FC Bayern und der deutsche Fußball: Ein Mosaik des Scheiterns

Auch der FC Bayern ist raus. Fürs Erste darf es sich der deutsche Fußball deshalb bequem machen. Im Mittelmaß. Ein Kommentar.
Bevor mitten im Winter die seltsame Fußball-WM in Katar begann, die sich inzwischen wie ein Fiebertraum anfühlt, durfte der deutsche Fußball ein bisschen Stolz sein. Mit Ausnahme des 1. FC Köln in der Conference League hatten alle deutschen Starter im Europacup das Achtelfinale erreicht: vier in der Champions League, drei in der Europa League. Klasse.
Die deutsche Nationalmannschaft fuhr frohen Mutes in die Wüste, wird schon irgendwie gut werden, Viertelfinale, Halbfinale, vielleicht sogar der große Coup? Aber dann ist die DFB-Elf von ein Sandsturm mit sportlichen und politischen Orkanböen schnell aus dem Turnier geweht worden, und die Winde verfolgten die schwer zerzausten Akteure bis nach Hause, bis in ihre Klubs.
Jetzt ist der Lack ab. In der Champions League schaffte es nur der FC Bayern ins Viertelfinale, Borussia Dortmund, RB Leipzig und Eintracht Frankfurt waren ihren Gegner dermaßen unterlegen, dass es schon beim Hingucken wehtat. Dass es nun auch die Bayern erwischt hat gegen das Superteam Manchester City ist als singulär betrachtetes Ereignis kein Drama; so, wie das Viertelfinal-Aus 2021 gegen Paris singulär betrachtet kein Drama war; so, wie das Viertelfinal-Aus 2022 gegen Villarreal kein Drama ... okay, doch, das war ein Drama.
Die Singularität der Ereignisse (jedes Spiel, jedes Ausscheiden hat seine eigene Geschichte) hat sich im Laufe der Zeit zu einem Gesamtbild verdichtet, das nicht schön aussieht. Ein Mosaik des Scheiterns. Der beste deutsche Klub schafft es verlässlich nicht mehr ins Halbfinale der Königsklasse. Der zweitbeste Klub, Borussia Dortmund, scheint von nationalen und internationalen Erfolgen genauso weit weg wie die Nationalmannschaft von einem Weltmeistertitel. In der Bundesliga liefern sie sich in dieser Saison ein lustiges Titelrennen, bei dem Woche für Woche einer über den anderen fällt, und wer würde bezweifeln, dass am Ende doch wieder die Bayern vorne sind, zum elften Mal in Folge Meister.
Die Probleme sind komplex, obwohl es so einfach ist: es fehlt an Qualität. Nicht einmal die Bayern können finanziell mithalten mit der aus vielerlei zweifelhaften Quellen fett subventionierten Konkurrenz in Europa. Dass die deutschen Talente fehlen und dass das in den nächsten Jahren noch schlimmer wird, ist ein oft beklagter Missstand. Ihn zu beheben, wird lange brauchen.
Fürs Erste darf es sich der deutsche Fußball deshalb bequem machen. Im Mittelmaß.