Feiern wie verrückt bei Mainz 05

A-Junioren von Mainz 05 besiegen vor fast 16000 Fußballfans Borussia Dortmund in einem aufregenden Finale verdient 4:2 nach Verlängerung.
14 Jahre danach hätte die Party kaum größer sein können. Mehr als 15 000 Fans feierten in der heimischen Arena die Deutsche Meisterschaft der A-Junioren von Mainz 05 wie verrückt. Wie schon 2009 bei ihrer ersten Meisterschaft unter Thomas Tuchel besiegten die Rheinhessen auch diesmal die favorisierte Dortmunder Borussia. Und zwar am Ende verdient in einem Spiel, das zum Thriller wurde, mit 4:2 (2:2) nach Verlängerung.
„Wir haben vor einer überragenden Kulisse ein geiles Fußballspiel gesehen“, jubelte der Mainzer Vater des Erfolgs hinterher. Volker Kersting, der Leiter des 05-Nachwuchsleistungszentrums, erzählte die Geschichte der „großen Mainzer Familie“. Er selbst hat seit Jahrzehnten schon die Weichen dafür richtig gelegt. Kersting ist der Entdecker von Thomas Tuchel, der ihm dafür ewig dankbar sein wird.
Wer hätte damals schon gedacht, dass in der Mainzer Mannschaft der spätere Vorlagengeber zum Finaltor der WM 2014, André Schürrle, stehen würde, und beim Gegner Borussia Dortmund jener berühmt gewordene Mann, der Schürrles Vorlage in der unvergessenen Nacht von Rio gegen Argentinien zum 1:0 in Perfektion veredelte: Mario Götze!
Außerdem holte Kersting vor vier Jahren den aktuellen Mainzer Meistertrainer Benjamin Hoffmann von Borussia Dortmund zu den Nullfünfern. Ironie des Schicksals, dass Hoffmann nun ausgerechnet seinen Ex-Verein besiegte, wo man ihn nicht mehr als A-Juniorentrainer haben wollte, weshalb Mainz 05 überhaupt nur zugreifen konnte.
Der 43-Jährige holte beim BVB 2017 mit der U19 den Titel und hatte mit seiner Familie gerade ein Haus im nahen Unna bezogen, als im Nachwuchschef Lars Ricken eröffnete, dass er fortan als Koordinator der U12 bis U16 arbeiten sollte. „Ich habe Lars geantwortet, dass ich Trainer bin.“ Dann kam das Angebot aus Mainz gerade zu rechten Zeit.
Hoffmann weiß, dass die Bedingungen in Dortmund und Mainz „unterschiedlicher nicht sein könnten – sowohl, was finanzielle Mittel betrifft als auch die Infrastruktur“. Beim BVB würden „in älteren Jahrgängen auch international Spieler dazugeholt, das ist bei Mainz 05 nicht möglich“. Entsprechend standen U19-Spieler von Borussia Dortmund am Sonntag zum fünften Mal in den letzten sechs ausgetragenen Endspielen auf dem Platz.
Hoffmann platzte nach getaner Arbeit fast vor Stolz auf seine Mannschaft. „Wir haben alles drin, wir haben Teamplayer drin, wir haben Einzelkönner drin, wir haben Kämpfer drin, wir haben Techniker drin, und jeder hat in der gesamten Saison sein Leistungspotenzial abgerufen.“ Im Endspiel brauchten die Nullfünfer noch nicht mal Tore ihres überragenden Stürmers Nelson Weiper.
Vor den Augen von BVB-Sportchef Sebastian Kehl und Klubboss Hans-Joachim Watzke waren die Mainzer die aktivere Mannschaft, deren Führung jedoch zweimal von Dortmund egalisiert wurde. Erst als die Borussen alles nach vorne warfen und auch Torwart Marian Kirsch sich mit in den Angriff begab, konnten die Gastgeber mit dem 4:2 den Deckel draufmachen. BVB-Trainer Mike Tullberg zeigte sich nach einem großartigen Clash als ausgesprochen fairer Verlierer: „Ich kann meine Jungs nicht trösten. Mainz 05 hat sich das verdient, Aber ich sehe meine Mannschaft auch als Gewinner.“ Es flossen reichlich Tränen.