Emotionaler Abschied nach EM-Aus: „Vielen Dank, Jogi. Es war uns eine Ehre!“

Das DFB-Team ist in Wembley gegen England aus der EM 2021 ausgeschieden - damit endet die Dienstzeit des „ewigen“ Bundestrainers Joachim Löw nach 15 Jahren.
Herzogenaurach ‒ Die Ära Löw ist zu Ende. Nun hat der scheidende Bundestrainer Joachim Löw* sich zusammen mit DFB-Direktor Oliver Bierhoff* verabschiedet. Am Mittwoch (30.06.2021) haben sich die beiden vor der Abreise aus dem Mannschafts-Quartier in Herzogenaurach öffentlich zum Ausscheiden der Nationalmannschaft aus der EM 2021*, zum Abschied von Löw und der Zukunft mit Nachfolger Hansi Flick geäußert. Mit dem EM-Aus endete Jogi Löws Dienstzeit am Dienstag im Londoner Wembley-Stadion nach 15 Jahren und 198 Länderspielen.
EM-Aus 2021: Ära Löw endet - Hansi Flick übernimmt
Damit Endet für Fußball-Deutschland eine Ära. Durch die Niederlage in Wembley wurde die Chance auf einen letzten Titel und ehrenvollen Abschied für Löw allerdings vertan. Bei der Pressekonferenz erklärte Löw: „Natürlich war es mir am Herzen gelegen, mich trotz dieser Enttäuschung bei allen zu bedanken, für die Zeit, den Einsatz und das Vertrauen.“ „Ich übernehme die Verantwortung für dieses Ausscheiden“, kommentierte er einen Tag nach der bitteren Niederlage: „Es tut mir leid, dass wir unsere Fans enttäuscht haben.“
Manche Spieler seien so traurig gewesen, „wie ich es selten erlebt habe“, betonte Löw. Nach dem Spiel habe er gemeinsam mit der Mannschaft noch einmal die letzten Jahre Revue passieren lassen und sich bei allen bedankt. Am Mittwochmorgen (30.06.2021) habe er sich dann von den Spielern verabschiedet, sie seien nach und nach von der Basis in Franken abgereist.
EM-Aus 2021: Joachim Löw mit emotionalem Abschied
Löw zeigte sich emotional, aber auch erleichtert über das Ende seiner langen Karriere als Bundestrainer. „Nach 15 Jahren an vorderster Front bin ich auch mal froh, wenn ich mich etwas zurückziehen kann.“ Sicherlich werde er etwas Zeit brauchen die Emotionen, schöne und enttäuschende Momente zu verarbeiten. Einiges davon werde sich mit der Zeit sicherlich auch relativieren, erklärt er.

Der scheidende Bundestrainer blicke vor allem dankbar auf den Weg, den er mit den Menschen gegangen ist. Nach einigen Jahren werde es auf einzelne Niederlagen vermutlich gar nicht mehr so ankommen. „Die menschliche Seite wird bleiben. Das ist schön, dafür bin ich wahnsinnig dankbar, dass ich all das erleben konnte. Dafür ist man gerne Trainer.“ Bei der Frage nach seiner persönlichen Zukunft blieb Löw vorerst vage: „Geplant habe ich noch nichts, weder einen Urlaub noch sonst irgendetwas“. Das Geschehene müsse vorerst verarbeitet werden und dann werde man sehen, was die nächsten Wochen bringen. Er habe das Thema Zukunft vorerst gezielt beiseite geschoben.
Löw über Analyse zum EM-Aus: „Dazu bin ich jetzt nicht in der Lage“
Löw betonte während der Pressekonferenz immer wieder, dass er die volle Verantwortung für das Ausscheiden bei dieser Europameisterschaft übernehme, er wolle jetzt aber nicht in eine große Analyse des Turniers gehen. „Einige Dinge haben zeitweise hervorragend funktioniert, andere nicht. Was ich sagen kann: Wir haben in diesen viereinhalb Wochen alles investiert.“ Aber ins Detail zu gehen, dazu sei er jetzt nicht in der Lage.
Der 2014 noch gefeierte Weltmeister-Coach übergibt die DFB-Elf* nun an seinen früheren Assistenten Hansi Flick*, der zuletzt sehr erfolgreich beim FC Bayern München gearbeitet hat. Jogi Löw und Nachfolger Flick verbindet eine jahrelange Freundschaft.
Löw betonte bei der Pressekonferenz, dass er mit „Hansi eigentlich die letzten Monate ständig in Kontakt“ war und ihm bei Fragen selbstverständlich immer zur Verfügung stünde. Dennoch sei Hansi Flick auch ein Trainer mit eigenen Ideen und klaren Vorstellung. Es sei also erst einmal kein Abendessen zur offiziellen „Übergabe“ geplant. „Ich wünsche meinem Nachfolger alles Gute und werde weiterhin ein Fan dieser Mannschaft bleiben“, schloss Löw ab. „Mein Herz schlägt weiter Schwarz, Rot, Gold.“ Die ersten Länderspiele unter dem neuen Coach werden im September stattfinden.
Abschied von Joachim Löw: Flick soll die DFB-Elf wieder an die Weltspitze führen
Bei der Frage nach seinem „Vermächtnis als Bundestrainer“ beschreibt Joachim Löw vor allem die Entwicklung der Mannschaft von 2010 bis 2016/17. Als er beim DFB anfing, stand über allem, „dass wir uns fußballerisch enorm verbessern müssen“, so Löw. „Was wir dann geschafft haben, die Entwicklung, die wir gemacht haben, das ist für mich eine unglaubliche Befriedigung. Diese Mannschaft hat über viele Jahre an der Weltspitze agiert.“ Neben Deutschland sind auch Weltmeister Frankreich und Europameister Portugal bei dieser Europameisterschaft im Achtelfinale ausgeschieden - das nimmt Löw zum Anlass den Vergleich zu anderen „großen Fußballnationen“ zu ziehen: „Es ist unglaublich schwierig, immer unter die letzten Vier bei Turnieren zu kommen, aber wir haben das oft geschafft. Mit unserem Stil und Fußball haben wir viele begeistert.“
Mit dem Ausscheiden der EM 2021 könne man nicht zufrieden sein, erklärte auch Oliver Bierhoff, England sei schlagbar gewesen und am Ende stehe trotz einer tollen Vorbereitung oder einer ehrgeizigen Mannschaft das Ergebnis. Trotzdem stehe das Ergebnis nicht für die Leistungen des jahrelangen Bundestrainers. DFB-Pressesprecher Jens Grittner überbringt zum Abschluss der Pressekonferenz daher noch eine klare Botschaft: „Vielen Dank, Jogi. Es war uns eine Ehre!“
Bei der Weltmeisterschaft 2022 in Katar und der nächsten Heim-Europameisterschaft 2024 soll Hansi Flick die deutsche Mannschaft nun wieder an die Weltspitze führen, sagte Flick bereits bei der Verpflichtung des neuen Bundestrainers am 25. Mai*.
Bierhoff über Rücktritte im DFB-Team: „Habe von keinem Spieler etwas gehört“
Doch was wird die Zukunft der Deutschen Nationalmannschaft bringen? Die Spekulationen über den ein oder anderen Rücktritt von DFB-Stars* sind bereits in vollem Gange - doch noch gibt es keine Bestätigung von Manager Bierhoff. „Wir haben Spieler, die nicht mehr ganz so jung sind, die in ihren Vereinen mehr Verantwortung übernehmen müssen“, erklärt er, doch über einen möglichen Rücktritt habe er gestern von keinem der älteren Spieler etwas gehört.
Der künftige Bundestrainer Hansi Flick werde in naher Zukunft mit diesen Spielern sprechen. Bierhoff erklärte dazu, selbst wenn es dazu kommt, dass einige Spieler nach der EM 2021 in der Nationalmannschaft aufhören, müsse man dies als Chance sehen, mehr junge Spieler einzubauen - etwas, dass Trainer Flick gerne auch mal mache, aber: „Wie das jetzt konkret aussieht, welche Taktik und Philosophie er haben wird - dafür werden wir bald Gelegenheit haben und ihn bitten, das mal vorzustellen.“ (iwe) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.