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Gala im Bernabeu: Barcelona triumphiert über Real Madrid

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Von: Daniel Schmitt

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Ließ seine Madrider Gegenspieler reihenweise stehen - oder liegen: Ousmane Dembélé.
Ließ seine Madrider Gegenspieler reihenweise stehen - oder liegen: Ousmane Dembélé. © IMAGO/NurPhoto

Die Ex-Dortmunder Aubameyang und Dembélé taugen als Sinnbilder des Aufschwungs beim FC Barcelona. Nach Clasico-Triumph in Madrid wartet bald das Duell mit Eintracht Frankfurt.

Madrid – Wenn die Superstars dieses Superklubs am Aeropuerto El Prat einfliegen, ist die Aufmerksamkeit riesig. Reporter:innen, Kamerateams, Hunderte Fans. Wie Ameisen zwängen sie sich durch die kaum vorhandenen Lücken, nah ran ans Absperrgitter, irgendwie einen Blick erhaschen, vielleicht auch ein Selfie oder doch nur die Unterschrift. Setzen die Fußballgötter aus Barcelonas Himmelreich, vor allem frisch verpflichtete, auch nur einen Fuß auf katalanischen Boden, werden sie umringt, bejubelt, angeschrien. Normalerweise.

Der 31. Januar 2022, ein Montagmittag, der letzte Tag der Transferperiode: Pierre-Emerick Aubameyang schlendert in die Empfangshalle des Terminals. Keine Fans, wenige Reporter:innen, ein Kamerateam der vereinseigenen Medienabteilung. Der stille Empfang des Superstars.

FC Barcelona erlebt „stolzen Abend im Bernabeu“

Keine zwei Monate später, der 20. März 2022, ein Sonntagabend, ist die Fußballwelt vom FC Barcelona und Pierre-Emerick Aubameyang eine andere. Der Stürmer, 32, feiert sich durch ein ganzes Stadion, er wird gefeiert, erst von den Mitspielern direkt nach seinen beiden Treffer im Clasico, dem wichtigsten Fußballspiel auf spanischem Boden, einem der wichtigsten Fußballspiele der Welt. Dann nach dem Abpfiff. Auba, so der Spitzname, schunkelt von links nach rechts, schaut nach oben, ganz nach oben, dorthin, wo die Gästefans im Estadio Santiago Bernabeu, der Heimat von Real Madrid, eingepfercht sind. Er grinst, er lacht, er schunkelt wieder. Pierre-Emerick Aubameyang ist einer der Helden, wohl der Held, des 4:0-Erfolgs seines Teams bei Real Madrid.

Kann sein neues Glück kaum glauben: Pierre-Emerick Aubameyang.
Kann sein neues Glück kaum glauben: Pierre-Emerick Aubameyang. © AFP

Die fünf Clasico zuvor waren allesamt an die Königlichen aus der Hauptstadt gegangen, in der Tabelle wies der Spitzenreiter vor seiner Abreibung am Sonntagabend einen Vorsprung von 15 Punkten auf die drittplatzierten Katalanen auf, sportlich wie finanziell war der Abstand der beiden spanischen Schwergewichte selten zuvor größer.

Nun heißt es: „Wir sind wieder da“ – Barça-Verteidiger Gerard Piqué.

Oder: „Ein stolzer Abend im Bernabeu“ - Barça-Torwart Marc-André ter Stegen.

Nicht zuletzt: „Es ist offiziell: Der FC Barcelona ist zurück im Geschäft“ – Gary Lineker, englischer Ex-Nationalspieler und TV-Experte.

Seitdem die Klubikone Xavi im November den Trainerposten beim spanischen FCB angetreten hat, geht es aufwärts. Die sich wie ein großes, schwarzes Tuch um den ganzen Klub hüllenden Misserfolge scheinen hinter den Katalanen zu liegen, obwohl den Verein weiterhin eine immense Schuldenlast (1,35 Milliarden Euro) zu erdrücken droht. Sportlich aber läuft es rund. In der Liga ist die Qualifikation für die Champions League wahrscheinlich, in der Europa League sind die Spanier haushoher Favorit im Viertelfinalduell gegen Eintracht Frankfurt. Ohnehin gilt der Titel im zweitklassigen europäischen Wettbewerb als Pflicht. So ist nun mal das Selbstverständnis eines Weltklubs wie dem FC Barcelona.

Die Form für derlei Ziele stimmt jedenfalls. In Madrid erspielte (in Hälfte eins) und erkonterte (in Hälfte zwei) sich Barça etliche Großchancen, hätte vor allem in der Schlussphase das Ergebnis in für Real noch unangenehmere Sphären treiben können. Madrid, ohne seinen Besten Karim Benzema (Wadenblessur) angetreten, war über 90 Minuten gesehen chancenlos. Und als es zwischendurch doch einzelne Torchancen hatten, parierte der deutsche Ballfänger ter Stegen prächtig, „Eine schwarze Nacht“ titelte die real-nahe Sportzeitung „As“. Die Gastgeber – schwerfällig, fehlerlastig, kurzum: enttäuschend – waren passenderweise in schwarzen Trikots gekleidet, eigentlich aus PR-Gründen.

FC Barcelona: Aubameyang und Dembélé gegen Real Madrid trumpfen auf

Doch wo große Verlierer sind, da sind (meist) auch große Gewinner. In diesem Fall: vor allem Pierre-Emerick Aubameyang und Ousmane Dembélé. Die beiden früheren Dortmunder tricksten sich durch die Real-Abwehr, oder rannten einfach an ihr vorbei. Dembélé legte zwei Tore auf, Aubameyang schoss zwei selbst und leitete per Hacke zum Treffer von Ferran Torres weiter. Zudem traf Verteidiger Ronald Araújo nach einer Ecke.

Es sind ja ohnehin besondere Geschichten, jene von Aubameyang und Dembélé. Der eine, Dembélé, sollte seinen auslaufenden Vertrag verlängern und wollte nicht. Dann sollte er weg und wollte nicht. Schließlich wollte ihn niemand mehr. Die Mitspieler nicht, der Trainer nicht, die Fans pfiffen auf ihn. Der andere, Aubameyang, war im Dezember beim FC Arsenal suspendiert worden, obwohl zuvor Kapitän der Londoner. „Wirklich traurig“, fand Trainer Mikel Arteta das, weshalb der Wechsel nach Spanien überhaupt erst möglich wurde. Barcelona suchte einen Nachfolger für den aus gesundheitlichen Gründen zurückgetretenen Kun Agüero, auch eine zusätzliche Option anstelle Dembélés. Doch das Geld war aus, Aubameyang sehr teuer, nur auf Verdacht reiste dieser nach Barcelona, das große Tamtam am Flughafen blieb aus. Erst als Philippe Coutinho auf den letzten Drücker noch bei Aston Villa unterkam und Arsenal seinem ehemaligen Knipser eine Abfindung von acht Millionen Pfund zahlte, konnte der Deal über die Bühne gehen.

Logisch, dass die anfängliche Skepsis bei den Fans der Blaugrana groß war. Zu alt, zu divenhaft, eine Art Dembélé 2.0. Die beiden Profis aber, schon früher häufig unterwegs im Spagat zwischen Genie und Wahnsinn, taten sich zusammen. Als er in Barcelona angekommen sei, so Aubameyang, habe er sofort zu Dembélé gesagt: „Du musst bleiben, Bro!“ Seitdem liefern beide ab. Dembélé bereitete in den vergangenen fünf Ligaspielen sieben Treffer vor, Aubameyang kommt in elf Pflichtpartien auf neun Treffer. Längst taugt dieser als Sinnbild des wiedererstarken Barça. Oder wie Trainer Xavi sagt: als „Geschenk des Himmels“. (Daniel Schmitt)

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