„Equal Pay“ für DFB-Frauen? Präsident Neuendorf hält baldige Umsetzung für „problematisch“
DFB-Präsident Bernd Neuendorf sprach sich gegen eine baldige Umsetzung des „Equal Pay“ beim DFB aus. Allerdings ohne eine stichhaltige Begründung zu liefern.
Frankfurt am Main - Beim FIFA-Kongress in Ruanda kündigte der Präsident des Fußball-Weltverbandes Gianni Infantino zuletzt das Prinzip „Equal Pay“ für die kommenden Weltmeisterschaften an. Demnach sollen die WM-Prämien für Nationalteams der Männer und Frauen angeglichen werden. In Deutschland wird die Idee zwar aufgenommen, allerdings äußerte sich Bernd Neuendorf, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, noch zurückhaltend zur Thematik.
Deutscher Fußball-Bund |
Gründung: 28. Januar 1900 in Leipzig |
Hauptsitz: Frankfurt am Main |
Präsident: Bernd Neuendorf |
FIFA-Beitritt: 1904 |
DFB: Deutliche Diskrepanz zwischen Prämien der Frauen und Männer
Das DFB-Team macht wieder Spaß. Das dürften sich die meisten deutschen Zuschauer während der Europameisterschaft der Frauen im vergangenen Jahr gedacht haben. Denn das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg erreichte beim EM-Turnier in England das Finale, unterlag dann jedoch vor über 87.000 Zuschauern gegen den Gastgeber.
Bei den Männern hingegen gab es Ende vergangenen Jahres nur ein Thema: zum zweiten Mal hintereinander schieden sie in der WM-Vorrunde aus. Dabei hätten die Männer-Nationalmannschaft bei dem Turnier um sechsstellige Prämien spielen können, schon für den Gruppensieg hätte es bei der Katar-WM 50.000 Euro gegeben, für den Titelgewinn sogar 400.000 Euro.
„Equal Pay“: Viele Verbände setzen die Gleichbezahlung der Männer und Frauen schon um
Von solchen Prämien können die Nationalspielerinnen nur träumen, für die EM rief der DFB eine Titelprämie von 60.000 Euro für jede Spielerin aus. Für den zweiten Platz erhielten die Spielerinnen am Ende jeweils 30.000 Euro – zwar eine beachtliche Summe, jedoch kaum vergleichbar mit den Beträgen, die bei den Männern über den Tisch gehen.
Einige Länder, beispielsweise Norwegen, Finnland oder die Schweiz, aber auch erfolgreiche Fußballnationen wie England, die Niederlande oder Spanien setzten bereits „Equal Pay“ im Verband um. Somit bekommen Männer und Frauen die gleichen Prämien ausgezahlt. Wann oder ob Deutschland nachzieht, ist ungewiss, wie die jüngsten Aussagen des DFB-Präsidenten Bernd Neuendorf durchblicken lassen.
Nach Infantinos „Equal-Pay“-Vorstoß: DFB-Präsident Neuendorf weiter zurückhaltend
Der 61-Jährige äußerte sich verhalten bezüglich einer Angleichung der WM-Prämien für die Männer und Frauen des DFB. Er habe die Debatte „nicht ad acta gelegt“, dennoch wolle er es „prozessual“ anlegen, meinte die Verbandsspitze am Montag. Die Debatte über das Prinzip „Equal Pay“ werde „in Teilen der Politik und medial geführt“, meinte Neuendorf, der auf die Wünsche der Spielerinnen verwies.
Ihnen seien Rahmenbedingungen bei einer WM, also medizinische Betreuung oder etwa die Unterkunft wichtig. „Und die sind eins zu eins wie bei den Männern“, rechtfertigte sich Neuendorf und fügte hinzu: „Das darf man nicht kleinreden, das ist auch ein Wert.“ Über die etwaigen monetären Wünsche der DFB-Frauen äußerte er sich jedoch nicht.

„Equal Pay“: DFB-Präsident hält Umsetzung geschlechterunabhängiger Bezahlung für „problematisch“
Was in anderen Ländern längst Usus ist, ist in Deutschland nicht einfach durchzusetzen. Zumindest, wenn man den Worten von Neuendorf glaubt. „Ich glaube, es ist immer problematisch, wenn man sagt: Wir wollen alles und wir wollen es jetzt“, erklärte der DFB-Präsident. Die Anpassung der Prämien hat beim DFB also offenbar keine Priorität.
Das Frauennationalteam verhandelt derzeit in Gesprächen mit der DFB-Spitze über die Prämien der bevorstehenden Weltmeisterschaft, die zwischen dem 20. Juli und dem 20. August in Australien und Neuseeland stattfindet. Im Vorfeld forderten 150 Nationalspielerinnen eine Angleichung der Prämien für das WM-Turnier im Sommer 2023, doch diese werden erst später folgen.
„Equal Pay“: FIFA-Präsident Infantino kündigte gleiche Bezahlung bei WM 2026 und WM 2027 an
Für die nachfolgenden WM-Turniere könnten Verhandlungen der DFB-Frauen tatsächlich etwas anders aussehen, möglicherweise werden sich Frauen und Männer gemeinsam an einen Tisch setzen. Denn Infantino gab jüngst das Ziel aus, „bei der WM der Männer 2026 und der Frauen-WM 2027 gleiche Bezahlung zu erreichen“.
Den deutschen Nationalspielerinnen dürfte dies gefallen. Schon bei der diesjährigen WM in Ozeanien werde die Summe von 30 Millionen US-Dollar aus dem Jahr 2019 deutlich steigen, wie der FIFA-Boss in der ruandischen Hauptstadt Kigali annoncierte. So sollen Prämien in Höhe von 110 Millionen US-Dollar ausgeschüttet werden. Das Gefälle zu den Männern ist auch hier noch vergleichsweise hoch, insgesamt 440 Millionen US-Dollar wurden bei der Katar-WM an die 32 Nationalmannschaften gezahlt. (ajr)