Die Kugel fürs Lebenswerk

Allein für nette Erinnerungen ist Lionel Messi nicht zum besten Spieler der Welt gewählt worden, auch wenn er nicht mehr so auftrumpfte wie früher. Ein Kommentar.
Was muss dieser kleine Luka Modric für ein Großer sein, ein Wahnsinnsfußballer, einfach brillant. Wie wäre es anders zu erklären, dass dem Kroaten in Diensten von Real Madrid vor drei Jahren das gelang, was allen anderen nicht gelingen will: die Krönung zum Besten der Besten, zum Gewinner des Ballon d’Or.
Ohne ausufernd in der Vergangenheit wühlen zu wollen: Natürlich ist der kleine Luka ein Riesenkicker, besonders zu bestaunen bei der WM 2018 in Russland, wofür er damals zum ersten Mal seit 2007 die Dauersieger besiegte – besser als Ronaldo und Messi, die Experten sahen es so. Wo wir beim Casus knacksus wären: Mit Experten kann das so eine Sache sein. Denn hätte bei der diesjährigen Wahl nicht eher Bayern-Ballermann Robert Lewandowski die Auszeichnung verdient gehabt?
Er hätte es, zweifelsohne. Lewandowski legte ein Topjahr hin, gewann mit den Münchnern die Meisterschaft, den Supercup, die Klub-WM, er erzielte 62 Pflichtspieltreffer und übertrumpfte gar Gerd Müller. Genug gute Gründe, weshalb Lewandowski den Goldenen Ball im Theatre du Chatelet von Paris in die Höhe hätte recken sollen. Er wurde Zweiter.
Stattdessen zum siebten Mal ausgezeichnet: Lionel Messi, der Ballartist aus Barcelona, der ja gar nicht mehr in Barcelona spielt, sondern in Paris, aber immer der Ballartist aus Barcelona bleiben wird, selbst wenn er in Paris nicht mehr so viel Ballartistik zeigt. Verstanden? Die Wahl Messis ist also auch eine für dessen Lebenswerk, für all die wunderbaren Erinnerungen, die der Zauberfloh aus Rosario geschaffen hat – bei den Fans, den Experten. Der seinesgleichen sucht in der Fußballhistorie, mindestens mal in jener dieses Jahrhunderts.
Er also übertrumpfte Lewandowski zur Überraschung vieler, weil dessen Sensationsjahr 2020 noch in den Hinterköpfen steckt, offenbar aber nicht den Ausschlag gab. 2020, ohne pandemiebedingte Absage der Wahl, hätte Lewandowski gewonnen, wäre zum nächsten Luka Modric geworden, aber 2021 lieferte eben auch Messi ab. Klar, nicht mehr ganz so wie früher, aber beachtlich: 41 Tore, deutlich mehr Vorlagen als Lewandowski, zudem der erstmalige Gewinn der in Europa unterschätzten, weltweit aber vielbeachteten Copa América mit Argentinien - inklusive neun Scorerpunkten von Messi. Das ist zumindest nicht Nichts.
So sei noch angemerkt: Allein für nette Erinnerungen hat Messi die goldene Kugel nicht gewonnen. Cristiano Ronaldo, der andere Dauersieger, wurde nur Sechster.