- 0 Kommentare
- Weitere
Nationalmannschaft
EM 2021: Ein Maestro auf Abwegen - Toni Kroos droht DFB-Degradierung
- vonNico Scheckschließen
Wenn zwei brillieren, schadet es dem Dritten. Vor der EM 2021 steht Bundestrainer Joachim Löw plötzlich vor der Frage: Braucht es noch einen Toni Kroos?
Frankfurt – Das Thema ist so schnell konstruiert wie sonst derzeit nur das Resümee über die Schalker Saison 2021. Toni Kroos, der Spielmacher Real Madrids, der Taktgeber der deutschen Nationalmannschaft, der Maestro in weiß, spielte nicht. Nicht donnerstags gegen Island (3:0), nicht sonntags gegen Rumänien (1:0) und auch mittwochs gegen Nordmazedonien (20.45 Uhr) wird er nicht spielen.
Dass Kroos nicht spielt, ist einfach zu erklären: Er ist verletzt. Ziemlich sicher ist auch: Er hätte gespielt, wäre er nicht verletzt. Nun ist es aber so, dass in seiner Abwesenheit das Mittelfeld-Trio die Namen von Joshua Kimmich, Ilkay Gündogan und Leon Goretzka trägt. Weil sie vor allem gegen Rumänien brillieren, muss sich Bundestrainer Joachim Löw plötzlich die Frage stellen, ob es da für die EM 2021 noch einen Kroos braucht. Stichwort: schnell konstruiert.
EM 2021: Gündogan wird plötzlich offensiv – Kroos droht die Bank beim DFB
Die Antwort auf die Frage, ob es einen Kroos in der Startelf des DFB-Teams bei der EM 2021 noch braucht oder eben nicht, hängt in diesen Tagen vor allem davon ab, wen man fragt. Christoph Daum etwa, Trainer-Legende und Beinahe-Bundestrainer, würde verneinen. Im „Doppelpass“ auf Sport1 stellte er lieber für seine Traumelf Gündogan und Kimmich auf die begehrten Plätze.
Themenseite zur EM 2021
Alle News zur EM 2021 finden Sie auf unserer Themenseite.
Gündogan selbst betonte auf der Pressekonferenz vor dem WM-Quali-Spiel gegen Nordmazedonien mit Blick auf die EM 2021 ungewohnt offensiv: „Ich sollte spielen.“ Widersprechen möchte ihm in diesen Tagen und Wochen niemand. Gündogan ist besser denn je, er brilliert, zaubert, lenkt - und trifft jetzt sogar am Fließband. Zuerst bei Manchester City als vielleicht falscheste Neun jemals, dann, jüngst, gegen Island als Spielgestalter im DFB-Dress.
„Ilkay ist derzeit der beste deutsche Spieler“, hatte Antonio Rüdiger, DFB-Kollege, vom Stapel gelassen. Darauf angesprochen wollte Gündogan seinem Teamkollegen nicht widersprechen. Stattdessen wieder dieser Satz: „Ich habe die Qualität zu spielen und bin selbstbewusst genug, um zu sagen, dass ich spielen sollte.“
Löw verteidigt Kroos, spricht aber keine DFB-Garantie für EM 2021 aus
Doch Gündogan ist nicht Kroos‘ einzige Sorge. Kimmich hat sich beim FC Bayern und auch unter Löw in der deutschen Nationalmannschaft zum vielleicht aktuell besten Sechser weltweit gemausert. Er vereint die Qualitäten eines Spielgestalters wie Kroos mit denen eines Abräumers. Dass Löw ein Mittelfeld bestehend aus Kimmich, Gündogan und Kroos auf den Spielberichtsbogen packt, ist unwahrscheinlich. Vielmehr heißt die DFB-Besetzung des offensiveren Mittelfeldparts bei der EM 2021 wohl Leon Goretzka – oder sogar Thomas Müller?
„Wichtig ist, dass wir im Mittelfeld flexibel sind und die Möglichkeit haben, den Ball schnell laufen zu lassen“, sagt Gündogan dazu. „Toni ist nach wie vor ein Weltklassespieler mit einem immensen Erfahrungsschatz“, sagt Löw dazu - und nimmt damit seinen Maestro in Schutz. Darüber brauche man nicht permanent diskutieren, betonte der Bundestrainer auf besagter Pressekonferenz in klassischer Löw-Manier, um dann aber doch die Fragezeichen zur Startelf bei der EM im Sommer stehenzulassen: „Er tut jeder Mannschaft gut.“ Also auch auf der Bank? (Nico Scheck)