„Keiner muss mir etwas an Vertrauen oder Loyalität beweisen. Auf ein Pokalhalbfinale könne man sich freuen, „denn so ein Spiel spielt man nicht jeden Tag“. Er selbst dirigierte den sechsfachen Pokalsieger vor zwei Jahren bis ins Halbfinale gegen den FC Bayern (2:3), als ein skandalträchtiger Elfmeterpfiff des Berliner Schiedsrichters Daniel Siebert die Bremer um alle Chancen brachte. Ein ebensolcher Pokalfight ist das Mindeste, was Bremens Bosse erwarten, die nur ein „Treuebekenntnis light“ fürs Pokalwochenende ausgestellt haben. Geschäftsführer Frank Baumann forderte erneut „eine Reaktion“ der Mannschaft ein. Ansonsten erfolgt eine Neubewertung der Lage, „was uns die größte Wahrscheinlichkeit gibt, die sportlichen Ziele zu erreichen“.
Dann würde für den Ligaendspurt wohl noch ein Notretter installiert. Der im Verein als Technischer Direktor tätige Thomas Schaaf ist eine Option – am Freitag feierte der gemeinsam mit Otto Rehhagel erfolgreichste Werder-Trainer übrigens seinen 60. Geburtstag. In seinen vielen Interviews vermied er es, weitere Unruhe zu schüren. Ganz im Gegensatz zum Ex-Manager Will Lemke und Ex-Aufsichtsrat Jörg Wontorra, die den Gesamtzustand des Vereins, aber auch den Umgang mit dem Trainer heftig kritisierten. Der vertraglich bis 2023 gebundene Kohfeldt findet die Vorgänge allerdings „legitim“. Er hat seinen ganz eigenen Weg, das Pokalduell nicht mit Bedeutung zu überladen: „Wir spielen nur ein Spiel. Wir sind keine Politiker, die weitreichende Entscheidungen treffen müssen.“ So kann man es natürlich auch sehen. (hel)
Borussia Dortmund: Selbstverständlich wollen sie bei Borussia Dortmund ins DFB-Pokalfinale einziehen und in der Folge mit dem einzig noch möglichen Titel diese durchwachsene Saison irgendwie in eine gute verwandeln. Der volle Fokus aber, dieser Eindruck drängt sich auf, liegt bei den Schwarz-Gelben nicht auf dem Samstagsspiel (20.30 Uhr/ARD) im eigenen Stadion gegen Holstein Kiel. Zum einen, weil die Borussia auch in der Liga wichtige Ziele zu verfolgen hat, den Sprung auf einen Champions-League-Platz, zum anderen, weil sich neuerdings um Trainer Edin Terzic ein Gerücht rankt. Am Noch-Chefcoach, der in der kommenden Saison eigentlich wieder ins zweite Glied rücken und dem aus Gladbach kommenden Marco Rose assistieren soll, hegt angeblich der VfL Wolfsburg (hat noch Oliver Glasner unter Vertrag) Interesse. „Ihr könnt gerne damit weitermachen, aber ich möchte dieses Spiel nicht mitspielen“, kommentierte Terzic. Nun gut.
Er richte den Blick nur aufs Pokalduell mit dem Zweitligisten. Denn: „Den FC Bayern zu schlagen, das schaffen nicht viele Mannschaften. Die Kieler haben eindrucksvoll gezeigt, wozu sie in der Lage sind.“ Michael Zorc wollte sich derweil nicht festlegen, was wichtiger ist, der Einzug ins Pokalfinale oder in die Champions League. Für den BVB-Manager gilt: „Wir wollen beides.“ (dani)
Holstein Kiel: Kiel ist bundesweit einer der wenigen Sportstandorte, an dem sich der Fußball mit der Nebenrolle abfinden muss. Klar, die KSV Holstein kickt bereits im vierten Jahr in der zweiten Liga mit, klopft gar laut ans Tor zur deutschen Eliteklasse, die allergrößte Aufmerksamkeit in der Hafenstadt an der Ostsee aber erfährt der THW Kiel, das Nonplusultra des Handballs – nicht nur hierzulande, auch in Europa. Da kann es also leicht passieren, dass wie jüngst bei Sky versehentlich das DFB-Pokalhalbfinale zwischen der Dortmunder Borussia und dem THW Kiel angekündigt wird. Ups.
Die Kieler Kicker, also jene von der KSV Holstein, nahmen diesen Fauxpas gelassen hin, das kennen sie ja irgendwie, diese Nebenrolle. Sie twitterten in Richtung ihrer titelverwöhnten Handballkollegen: „Ihr habt natürlich mehr Erfahrung in Halbfinals.“ In der Tat: Würden die Kieler „Störche“ am Samstag (20.30 Uhr/ARD) im Westfalenstadion ins Endspiel des deutschen Cupwettbewerbs einziehen, wäre das nicht nur eine Sensation, sondern auch ein Novum in der Klubhistorie.
Das Team von Trainer Ole Werner ist klarer Außenseiter, kehrte zudem erst vor kurzem aus einer 14-tägigen Quarantäne auf den Platz zurück. Freilich: Mit der Rolle des Underdogs kennen sie sich aus im hohen Norden. Schon der FC Bayern bekam das zu spüren, schied in der zweiten Runde nach einem umkämpften Spiel im Elfmeterschießen aus, ebenso wenig später der hessische Zweitligist Darmstadt 98. Ole Werner, der Erfolgscoach, bringt die Gemengelage auf den Punkt: „Der BVB ist der zweitgrößte Klub Deutschlands, das Spiel ist für uns eine riesige Chance.“ Die KSV Holstein: für einen Abend die Nummer eins der Stadt. (dani)