1. Startseite
  2. Sport
  3. Fußball

ErlingHaaland - Blitz und Donner

Erstellt:

Von: Jakob Böllhoff

Kommentare

Noch von dieser Welt? Erling Haaland. Foto: dpa
Noch von dieser Welt? Erling Haaland. Foto: dpa © dpa

Ist Erling Haaland von dieser Welt? Und eigentlich passt er mit seiner brachialen Art gar nicht zum symphonischen Orchester Manchester Citys. Oder gerade deswegen?

Schnelle Recherche, aus gegebenem Anlass, zum norwegischen Städtchen Bryne, gelegen an der herrlichen Westküste Norwegens, mit ihrem hohen Himmel und weiten Horizont und endlosen Meer, an das sich lange Sandstrände schmiegen, eine Ahnung von Freiheit. Bei Wikipedia steht: „In Bryne werden unter anderem landwirtschaftliche Maschinen und Roboter produziert.“ Maschinen und Roboter. Soso.

Man will verstehen, man ist ja Mensch. Den Dingen auf den Grund gehen. Wer oder was also, fragt man sich, ist Erling Braut Haaland? Ein norwegischer Fußballer, behauptet Wikipedia, 2000 geboren im englischen Leeds, familiär abstammend aus Bryne und dort aufgewachsen ab dem Alter von drei Jahren.

Wer diesen Haaland in letzter Zeit mal beim Fußballspielen zusah, zum Beispiel am Dienstagabend beim 7:0 seines Teams Manchester City gegen RB Leipzig in der Champions League, fragt sich, was das heißen soll: aufgewachsen. Fünf Tore hat er geschossen, allein an diesem Abend. Nichts Spektakuläres dabei, er war halt anwesend, und dann kam der Ball, und dann hat er ihn mit knappen Bewegungen reingeschossen ins Tor der Leipziger, als wäre das Bestimmung. 39 Tore in 36 Spielen sind es insgesamt für Haaland in dieser Saison.

Kann natürlich sein, dass dieser sagenhafte Bursche im klassischen Sinne „aufgewachsen“ ist in Bryne, dass er viel draußen war und ständig Fußball spielte. Dass das Universum dann das Beste gemacht hat aus den Genen des Vaters, ebenfalls Berufskicker, und Erling generös reinwachsen ließ in einen perfekten Torjägerkörper, obendrauf montiert der furchterregende Quadratschädel eines skandinavischen Seegottes, Mentalität inklusive. Das wäre sozusagen die logische Erklärung.

Andererseits gibt es Gemunkel in Bryne. Angeblich ist im Herbst 2006 bei einem Gewitter ein Blitz in die Roboterfabrik eingeschlagen. Angeblich war der kleine Erling mit seinem Ball ganz in der Nähe. Angeblich hat exakt in diesem Moment in Deutschland Gerd Müller vom Toreschießen geträumt, vom hohen Himmel, vom weiten Meer und von Kartoffelsalat. Angeblich erzitterten in diesem Augenblick Zeit und Raum über Bryne, ganz kurz nur, unmerklich, und es entstand das, was wir heute unter der Begrifflichkeit Erling Braut Haaland verstehen.

Haaland komplettiert City

Wäre das also geklärt. Die Leipziger müssen sich nicht grämen. Sie sind an einer Übermacht zerschellt. Und Haaland war dabei nur der sichtbarste Aspekt, der Posterboy dieser Demontage. Manchester City hat seine Gäste als beste Version seiner selbst in Empfang genommen, hat sie mit makellosem Pressing und Offensivspiel filetiert, jede Aktion trug den Stempel des Meistertrainers Pep Guardiola. Der hat inzwischen zugegeben, dass seine Mission bei den Cityzens unvollendet wäre, würde der Triumph in der Champions League fehlen. Diese Mannschaft, die in England nur Zweiter ist, hinter Arsenal, weil die ganzen Meistertitel etwas abtragen vom Ehrgeiz, von der Zielstrebigkeit, spielt in der Königsklasse um ein Vermächtnis. Man sieht das.

Es könnte klappen diesmal. Weil City Haaland hat, den stoischen Torroboter aus Bryne, der gar nicht passt zur symphonische Fußballkunst Guardiolas. Und sie vielleicht genau deshalb vollendet.

Auch interessant

Kommentare