehljustierten englischen Meister Manchester City.
Lob aus der DFB-Akademie
Warum deutsche Trainer ein solch hohes Gütesiegel besitzen, erklärt Tobias Haupt, der Leiter der DFB-Akademie: Deren Mannschaften würden ein hohes Maß an Organisation besitzen, die Trainer brächten eine Offenheit für neue Wege in der taktischen Ausrichtung und hohen analytischen Sachverstand ein. Dazu kämen soziale Fähigkeiten, die charismatische Persönlichkeit, der Faktor Mensch. Gerade letzteres zeichnet ja die im deutschen Werbefernsehen omnipräsente Kultfigur Klopp aus: Er hat so viel Witz und Charme, dass ihm auch die Moderation jeder Abendshow gelingen würde.
Der einst wie Klopp ebenfalls beim FSV Mainz 05 ins kalte Bundesliga-Wasser geworfene Tuchel gibt den Gegenentwurf: gerne auch unnahbar, aber ein exzellenter Analytiker. Entertainer eher weniger. Flick verkörpert im Vergleich noch mal einen eigenen Typ: Er profitiert vor allem von seinem breiten Erfahrungsschatz und einer guten Verbindung zu seinen Spielern.
Unter diesen Gegebenheiten verwundert vordergründig, dass der Deutsche Fußball-Bund die komplette Trainerausbildung auf links gedreht hat. Kein Stein ist da auf dem anderen geblieben, erzählt Haupt stolz. An der Basis rufen aber nicht alle Trainer und Vereine laut Hurra. Denn die Zugänge sind schwieriger, die Lehrgänge teurer geworden. Dass es auf der höchsten Stufe, die jetzt Pro Lizenz heißt, nur noch 16 Plätze gibt, ist zu verschmerzen. Restriktiv beschnitten wurde darunter die A-Lizenz, aber der Verband will eben hier eben nicht mehr mit der Gießkanne ausbilden. Dass dazu für Trainer im Nachwuchsbereich ein völlig neuer Strang aufgemacht wurde, ergibt durchaus Sinn.
Was die Reformen bringen, wird man erst in einigen Jahren wissen. Klar scheint aber auch: Klopp, Tuchel und auch Flick haben sich ihr Rüstzeug auf vielen Ebenen angeeignet – und einiges auch in die Wiege gelegt bekommen. Sie bringen mit, was keine Ausbildung vermitteln kann: das richtige Gespür, mit Weltstars umzugehen.