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Die Bayern am Boden

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Von: Jan Christian Müller

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Sinnbild der Münchner Tristesse: Thomas Müller.
Sinnbild der Münchner Tristesse: Thomas Müller. © AFP

Das Viertelfinal-Aus in der Champions League gegen Villarreal schreit nach Konsequenzen beim FC Bayern München

Es kommt selten vor, dass Wortakrobat Thomas Müller nicht mehr weiß, was er sagen soll. Am Dienstagabend nach der vom FC Villarreal verabreichten Kaltdusche sah man Müller wie in Schockstarre gefroren vorm TV-Mikrofon. 0:1 in einem komplett verkorksten Hinspiel, 1:1 durch einen unbarmherzigen Wirkungstreffer in der 88. Minute im Rückspiel: bye-bye Bayern.

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Thomas Müller: Zwei Szenen des Scheiterns

Müller selbst spielte die meiste Zeit eine Nebenrolle, und als er dann nach der einzig wirklich gelungenen Aktion von Leroy Sané mal kurz in eine Hauptrolle schlüpfte, verfehlte sein Flugkopfball ohne Gegnerdruck das Tor. So bleiben von Thomas Müller in den Jahren 2021 und 2022 vor allem zwei Szenen des Scheiterns im kollektiven Gedächtnis: Der freie Lauf aufs englische Tor in Wembley beim Achtelfinal-Aus gegen England, als er unbedrängt links vorbeischoss, und der freie Kopfball rechts vorbei gegen Villarreal.

Es war klar, dass ein Scheitern gegen eine Mannschaft, die in Spanien allenfalls zur erweiterten Spitze gehört, für den deutschen Branchenführer Ungemach nach sich zieht. Berühmtheit kostet Nerven. In den Sozialen Netzwerken überschlagen sich die Leute mit Kritik, auch medial kommt es Dicke für alle Beteiligten, inklusive Hohn und Spott. So formulierte die Deutsche Presseagentur mit spitzer Feder: „Kein Triple, kein Double – nur ein Single bleibt.“

FC Bayern: Wo war das Mia-san-Mia?

„Wucht, Ideen, Gier und das berühmte Mia-san-mia“ hätten gefehlt, urteilte der Sportinformationsdienst. Diagnostiziert werden zudem Formschwächen von Führungskräften wie bei Müller selbst, bei Sané, Serge Gnabry und Joshua Kimmich; Trainer Julian Nagelsmann sei Schuld, sagen manche, weil er im Hinspiel den gerade von einer Herzmuskelentzündung genesenen Alphonso Davies von Beginn an brachte und selbigen im Rückspiel einwechselte, so dass der Kanadier beim späten Gegentor das Abseits aufhob; die Kaderplanung von Hasan Salihamidzic steht nicht erst seit Dienstag im Fokus. Nun umso mehr.

Was sagen die Protagonisten? Nagelsmann redete nicht großartig drum herum: Die Saison sei „nicht ausreichend“. Klingt verdächtig nach Note fünf mit allenfalls einem kleinen Plus davor für den baldigen nationalen Titel. Vorstandschef Oliver Kahn lief Dienstagabend brav bei Fuß („Mehr Einsatz und Wille, als die Mannschaft gezeigt hat, geht kaum“), blieb dabei auch tags darauf bei Twitter („Unsere Spieler haben alles reingeworfen“), kündigte aber an, „die richtigen Schlüsse zu ziehen, um die Weichen für die neue Saison zu stellen.“ Was das inhaltlich konkret bedeutet, wird man sicher bald sehen.

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