Duell mit der Vergangenheit

Erstmals trifft der FC Bayern gegen seinen Ex-Trainer Pep Guardiola. Ein bisschen trauern sie dem Katalanen heute noch nach - die Zeit mit ihm war speziell.
Dieser Kommentar muss gelingen, ohne die Worte „Salz- und Pfefferstreuer“ zu verwenden, wobei das eigentlich leicht ist. Denn Thomas Tuchel und Pep Guardiola haben an diesem sagenumwobenen Dinner in einem Münchner Nobelrestaurant nicht nur mit Gewürz-Gefäßen, sondern auch mit Espresso-Tassen hantiert. Logisch, eine Mannschaft besteht aus mehr als zwei Spielern. Also halt noch einen kleinen Kaffee bestellt – schon waren zwei Mann mehr auf der Tischdecke bzw. dem Platz. Genial.
Beide Trainer – Tuchel über Dortmund, Paris und Chelsea, Guardiola zu ManCity – haben seitdem Wege eingeschlagen, die sich öfter gekreuzt haben und in einem Champions-League-Endspiel gipfelten. Und trotzdem hat das Wiedersehen heute Abend eine besondere Note. Nur bedingt liegt das an Tuchel, sondern vielmehr daran, dass Guardiola seit seinem bedauerten Abschied tatsächlich noch nie auf den FC Bayern getroffen ist. Klammert man zwei Testspiele 2016 und 2022 aus, hat es acht Jahre und sechs Trainer gedauert, ehe der Abonnementsmeister zum ersten ernsthaften Duell mit seiner Vergangenheit antreten muss.
Dass das in einer Saison passiert, die absolut bayern-untypisch verläuft, ist allenfalls eine Randnotiz. Denn egal, wer bei diesem „ersten Mal“ an der Seitenlinie gestanden hätte: Sie alle wären an jenem Mann gemessen worden, der es als bis dato letzter geschafft hat, seinen unterschriebenen Vertrag beim FC Bayern zu erfüllen, an Pep G.. Altmeister Jupp Heynckes kam für eine Kurzzeit-Mission, Willy Sagnol half aus, Hansi Flick wurde unverhofft zum Super-Coach. Weder Carlo Ancelotti noch Niko Kovac oder Julian Nagelsmann konnten auch nur ansatzweise die Ära prägen, für die sie verpflichtet wurden. Immer wieder dachte man an Pep – und dessen Spuren.
Sie waren (und sind) groß, obwohl auch der Katalane an der Säbener Straße nicht nur Positives erlebt hat. Der Zwist mit Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, drei K.o. im Halbfinale der Königsklasse: Auch seine Mission blieb in München unerfüllt. Besonders aber war die Zeit, weil beide Seiten – Klubbosse und Trainerteam – auch dann an einem Strang zogen, als sie nicht einer Meinung waren. Die Hoffnung, dass das mit Tuchel klappt, besteht, muss aber nicht in Erfüllung gehen. Immerhin hat der Coach Glück, dass das Duell mit Guardiola für die Bewertung seines Schaffens noch nicht taugt. Klappt es, darf er sich feiern lassen; klappt es nicht, ist er nicht allein Schuld. Beste Bedingungen, es allen zu zeigen. Zur Not auch dreckig, ohne taktische Salz- und Pfeffer..., sorry!, Espresso-Tassen.
