Hertha BSC und Marco Richter: Fast märchenhaft

Hertha BSC setzt sich nach der Niederlage gegen Borussia Dortmund am Tabellenende fest, aber immerhin es gibt einen klitzekleinen Lichtblick
Es gibt - man glaubt es kaum nach einem Pokalaus (beim Zweitligaletzten Eintracht Braunschweig) und vier Ligaspielen allesamt ohne Sieg - Gutes zu berichten von Hertha BSC: Offensivmann Marco Richter konnte erstmals nach seine Hodenkrebsoperation wieder mittun. Es hätte eine echte Herz-Schmerz-Geschichte werden können beim Spiel daheim gegen Borussia Dortmund. Aber Joker Richter scheiterte mit seinem Schuss in der 79. Minute an der Latte. „Das wäre natürlich ein Comeback nach Maß gewesen“, sagte der Ex-Augsburger hinterher.
So verlor die Hertha das dritte Mal in der noch jungen Saison, diesmal 0:1, und das alles in allem verdientermaßen. Den Gästen gelang es somit, die Wunde ein wenig zu lecken, die in der Vorwoche durch ein 2:3 nach 2:0-Führung gegen Werder Bremen aufgerissen war.
Der Dank des BVB gebührt auch dem 1. FC Köln. Denn dessen Ex-Teammitglieder Sihan Özcan und Anthony Modeste zeichneten für das Tor des Tages in Co-Produktion verantwortlich. Flanke des einen, Kopfball des anderen. Tor - so einfach wie dereinst in der Domstadt. Modeste feierte seinen Treffer als Dank für dessen ungebrochene Zuneigung mit einem Sprint in die Arme des Trainers Edin Terzic.
Dessen Kollege Sandro Schwarz ist natürlich längst gewahr geworden, welchem Himmelfahrtskommando er sich in der Hauptstadt angeschlossen hat. Ein Punkt steht da bisher nur, ein schmeichelhafter zudem aus dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt.
Am Tag nach der Niederlage gegen Dortmund besuchte Sportchef Fredi Bobic das TV-Studio der „Bild“. Er sagte Sätze wie „Wir müssen Energie in die Truppe reinbekommen“ und befand, bis auf den Pokal in Braunschweig und die Derbyniederlage gegen Union seien die Vorstellungen der Hertha „okay“ gewesen. Das ist freundlich formuliert. Denn so wird es nicht reichen, das steht mal fest. „Hertha mangelte es nicht an Eifer, aber letztlich an Qualität, um den Vizemeister ernsthaft in Gefahr zu bringen“, urteilte der „Tagesspiegel“ stocknüchtern.
Das wissen sie natürlich auch in Berlin-Charlottenburg: Deshalb soll Agustin Rogel, Nationalspieler aus Uruguay, derzeit noch bei Estudiantes La Plata in Argentinien angestellt, möglichst schon diese Woche die Innenverteidigung stabilisieren.
Beim BVB offenbarte Trainer Terzic den Wagemut, trotz der schlechten Erfahrung der Vorwoche, als er Niklas Süle mit offensichtlichem Trainingsrückstand viel zu früh gebracht hatte, den Nationalspieler nach 86 Minuten einzuwechseln. Diesmal ging alles gut. Hertha hatte nicht die Mittel wie in der Vorwoche Aufsteiger Werder Bremen, die Borussia noch in Not zu bringen. Emre Can übrigens musste nach seinem verunglückten Auftritt gegen Werder ganz draußen bleiben. Eine schmerzliche Botschaft. jcm