0:3 stand es in der 80. Minute, und Madrid war dem Untergang geweiht, als Modric seinen rechten Fuß einsetzte wie ein Jahrhundertmaler seinen Pinsel. Scheinbar mühelos schwang er den Ball mit dem Außenrist im hohen Bogen in den Chelsea-Strafraum (Spötter behaupten, Toni Kroos hätte einen Querpass gespielt), und am Ende des Bogens wartete der Brasilianer Rodrygo und vollierte. 1:3, Hinspielergebnis egalisiert, Verlängerung. In dieser gelang Camavinga in der 95. Minute eine Balleroberung (Spötter behaupten, Toni Kroos halte Balleroberungen für niedere Arbeit), und Sekunden später stand es nur noch 2:3. Karim Benzema war in Erscheinung getreten. Was Modric im zentralen Mittelfeld ist, ist Benzema, 34, im Sturmzentrum: ein Zeitenwandler, von menschlichen Verfallsprozessen nicht weiter betroffen.
So unverwüstlich wie seine beiden Besten zeigt Real Madrid sich als Ganzes. Wie schon in der Runde zu vor (gegen Paris Saint-Germain) standen die Spanier kurz vor dem Aus gegen Chelsea, das, ganz anders als im Hinspiel, stark aufspielte. Doch die „Remontada“ ist für die Madrilenen zur Daseinsform geworden. Fast schien es, sie hätten Chelsea absichtlich in Führung gehen lassen, um es wieder einholen zu können; Fangi im ehrwürdigen Bernabeu.
Den Engländern, bei den die deutschen Nationalspieler Kai Havertz, Antonio Rüdiger (traf zum 0:2) und Timo Werner (traf zum 0:3) allesamt einen guten Job machten, saß der Schock tief. Einerseits. Andererseits: „Das ist die Art von Niederlage, die wir schlucken und verdauen können“, sagte Trainer Thomas Tuchel, „wir haben da draußen alles gegeben und haben nichts zu bereuen.“ Unterm Strich hatte Chelsea die Runde im Hinspiel verloren.
Während der Titelverteidiger also raus ist, darf Real Madrid vom 14. Triumph in der Champions League träumen. Und spätestens zum Halbfinale am 27. April dürfte auch Toni Kroos nicht mehr beleidigt sein.