Druck für Schiedsrichter Christian Dingert

Der Freiburger Protest gegen die Spielwertung nach dem Wechselfehler der Bayern könnte weitreichende Folgen haben / Schirichef Fröhlich stützt den Referee und übt Kritik
Nach dem Einspruch des SC Freiburg gegen die Wertung der 1:4-Niederlage gegen den FC Bayern steht dem Schiedsrichterteam um Christian Dingert ein unangenehmer Auftritt vor dem DFB-Sportgericht bevor. Schiedsrichterchef Lutz Michael Fröhlich sagte in einer Videokonferenz mit Medien während eines Lehrgangs der deutschen Elite-Schiedsrichter in Potsdam, man werde das vertiefende Gespräch mit dem Team Dingert suchen. Zudem würden alle Referees noch einmal sensibilisiert, auf den korrekten Ablauf bei Auswechslungen besonders zu achten. Er fände es gleichwohl „fatal als Botschaft“, so Fröhlich, der als empathische Führungspersönlichkeit bekannt ist, persönlichen Konsequenzen für Dingert zu ziehen. Wiewohl dieser zum zweiten Mal binnen einer Saison im Zentrum einer Wechselpanne steht.
Freiburg hatte Protest eingelegt, weil die Bayern am Samstag kurz vor Schluss beim Spielstand von 3:1 vorübergehend und unbemerkt vom Schiedsrichterteam zwölf Spieler auf dem Platz hatten und die Begegnung dennoch für knapp 20 Sekunden fortgesetzt wurde.
Lutz Wagner spricht Klartext
In der neuen DFB-Schiedsrichter-GmbH fühlt man sich erkennbar unwohl mit den Geschehnissen und dem anstehenden Prozess, spricht das Thema aber auch kritisch an. „Im Prozessablauf gab es Fehler, die auf der Schiedsrichter-Seite gelegen haben“, so Fröhlich. Der erfahrene Schiedsrichterlehrwart Lutz Wagner sagte im Gespräch mit der FR: „Normalerweise hätte der Schiedsrichter oder jemand aus seinem Team sich vor der Spielfortsetzung vergewissern müssen, dass die Anzahl der Spieler stimmt. Das ist nicht geschehen.“
Dingert pfiff schon (allerdings mit einem anderen Vierten Offiziellen an der Seite) im vergangenen Sommer die später am Grünen Tisch neu gewertete Pokalpartie Preußen Münster gegen VfL Wolfsburg. Dem Schiedsrichterteam war durchgegangen, dass der VfL in der Verlängerung unerlaubterweise einen sechsten Spieler eingewechselt hatte.
Der Wolfsburger 3:1-Sieg wurde nach Einspruch der Münsteraner vorm Sportgericht in eine Niederlage umgewandelt. Achim Späth, der Richter der Berufungsverhandlung, äußerte in seiner Urteilsbegründung erhebliche Zweifel, dass von Unparteiischen-Seite im Prozess die reine Wahrheit geäußert worden sei. Kein gutes Zeugnis des Richters, ganz im Gegenteil.
Viel Arbeit für Lutz Michael Fröhlich
Die deutschen Spitzenreferees trifft es gerade auch unverschuldet hart. Wegen Covid-19-Erkrankungen muss Schirichef Fröhlich bis zu 15 Umbesetzungen pro Wochenende für die insgesamt 28 Partien der ersten bis dritten Liga vornehmen. Manche Referees müssen in der Not zweimal pro Wochenende pfeifen, Stress pur, für alle Beteiligten.