Dortmund parkt den Bus um

Der BVB setzt sich gegen das VfB-Abwehrbollwerk durch und sieht den Verlust der Tabellenführung unproblematisch.
Der Verlust der Tabellenführung nach 161 Tagen an der Bundesligaspitze konnte die gute Stimmung der Dortmunder nicht trüben. Es überwog die Erleichterung, nach den enttäuschenden Wochen mit dem Aus im DFB-Pokal und der Champions League wenigstens in der Liga weiter von einem Titel träumen zu dürfen. „Natürlich geht das nicht spurlos an uns vorbei“, gestand der BVB-Kapitän Marco Reus ein. „Deshalb war es wichtig für uns, zu gewinnen, für das Selbstvertrauen, für die Fans.“ Dass die Schwarz-Gelben am Wochenende die Rolle des Jägers übernahmen, interessierte Reus nicht: „Das ist mir wurscht. Entscheidend ist, wer am Ende oben ist. Nach wie vor ist alles offen.“
Vieles deutet inzwischen darauf hin, dass der 6. April zu einem vorentscheidenden Tag im Kampf um die Meisterschale werden könnte. Dann reisen die Dortmunder nach München. „Wir müssen bis dahin fokussiert bleiben“, sagte BVB-Mittelfeldspieler Axel Witsel. „Wir sind immer noch auf Augenhöhe mit den Bayern, wollen dran bleiben.“ Vor dem Gipfeltreffen treten die Borussen bei Hertha BSC und auf eigenem Platz gegen den VfL Wolfsburg an. Gelegenheit für die Schwarz-Gelben, sich in einigen Bereichen zu steigern, vor allem in der Defensive stabiler zu werden.
Nach der Führung durch den Foulelfmeter von Marco Reus (62.) kassierten die Dortmunder bereits den zehnten Gegentreffer nach einer Standardsituation. Marc-Oliver Kempf war nach einem Freistoß per Flugkopfball zum 1:1 (71.) erfolgreich. „Zehn Gegentore nach Standards sind einfach zu viel“, ärgerte sich Sebastian Kehl, Leiter der BVB-Lizenzspielerabteilung. „Wir haben schon in den vergangenen Wochen viel Lehrgeld gezahlt. So leicht sollten wir es dem Gegner nicht machen.“ Zufrieden war Kehl aber mit der Reaktion, die die Mannschaft nach dem Ausgleich zeigte und sich mit den späten Treffern durch Paco Alcacer (84.) und Christian Pulisic (90.+2) belohnte.
BVB-Trainer Lucien Favre sprach von einem verdienten Sieg: „Wir hatten 75 Prozent Ballbesitz. Das ist sehr viel“, analysierte der Schweizer. „Stuttgart hat einen gigantischen Bus vor dem eigenen Tor geparkt. Es war sehr schwer, die Lücke zu finden.“ Auch daran wird der Coach in den kommenden Wochen weiter intensiv mit der Mannschaft arbeiten, dabei vielleicht nach neuen Lösungen suchen. Denn die Gegner haben inzwischen erkannt, dass der BVB gegen eine massive Fünferkette seine Probleme hat, weil es auf den Außenbahnen wenig Raum gibt. Zumal trotz großer Dortmunder Dominanz auch gegen Stuttgart die letzte Präzision beim entscheidenden Pass fehlte.
Dennoch überwog die Erleichterung. „Es war enorm wichtig, die drei Punkte zu holen, damit wir ein bisschen Ruhe reinkriegen“, beteuerte Kehl, der sich von der Höhe des Münchner Sieges gegen Wolfsburg durchaus überrascht zeigt, aber nicht näher darauf eingehen wollte. „Wir haben uns die ganze Zeit nicht damit beschäftigt, was die Bayern machen“, erklärte der ehemalige BVB-Kapitän: „Ich will maximalen Erfolg. Ob du auf Platz zwei oder eins stehst, ist im Moment egal, weil wir noch ein paar Spiele haben. Wir brauchen diese Fokussierung, wir brauchen diese Intensität und den Willen. Dann werden wir ganz lange vorne dabei bleiben.“